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Lockende Kuesse

Lockende Kuesse

Titel: Lockende Kuesse Kostenlos Bücher Online Lesen
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oft gefragt, wie Patricks Zukünftige aussehen würde. Entweder eine hochnäsige Patrizierin oder eine graue kleine Maus mit Geld wie Heu. Hätte nie gedacht, dass sein Herz über seinen Verstand triumphieren könnte. Nie, in einer Million Jahren nicht.«
    Kitty lachte erfreut. »Na, das ist aber mal ein nettes Kompliment. Danke.«
    »Sparen Sie sich Ihren Dank; noch sind Sie nicht verheiratet!«

Hewlett-Packard
    19
     
    Kitty brauchte nur einen Blick auf Big Jim Harding zu werfen und bekam einen gewaltigen Schrecken. Er war riesig und hatte einen Brustkorb wie ein Bierfass. Dazu trug er einen goldlockigen Vollbart und einen kahl rasierten Schädel. Wenn er die Stimme erhob und Befehle brüllte, konnte man sie von einem Ende des Schiffes bis zum anderen hören. Sein Lachen war tief und bauchig, und in seinem Mund blitzte es golden. »Jemmy! Jemmy! Führ diese junge Dame in die kleine Kabine neben der meinen. Ma'am, ich segle mit der Abendflut und wäre Ihnen sehr verbunden, wenn Sie bis zum Ablegen in Ihrer Kabine blieben.« Mit einem kurzen Nicken entließ er sie, und Kitty folgte einem Schiffsjungen unter Deck. Die Kabine war klein, mit einem ordentlichen, in der Wand eingelassenen Kojenbett, dazu gab es eine große Seetruhe, die offenbar gleichzeitig als Tisch diente, denn daneben stand ein Hocker. Es gab weder Kommoden oder Fächer noch einen Schrank für ihre Kleider, nur hölzerne Haken an den Wänden. Der Boden bestand aus nackten Dielenbrettern, und der einzige Luxus, dessen sich die Kabine sonst noch rühmen konnte, waren eine Öllampe, eine Zinnschüssel zum Waschen und ein Nachttopf. Kitty war recht zufrieden, denn es roch salzig frisch, und alles war sauber. Die Dielenbretter waren offensichtlich mit Salzwasser geschrubbt worden, und auch die Bettlaken waren frisch und sauber. Als sie sich ein wenig hinlegte, lullte sie das sanfte Schaukeln des Schiffes rasch in den Schlaf. Sie erwachte, als Jemmy ihr das Abendbrot brachte. Das Essen war gar nicht so schlecht. Als sie fertig war, klopfte es an ihrer Tür. Käpt'n Harding trat ein, und schlagartig wurde die Kabine zu eng. Kitty schnappte erschrocken nach Luft, worauf er in Lachen ausbrach. Er wirkte derart mächtig in der kleinen Kabine, dass Kitty kaum atmen konnte. Seine Männlichkeit war überwältigend.
    »Sind Sie Isaac Bolts Mädel?«, fragte er unverblümt.
    »Natürlich nicht!«, erwiderte sie empört. »Ich bin niemandes Mädchen!«
    »Wie steht's dann mit Ihrem Sexualleben?«, fragte er grinsend.
    Sie schnappte nach Luft. »Käpt'n Harding, wie können Sie es wagen, mir mit solcher Respektlosigkeit zu begegnen?«
    Er warf den Kopf in den Nacken und lachte dröhnend. »Nun kommen Sie schon, ich zieh Sie doch bloß ein bisschen auf! Glauben Sie, ich weiß nicht, wie viktorianische Mädchen in England erzogen werden? Verdammt unnatürlich. All diese Kleider, vom Hals bis zu den Zehenspitzen. Ich will Ihnen mal was sagen: das Verführen ist heutzutage verflucht schwierig geworden, also schauen Sie nicht so ängstlich drein.« Wieder ertönte sein dröhnendes Lachen.
    »Ich versichere Ihnen, Käpt'n Harding, dass ich nie ...«
    »Ja, das glaube ich Ihnen gern, dass Sie nie ...«, sagte er mit einem breiten Grinsen. »Sie wissen ja gar nicht, was Ihnen entgeht. Wussten Sie, dass die Mädchen in manchen Gegenden auf der Welt splitternackt rumlaufen?«
    Sie war sich sicher, dass es ihm gefiel, sie zu schockieren, also sagte sie schmallippig: »Bitte Käpt'n, ich möchte allein sein. Was wollten Sie eigentlich von mir?«
    »Nennen Sie mich Big Jim. Wissen Sie, warum man mich Big Jim nennt?«
    Sie erblasste sichtlich.
    »Nein, nein, nicht das, was Sie glauben! Meiner ist auch nicht größer als der von anderen.« Er lachte, dann zwinkerte er ihr schelmisch zu. »Bloß härter!«
    »Guten Abend, Käpt'n Harding«, sagte sie zornig und errötete gleich darauf wegen seines Namens.
    Als er fort war, merkte sie erst, wie sie zitterte. »Was für ein grober, unmanierlicher Flegel! So vulgär und ... und ... männlich!«, sagte sie zu sich. Sie fürchtete, vergewaltigt zu werden, noch bevor die Nacht vorüber war, und lag deshalb stundenlang wach und wagte nicht, ein Auge zu schließen. Sie erwachte, als es an der Tür klopfte.
    Zu ihrem Erstaunen war es bereits Morgen. Sie ließ Jemmy mit ihrem Frühstück herein und sagte: »Ich fürchtete schon, es wäre der Käpt'n.«
    »Sie haben doch nicht etwa Angst vor dem Käpt'n, Ma'am? Er ist ein wundervoller

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