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Loch

Loch

Titel: Loch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Laymon
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Bergmann, der vor achtzig Jahren die Mine verlassen hatte.
    Norman schnappte nach Luft. Sein Bein schmerzte, wo das Schlangengift noch immer das Muskelgewebe durchtränkte. Auch seine Hand brannte an der Stelle, auf der Priest, der verrückte Kannibale, herumgekaut hatte.
    Schließlich hatte er genug Luft, um zu sprechen. »Pamela, ich hoffe, du willst mir sagen, dass wir uns in dieses Ding setzen und hier rausrollen können.«
    »Nein … der Stollen führt bergauf. Wenn wir in den Wagen klettern und ihn losrollen lassen, landen wir genau bei Duke.«
    Norman sah zu der Grotte unter ihnen zurück. Die Taschenlampe wurde heller. »Also … Duke … Duke kommt immer näher.« Er leckte sich über die trockenen Lippen. »Was hast du vor?«
    »Gib mir dein Hemd.«
    »Was?«
    »Dein Hemd. Schnell.«
    Aus der Grotte hörten sie Duke singen: »Links, zwo, drei, Marsch, ich riech das Blut von ’nem Studentenarsch.« Der Mann lachte. Ein irres Lachen. So wie ein Mann lacht, der gerade einen anderen in Stücke schneidet.
    »Norman? Dein Hemd!«
    »Okay, okay.« Norman riss sich das Hemd vom Leib, ohne sich mit den Knöpfen aufzuhalten. Schnell knotete Pamela es vorn an die eiserne Anhängekupplung der Lore.
    »Feuerzeug.« Sie streckte die Hand aus.
    Norman gab es ihr.
    Sie drehte das Rädchen, um den Docht zu entzünden. Dann hielt sie die blaue Flamme unter Normans Hemd. Knisternd begann es zu brennen.
    »Toll«, keuchte er. »Du hast mein Hemd an den Wagen geknotet. Du hast es angezündet. Und was jetzt?«
    »Trete den Keil unter dem Rad weg.«
    »Wie die Dame wünscht.« Er war jetzt wie aufgedreht. Das Ganze kam ihm völlig sinnlos vor. Doch er tat trotzdem, was sie sagte. Mit ein paar Tritten beförderte er den Holzkeil, der als Bremse diente, zur Seite.
    »Norman, aus dem Weg!«
    Er trat an die Stollenwand zurück.
    Nichts geschah.
    »Die Achsen sind bestimmt verrostet«, erklärte er. »Das Ding hängt fest wie … wie die Kacke an einem Baby.«
    »Norman!«, rief Duke. »Was machst du? Spielst du mit dem rostigen Wagen, Kumpel? Du wirst dich noch schneiden.«
    Norman konnte Duke nicht richtig erkennen, doch er nahm an, dass er soeben den Teil des Stollens betreten hatte, in dem sich Pamela, er und die Lore befanden. Die hartnäckig festgefahrene Lore.
    »Stell dich dahinter und schieb!«, zischte Pamela.
    »Glaubst du wirklich, dass sie ihn überrollt?«
    »Setz den Wagen einfach in Bewegung, Norman.«
    Er humpelte hinter die Lore, um Pamela zu helfen, die sich mit der Schulter dagegenstemmte. Er schob.
    Durch zusammengebissene Zähne keuchte er: »Hätten wir nicht besser wegrennen sollen?«
    »Wir können ihm nicht weglaufen. Er ist bewaffnet. Wir nicht. Das ist unsere letzte Hoffnung.«
    »O Gott, und was für eine.«
    »Setz das Ding in Bewegung, ehe das Hemd abbrennt.«
    »Als wenn das irgendeinen Sinn hätte.«
    »Hör zu. Das Gas, das du vorhin entzündet hast, als es aus dem Torso gewichen ist – das war Methan. Es entsteht bei der Verwesung.«
    »Und?«
    »Methan. Es ist geruchlos und farblos. Es ist leichter als Luft. Ah, na also, er bewegt sich.«
    Die Räder quietschten, als sie sich zum ersten Mal seit Jahrzehnten rührten.
    »Norman?« Dukes Stimme. »Spielst du da oben mit Streichhölzern? Ich sehe irgendwas brennen.«
    »Methan ist leicht entflammbar«, keuchte Pamela.
    »Warum sind wir dann nicht in die Luft geflogen, als du das Hemd angezündet hast?«
    »Wegen des Buckels im Boden der Grotte. Erinnerst du dich an die Stelle, wo wir keine Luft bekommen haben? Das Methan hat sich unterhalb des Buckels gesammelt.«
    »Von den ganzen verwesenden Leichen?«
    »Ja, diese Toten sind eine richtige Gasfabrik.«
    »Er rollt!«, stieß Norman hervor, als sich die Räder lösten und der Wagen in Bewegung setzte. Achsen quietschten. Norman richtete sich auf und sah, wie die Lore immer schneller den Hang hinab und auf das Licht von Dukes Taschenlampe zurollte. Das Donnern eiserner Räder auf den Schienen erfüllte die Leere.
    »Drück dich an die Stollenwand!«, rief Pamela durch den Lärm der davonschießenden Lore. »Leg die Hände auf die Ohren. Mach den Mund auf, sonst platzen deine Lungen durch die Druckwelle.«
    Druckwelle? Das klang, als verwandelte sich die Lore mit dem darangeknoteten brennenden Hemd in eine Atombombe. Das Rumpeln der Lore wurde leiser; dann ertönte Dukes verächtliches Lachen.
    »Habt ihr wirklich geglaubt, ihr könntet Duke mit diesem Schrotthaufen überrollen? Mann, da müsst ihr

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