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Lockend klingt das Lied der Wueste

Lockend klingt das Lied der Wueste

Titel: Lockend klingt das Lied der Wueste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara McMahon
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sie wieder bequem auf dem Diwan saß. Sie zog ihre Kameratasche heran und nahm ihren Notizblock heraus. „Es wäre toll, wenn ich ein paar kleine Storys in mein Buch einbinden könnte. Natürlich nur, wenn es Ihnen nichts ausmacht.“
    Karim drehte die Dochte der Lampen kleiner. Dann ließ er sich auf einem der Sitzkissen nieder. „Welche Art von Storys?“
    „Über dieses alte Haus zum Beispiel, bei dem wir waren. Oder über die Karawanen, die vor Jahrhunderten hier durchgezogen sind. Aber es wäre auch interessant, Näheres über diese prächtigen Bauwerke in der Hauptstadt Soluddai zu erfahren.“
    „Die Beduinen ziehen schon seit Menschengedenken mit ihren Herden als Nomaden durch diese Gegend“, begann er. „Ebenso die Kaufleute mit ihren Karawanen. Unser Staat befindet sich im Landesinneren und besitzt keinen Zugang zum Meer. Die Handelsrouten beschränkten sich also auf Landwege.“
    Aufmerksam hörte Lisa ihm zu. Seine tiefe, warme Stimme mit dem leichten Akzent ging ihr seltsam unter die Haut. Mit geschlossenen Augen lehnte sie sich zurück. Vor ihr entstand das Bild eines kleinen Wüstenstaates, in dem sich seit Jahrhunderten nicht viel geändert hatte, mit einer familienorientierten Infrastruktur, die bis vor Kurzem noch den Einflüssen der Nachbarländer standgehalten hatte. Dann schien Karims Stimme sich immer weiter zu entfernen, und irgendwann glitt Lisa hinüber ins Reich der Träume.
    Das Knattern eines Hubschraubers riss sie aus dem Schlaf. Erschrocken hob sie den Kopf und sah sich um. Es dauerte einen Moment, bevor sie wieder wusste, wo sie sich befand. Von ihrem Gastgeber war nichts zu sehen. Das Rotorengeräusch kam näher und näher. Es hörte sich an, als würde der Helikopter gleich auf dem Zeltdach landen. Neugierig wollte sie sich aufsetzen, doch sofort fuhr ihr ein scharfer Schmerz in den Knöchel.
    Nachdem der Motor abgestellt worden war, vernahm sie die Stimmen von Männern, die arabisch sprachen. Einen Moment später betrat Karim das Zelt. Sein Burnus flatterte, als er mit raschen Schritten zum Diwan herüberkam.
    „Gut, dass Sie wach sind“, sagte er. „Mein Hubschrauber ist gerade eingetroffen.“
    Zehn Minuten später saß Lisa in dem geräumigen, achtsitzigen Helikopter. Er war strahlend weiß, mit goldenen arabischen Lettern an beiden Seiten. Karim hatte sich auf dem Pilotensitz niedergelassen, der Mann, der den Hubschrauber hergeflogen hatte, daneben. Lisa konnte ihren Blick nicht von Karim wenden, wie er mit routinierten Bewegungen die Maschine startete. Einen Moment später erhoben sie sich in die Lüfte. Durchs Fenster schaute sie nach unten. Neben dem Pferd sah sie einen Mann stehen, der es vermutlich zurückreiten würde. Das Zelt wurde kleiner und kleiner, und sie verlor es aus den Augen, als der Helikopter nach Norden abdrehte.
    Lisa holte ihre Kamera hervor und knipste ein Foto nach dem anderen. Dass sie die Gelegenheit zu Luftaufnahmen hatte, war einfach fantastisch. Ob sie auch einmal über die Ausgrabungsstätte fliegen konnten? Dann würde sie die Gegend von oben fotografieren, und zukünftige Generationen hätten die Möglichkeit, sich anzuschauen, wie es früher hier ausgesehen hatte, bevor man das Tal flutete.
    Karim drehte sich kurz zu ihr um. Lisa warf ihm ein Lächeln zu und konzentrierte sich wieder auf ihre Aufnahmen aus der Vogelperspektive.
    Unter ihnen tauchte eine große orientalische Villa mit mehreren Nebengebäuden auf. Von der Straße führte eine asphaltierte Auffahrt bogenförmig zu dem märchenhaften Anwesen. War das etwa das Domizil ihres Gastgebers?
    Sanft setzten sie auf dem Hubschrauberlandeplatz auf, wo eine Limousine auf sie wartete. Karim half Lisa in den Wagen, dann dauerte es nur wenige Augenblicke, bis sie vor der Villa vorfuhren.
    Das palastartige Gebäude war in den warmen Terracottafarben gehalten, die den Häusern in Moquansaid ihr typisches Gepräge gaben. Die schlüssellochförmigen Türen und die von Mosaikfliesen eingerahmten Fenster besaßen jenen orientalischen Charme, den Lisa so liebte. Zu beiden Seiten der Einfahrt erstreckte sich ein grüner Rasen, und im Garten blühte eine verschwenderische Blumenpracht, die einen betörenden Duft verströmte.
    Als sie das Foyer betraten, erhob sich aus der Sitzecke ein gepflegter älterer Herr. Karim begrüßte ihn auf Arabisch, dann trug er Lisa in eine Art Salon und setzte sie in einem Sessel ab.
    „Das ist Dr. al Biminan, ein namhafter Arzt aus unserer Hauptstadt“, stellte er

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