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Lockend klingt das Lied der Wueste

Lockend klingt das Lied der Wueste

Titel: Lockend klingt das Lied der Wueste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara McMahon
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die Früchte, schnitt den Käse in Scheiben und richtete alles auf Porzellantellern an. Zusammen mit einer Stoffserviette reichte er ihr einen davon.
    „Kann ich mir irgendwo die Hände waschen?“, erkundigte sie sich.
    „Selbstverständlich.“ Er brachte ihr eine Schale mit Wasser und ein feuchtes Tuch. Nachdem sie ihre Hände gesäubert hatte, nahm sie sich als Erstes eine Scheibe Mango. Sie schmeckte köstlich und war saftiger als alles Obst, das sie in der letzten Zeit gegessen hatte. Als Nächstes kostete sie ein Stück Pfirsich, dann ein Stück von dem Käse, der sehr pikant war und einen intensiven Geschmack hatte.
    Als sie hochsah, bemerkte sie, dass er sie beim Essen beobachtete.
    „Tropft mir der Saft aus dem Mund?“, fragte sie und fuhr sich mit der Serviette über das Kinn.
    Mit einem Kopfschütteln wandte Karim den Blick ab. Ihm war bewusst, wie unhöflich er sich verhalten hatte. Wie konnte diese Frau so starkes Interesse in ihm wecken, dass er alle guten Manieren vergaß? Er sollte sich eher ärgern. Erst hatte ein Sandsturm ihm den Ausritt verdorben, dann war sein friedliches Leben durch eine Fremde gestört worden, die Hilfe brauchte. Natürlich hätte er sie zurücklassen und ihren Leuten eine Nachricht schicken können, damit man sie abholte. Doch das war ihm zu herzlos erschienen.
    Nura hatte sein überhebliches Benehmen oft kritisiert. Dabei war es ihm gar nicht richtig bewusst gewesen. Er hatte stets das getan, was er für richtig hielt, aber auch stets an andere gedacht.
    Bei dem Gedanken an seine Frau verspürte er wieder den altvertrauten Schmerz. Drei Jahre war Nura jetzt tot, und er vermisste sie immer noch schmerzlich. Von Kindheit an waren sie Seelenverwandte gewesen, und er hatte gewusst, dass er sie eines Tages heiraten würde. Das Schicksal hatte sie getrennt, doch es war nur eine Frage der Zeit, bis sie durch seinen eigenen Tod wieder vereint sein würden.
    Karim warf einen Blick auf seinen ungebetenen Gast. Mit sichtlichem Appetit ließ Lisa sich den Imbiss schmecken. Sie aß mit einem Genuss, als würde sie zum ersten Mal Obst und Käse kosten.
    „Was ist das hier?“, wollte sie wissen und hielt ein rosafarbenes Stück Frucht hoch.
    „Passionsfrucht“, erklärte er.
    Sie betrachtete es einen Augenblick lang, dann schob sie sich den Bissen in einer so sinnlichen Weise zwischen die Lippen, dass es Karim fast wie eine Liebkosung erschien. Fasziniert beobachtete er sie, wie sie mit geschlossenen Augen langsam zu kauen begann.
    Welche anderen Genüsse konnten diesen beinahe überirdischen Ausdruck auf ihr Gesicht zaubern – Sex?
    Seine Gedanken erschreckten ihn so sehr, dass er abrupt aufstand und hinausging, um nach seinem Pferd zu sehen.
    Seit Nuras Tod lebte er völlig enthaltsam. Es kam ihm schon wie ein Verrat vor, auch nur an eine andere Frau zu denken. Besonders an eine, die er gerade erst kennengelernt hatte und die er in keiner Weise anziehend fand. Lisa Sullinger sah ziemlich gewöhnlich aus. Ihre Augen waren nicht geschminkt, ihr braunes Haar hatte einen Allerweltsschnitt, und ihre Haut war mit feinen Sommersprossen übersät. Sie konnte seiner schönen, eleganten Nura nicht das Wasser reichen.
    Nura, die Sonne seines Lebens, war groß, schlank und weltgewandt gewesen. Sie hatten viele Reisen unternommen, um ihre Abenteuerlust zu befriedigen. London, Paris und Rom waren ihr Zuhause gewesen. Auch den Fernen Osten und Australien hatten sie besucht, doch besonders hatte Nura den Charme des europäischen Westens geliebt.
    Das Fell seines Pferdes war noch voller Sand. Karim begann es zu striegeln. Geduldig ließ El al Hamalaar sich die Prozedur gefallen. Die Bürstenstriche beruhigten ihn, und auch Karim fand allmählich sein inneres Gleichgewicht wieder. Morgen früh würde er Lisa zu einem Arzt bringen und sie dann zur Ausgrabungsstätte zurückfahren. Dann konnte er sein gewohntes Leben wieder aufnehmen.
    Er blickte zum Himmel, der blau und wolkenlos war, als habe es den Sandsturm nie gegeben. Dann fragte er sich kurz, ob er einen Hubschrauber anfordern sollte, doch es würde in Kürze dunkel werden, und er hielt Lisas Verletzung nicht für so ernst, dass sie nicht bis morgen früh warten konnten.
    Bald würde sich die Nacht über das Land senken, und das Licht der Sterne würde den Himmel zu funkelndem Leben erwecken. Das war die Zeit, die er am liebsten mochte. Die Zeit, die er gern mit jemandem geteilt hätte.
    Karim ging wieder zum Zelt zurück. Vielleicht war es

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