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Lockende Kuesse

Lockende Kuesse

Titel: Lockende Kuesse Kostenlos Bücher Online Lesen
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flüsterte ihm etwas ins Ohr. »Ganz genau, Maude, ganz genau. Was kann ich für Sie tun, Miss O'Reilly?«
    »Ich möchte zu Patrick nach Amerika fahren und würde gerne das nächste Schiff, das nach Charleston geht, nehmen.«
    »Ah, eine Abenteurerin! Ich bewundere Sie. Mal sehen: also Big Jim Harding segelt morgen oder übermorgen ab. Ich kann Ihnen gleich hier einen Fahrschein ausstellen.«
    »Wie viel kostet die Überfahrt , Mr. Bolt?«
    »Nun, mal sehen. Ja, das wären vierzig Pfund, aber wenn Sie eine Privatkabine mit Bedienung wünschen, kostet es fünfzig Pfund.« .
    »Oh, das macht nichts«, sagte Kitty und holte vorsichtig fünfzig Pfund aus ihrem Geldbeutel.
    »Reisen Sie allein?«, fragte er mit hochgezogenen Brauen.
    »Ja. Sehen Sie, meine Kammerzofe ist auf der Fahrt hierher krank geworden, deshalb habe ich sie in unserem Haus in Bolton zurückgelassen«, improvisierte sie rasch.
    »Aha, ich verstehe. Nun gut, einen Augenblick, und ich schreibe dieses Ticket für Sie aus. Und Sie bleiben natürlich bei uns über Nacht. Meine Mädchen würden sich freuen, Sie als Gast zu haben, meine Liebe.«
    »Ah - nun ja, ich hatte eigentlich vor, im Adelphi Hotel abzusteigen«, log sie, »aber Sie wissen ja, wie man dort auf allein reisende Frauen reagiert.«
    »Ganz genau, meine Liebe, ganz genau.«
     
    Kitty lächelte heimlich in sich hinein, als sie am Abendbrottisch Platz nahm. Es gab gekochtes Fleisch, gekochte Kartoffeln und gekochten Kohl. Ein wenig appetitanregendes Mahl. Kitty war froh, dass sie trotz ihres Zustands keinen empfindlichen Magen entwickelt hatte. Isaac Bolt jedoch schien den Verdauungsapparat eines Pferdes zu besitzen, wie sie bewundernd feststellte. Als der Nachtisch serviert wurde, rief er begeistert aus: »Ah, spotted dick!«
    Kitty lachte laut auf, nicht etwa wegen des komischen Namens, der eine Anspielung auf ein gewisses männliches Organ darstellte, sondern weil auch dieser Pudding, der wie besagtes Organ geformt war, gekocht war.
    Nach dem Abendessen wollte er dann unbedingt, dass seine Tochter Alice ihnen etwas vorsang. Er wünschte sich all die sentimentalen, alten, irischen Balladen, und Alice trug sie mit glockenhellem, ein wenig zu süßem Stimmchen vor, während der stolze Vater strahlend lauschte. Der Abend schien schier nicht enden zu wollen, Kitty wünschte schon, sich für die Nacht einfach unter eine Hecke gelegt zu haben. Irgendwann jedoch ging auch dieses Martyrium zu Ende.
    »Ich werde Sie morgen früh mit meiner Kutsche zum Hafen bringen und sicher an Bord geleiten. Maude wird Sie auf Ihr Zimmer führen. Frühstück morgen Punkt sieben. Alice, komm.«
    Als sie allein waren, blickte Maude Kitty an und sagte: »War kaum zu ertragen, stimmt's?«
    Kittys Lippen zuckten, und sie merkte, dass sie Maude auf einmal beinahe mochte. Impulsiv sagte sie: »Was haben Sie Ihrem Vater im Büro ins Ohr geflüstert?«
    »Ich sagte, wenn das Patricks Schwester ist, bin ich ein Chinese!«
    Kitty errötete heftig.»Warum haben Sie mich dann mit meiner Scharade fortfahren lassen?«
    Maude zuckte mit den Schultern. »Wegen Vater brauchen Sie sich nicht zu sorgen; sein ganzes Leben ist eine Scharade.« Sie wies mit einem Kopfrucken zur Treppe. »Er schläft mit ihr, wissen Sie.«
    »Sie meinen doch nicht ... doch nicht mit seiner eigenen Tochter? Das kann ich nicht glauben!«
    Maude lachte. »Glauben Sie's! Ich bin die jüngste von einundzwanzig Kindern, die er von vier verschiedenen Frauen hat. Als die Letzte starb, hat sich die Familie zusammengesetzt und beschlossen, dass mit all den Ehefrauen und Kindern Schluss sein muss. Wir sind so schon einundzwanzig, unter denen das Erbe aufgeteilt werden muss, wenn er mal in den großen Hafen da oben einsegelt, da wurde Alice das Bauernopfer.«
    »Aber das ist ja unerhört!«, rief Kitty empört.
    Maude gluckste. »Unerhört und ungehört, aber nicht ungewöhnlich. Überlegen Sie mal selbst, Sie kennen doch sicher den einen oder anderen Witwer mit Tochter, die die Stelle seiner Frau einnimmt?«
    »Ja, aber nur auf gesellschaftlicher Ebene«, protestierte Kitty.
    »Gesellschaftlich und auch privat«, versicherte ihr Maude.
    »Weiß Patrick, was hier vorgeht?«, erkundigte sich Kitty schockiert.
    »Sicher nicht, nein. Nun, wir könnten alle auf dem Kopf stehen und indianischen Hanf rauchen, und er würde keinen Funken Interesse an uns zeigen. Es geht ihm immer nur ums Geschäft. Tatsächlich sind Sie für mich eine große Überraschung. Ich habe mich

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