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Loch

Loch

Titel: Loch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Laymon
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euch was Besseres ausdenken!«
    Das Rattern der Räder verklang.
    Norman hätte vor Enttäuschung beinahe zu weinen begonnen. All die Anstrengung. Wofür? Mein Gott, sie wären besser …
    Norman hörte die Explosion nicht.
    Alles, an was er sich später erinnerte, war ein blaues Licht von solcher Intensität, dass er es auch mit geschlossenen Augen noch sah. Dann flog er durch die Luft. Dann lag er auf dem Boden mit etwas Weichem auf ihm.
    Es war dunkel. Er atmete Staub ein.
    Zumindest atmete er überhaupt.
    Die Dunkelheit schien lange anzudauern. Er war zu benommen, um etwas anderes zu tun, als dazuliegen.
    Nach einer Weile hörte er ein Geräusch in der Stille. Ein elektronisches Piepsen.
    Ein grünes Gesicht schwebte vor ihm.
    »Geht’s dir gut, Norman?«
    »Pamela?«
    »Ja, tut mir leid, dass ich auf dir liege.«
    »Das ist kein Problem, glaub mir.«
    Sie bewegte das Handy, sodass es ihre Umgebung ein wenig beleuchtete.
    Sie konnten nicht viel erkennen. Staub trübte die Luft. Im Licht des Displays wirkte er wie ein unheimlicher grüner Nebel.
    »Duke«, sagte Norman. »Wenn wir unverletzt sind, dann …«
    »Entspann dich«, entgegnete sie. »Wenn dein brennendes Hemd das Methan zur Explosion gebracht hat, kann man beruhigt davon ausgehen, dass Duke zerfetzt wurde.«
    Das Licht des Handys ging aus.
    Sie drückte eine Taste.
    Piep.
    Das Licht ging wieder an. Norman sah Stücke von Duke. Größe Stücke. Kleine Stücke. Verkohlte Stücke. Blutige Stücke. Sein Kopf lag mitten im Stollen und blickte zu ihnen zurück. Die Lippen waren noch immer zu dem verächtlichen Lächeln hochgezogen. Der Rest des Körpers war woanders.
    »Sieht so aus, als würde Duke jetzt bei den anderen bösen Jungs in der Hölle anklopfen.«
    »Ja.« Sie lächelte. »Duke. Ruhe in Frieden. Oder in Fetzen.«
    Sie standen auf. Klopften sich gegenseitig den Staub ab. Norman hatte die gute Idee gehabt, das Feuerzeug in seine Hosentasche zu stecken. Er zündete es an.
    »Okay«, verkündete er. »Suchen wir den Ausgang.«

54
    Als Norman aus dem Lüftungsschacht der Mine trat, war es Nacht. Trotzdem sah er das Licht.
    Nicht dass er plötzlich von der grenzenlosen Liebe Gottes überwältigt gewesen wäre.
    Oder eine Offenbarung durch Jesus, Buddha oder Shiva erfahren hätte.
    Nein.
    Norman sah Pits im Mondlicht unter sich liegen; und dann sah er das Licht seiner eigenen persönlichen Offenbarung. Er dachte: Duke gibt es nicht mehr. Ich bin immer noch hier. Ich werde die Macht übernehmen.
    Der Ort gehört mir.
    »Pass auf, wo du hintrittst, Norman«, sagte Pamela. »Dieser Weg führt genau am Rand der Felswand entlang.«
    »Keine Sorge«, erklärte er. »Nach dem, was heute Nacht passiert ist, muss ich unverwundbar sein.«
    »Ich würde es nicht drauf ankommen lassen. Das ist ein tiefer Fall.«
    Norman fühlte sich gut. Duke war tot. Boots würde kein Problem darstellen. Der Mond schien so hell, dass er den Pfad, der sich am Abgrund entlangschlängelte, gut erkennen konnte. Er warf einen Blick nach links. Die Felswand fiel vielleicht dreißig Meter in die Tiefe, und an ihrem Fuß lag loses Geröll. Vermutlich Abraum aus den Minenschächten, die hier den Hang durchlöcherten. In der Ferne heulte ein Coyote in den Bergen. Ein animalischer Teil von Norman erwiderte das Heulen.
    Ein Begehren, das man nur als wölfisch bezeichnen konnte, brannte in seinem Unterleib. Er blieb stehen. Sah zurück zu Pamela, die ihm auf dem schmalen Pfad folgte.
    Sie sieht gut aus im Mondlicht. Ihre Haut glänzt wie Silber. Das Haar wie Gold.
    Er sah ihre nackte Schulter, wo der Pullover aufgerissen war, als er sie in den Schacht gezerrt hatte, um Boots und Duke zu entkommen. Diese nackte Schulter brannte im Mondlicht. Norman brannte innerlich.
    Er wollte sie.
    Verdammt, er hatte sie verdient. Er hatte jedes Recht, sie für sich zu nehmen. Schließlich hatte Duke versprochen, dass er sie zuerst haben könnte, oder?
    »Norman?« Ihre Stimme bebte, als hätte sie etwas Beunruhigendes in seinem Gesicht gesehen. »Norman, wir müssen zum Haus gehen und meine Freunde befreien. Dann müssen wir Boots finden. Sie ist bewaffnet, weißt du noch?«
    »Ich und du«, keuchte er.
    »Was ist mit uns?« Sie versuchte zu lächeln, als hätte er einen Witz gemacht. Doch selbst im Mondlicht konnte er deutlich erkennen, wie das Lächeln auf ihrem Gesicht erstarb.
    »Ich und du«, flüsterte er. »König und Königin von Pits.«
    »König und Königin von Pits? Wovon zum Teufel redest du,

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