Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Loch

Loch

Titel: Loch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Laymon
Vom Netzwerk:
ist nur ein Handy.«
    »Gib es mir.«
    »Warum? Hier unten gibt es niemals Empfang.«
    »Gib es mir einfach, Norman, ja?«
    »Ich weiß nicht, wo es jetzt ist«, gab Norman zu. »Ich habe es einfach zur Seite geworfen.«
    »Such es. Es könnte uns helfen.«
    »Willst du Duke damit schlagen?«
    »Nein, red keinen Unsinn. Such es einfach.«
    Norman wühlte zwischen Oberschenkelknochen, Brustkörben, vermodernden Arschlöchern, alten Schuhen und Jacken herum, dann …
    »Hier ist dein Handy«, sagte Norman. »Wofür auch immer es gut sein mag.«
    »Vielleicht ist der Akku noch nicht ganz leer …«
    »Ich verstehe nicht, was …«
    »Na also!«
    »Mein Gott!«
    »Verstehst du jetzt?«
    »Pamela. Du bist ein Genie.«
    Mit einem Piepton leuchtete das Display des Handys grüngelb auf, als sie den Einschaltknopf drückte. Es war nicht besonders hell, aber es genügte.
    Norman konnte in dem schwachen Lichtschein Pamelas grinsendes Gesicht erkennen. Er sah auf das Telefon, dessen Tastatur und Anzeige in ihrer Hand leuchteten. Sie bewegte das Handy über den Boden des Stollens.
    Der Nachteil war, dass sie nun die verwesenden Arme, Beine, Torsos, Herzen, Lungen und Rückgrate von Dutzenden von Männern und Frauen sehen konnten.
    »Kein Wunder, dass es so stinkt.« Sie würgte. »Diese Leute verrotten.«
    Am Boden des Minenschachts lag ein runder Hügel weiterer Körper. Norman dachte schon, das Display des Handys leuchtete heller, als er erwartet hatte, doch dann bemerkte er, dass das Licht von oben kam.
    Duke stieg die Leiter herab. Er leuchtet mit der Taschenlampe nach unten, um sicherzugehen, dass niemand dort eine unangenehme Überraschung für ihn bereithielt.
    »Scheiße«, keuchte Norman. »Er kommt.«
    »Warte, wir können nicht mit dem Licht eines Handys laufen. Es geht alle paar Sekunden aus.« Sie drückte eine Taste. Mit einem Piepsen leuchtete das Display wieder auf. Aber nur fünf Sekunden lang.
    »Leuchte auf die Säcke. Es muss irgendwo Streichhölzer geben.«
    So schnell sie konnten, durchsuchten sie im schwachen Licht des Handys die Plastiksäcke.
    »Warte«, sagte sie. »Du gehst die Sachen durch, und ich halte das Licht über deine Hände.«
    Jetzt arbeiteten sie zusammen. Pamela drückte immer wieder eine Taste, damit das Licht anblieb, und hielt das Handy so dicht wie möglich an seine suchenden Hände.
    »Beeil dich, Norman … Ich höre, wie er die Leiter runterkommt.«
    Norman sah Führerscheine, Stifte, Kämme, Autoschlüssel, Straßenkarten, Reiseführer, Socken, Damenunterwäsche, Romane, Musikkassetten, Brillen und dann … Bingo!
    »Sieh mal.«
    »Ein Feuerzeug«, sagte sie. »Funktioniert es?«
    »Probieren wir’s.«
    Er drehte mit dem Daumen das Rädchen. Eine gelbe Flamme schlug aus dem Metallgehäuse. Norman sah, dass es ein auf alt getrimmtes Model mit einem auf der Seite aufgedruckten Cannabisblatt war.
    »Es scheint voll zu sein«, erklärte er.
    »Wir müssen es damit riskieren. Duke kann nicht mehr weit sein.«
    Norman ließ die kleine Flamme brennen. Als er aufstand, stützte er sich mit beiden Händen auf einem Torso ab. Der Körper befand sich in einem fortgeschrittenen Stadium der Verwesung. Er hatte keinen Kopf. Zwischen den Schultern klaffte ein triefendes Loch. Brust und Bauch waren vom Gas aufgeblasen und rund. Die Brusthaare waren aufgerichtet. Sogar der Bauchnabel war herausgedrückt worden und bildete nun eine Beule statt einer Vertiefung. Der Druck im Inneren musste enorm sein.
    In dem Moment, als Norman auf den aufgeblähten Bauch drückte, furzte der Torso durch das Loch des Halses.
    Ein lauter schnaubender Furz.
    Einen Augenblick später erreichte das Verwesungsgas die Feuerzeugflamme. Norman zuckte zurück, als ein Feuerball an seinem Gesicht vorbeizischte und seine Augenbrauen versengte.
    Ehe die Flamme erstarb, beleuchtete sie den Stollen in allen plastischen Einzelheiten. Norman sah die Werkzeugspuren von Pickeln an den Wänden. Er sah die Schienen, die die Goldsucher benutzt hatten. Sie führten tief in den schnurgeraden Stollen hinein.
    Er sah Pamelas erschrockenes Gesicht, als das Gas aus den verwesenden Organen aufflammte. Es wirkte verkrampft und angespannt. Eine Anspannung, die zitterte. Sie war von Kopf bis Fuß nass und glänzend. Streifen von braunem Leichensaft zogen sich über ihre Wangen.
    Norman sah, dass er ihren Pullover zerrissen hatte, als er sie über die Kante des Schachts gezerrt hatte. Ein Schlitz reichte vom Kragen zum Brustbein. Er entblößte die

Weitere Kostenlose Bücher