Lockende Zaertlichkeit
ausgesucht!"
Olivia floh aus dem Zimmer und schlug wütend die Tür hinter sich zu. Jetzt hatte es Marcus doch wieder geschafft, sie aus der Fassung zu bringen!
"Sie haben Recht - mit Marcus umzugehen, selbst wenn er gesund ist, ist nicht immer einfach", bestätigte Simon Brooks, nachdem Olivia ihm erzählt hatte, wie schwierig Marcus heute gewesen war. Dass sie sich leidenschaftlich geküsst hatten, hatte sie Simon natürlich verschwiegen, denn das ging nur Marcus und sie etwas an. Olivia hatte sich endlich etwas beruhigen können, aber das lag nur an der angenehmen Atmosphäre in dem kleinen Restaurant, das Simon ausgesucht hatte.
"Sally hat mir erzählt, dass Sie und Marcus sich schon vor seinem Unfall kannten", fuhr Simon fort.
Olivia atmete tief durch. "Ja, aber das ist schon lange her."
"Marcus hat bisher aber nicht den Eindruck gemacht, dass er sich an Sie erinnert."
Olivia biss sich auf die Lippe. "Wissen Sie, Marcus und ich
... na ja, wir hatten ein etwas schwieriges Verhältnis zueinander."
Simon lächelte sanft. "Und trotzdem sind Sie sofort gekommen, als Sie von seinem Unfall erfahren haben?"
"Sally hat mich angerufen, und da ..."
"Olivia", unterbrach Simon sie sanft, "waren Sie damals verliebt in Marcus?"
"Ich ... ja", gab Olivia widerstrebend zu. "Aber warum wollen Sie das wissen?"
"Es ist sehr wichtig für mich, um Marcus' Verhalten besser verstehen zu können. Glauben Sie mir, für gewöhnlich spioniere ich nicht im Privatleben anderer Leute herum. Aber ich muss wissen, wie tief Ihre Sorge um Marcus ist."
Olivia errötete leicht. "Jede Krankenschwester würde sich um ihren Patienten sorgen ..."
"Ich habe nicht nach Ihren Gefühlen als Krankenschwester gefragt, Olivia." Simon runzelte die Stirn. "Aber ich nehme doch an, dass Sie das wollen, was am besten für Marcus ist."
"Natürlich will ich das. Aber Marcus sieht das einfach nicht ein. Wenn es nach ihm ginge, würde er den Rest seines Lebens auf diesem Stuhl am Fenster verbringen."
Simon lächelte warm. "Haben Sie ihm das gesagt?"
"Ja", gab Olivia zu. "Das und noch viel mehr. Ich habe Ihnen gleich gesagt, dass Marcus und ich ... dass wir ..."
Da musste Simon lachen. "Ich weiß schon, was Sie sagen wollen. Sie scheinen im Moment der einzige Mensch zu sein, der Marcus richtig wütend machen kann. Das einzige Mal seit seinem Unfall, dass ich ihn so dynamisch erlebt habe wie früher, war, als Sie ihn im Krankenhaus besucht haben,"
Olivia verzog das Gesicht. "Dynamisch ist gut. Er hat völlig die Beherrschung verloren."
"Ja, aber das hat ihm gut getan, weil es ihn aus seiner Apathie gerissen hat."
Olivia atmete tief durch. "Und was kann ich jetzt für ihn tun?"
Simon lehnte sich vor und sah Olivia eindringlich an. "Jason Fitzgerald, der berühmte Augenspezialist aus den Vereinigten Staaten, kommt am Freitag hierher. Er möchte Marcus untersuchen."
"Aber das ist doch wunderbar!"
"Ist es nicht."
"Nicht?" Olivia biss sich auf die Lippe. "Marcus weiß noch nichts davon, stimmt's?"
"Genau."
Olivia seufzte auf. "Und jetzt wollen Sie, dass ich es ihm beibringe."
"Natürlich könnte ich es ihm auch selbst sagen", gab Simon zu. "Aber der einzige Mensch, der Marcus davon überzeugen kann, Fitzgerald an sich heranzulassen, sind meiner Meinung nach Sie."
"Aber das verstehe ich nicht. Marcus will doch sein Augenlicht zurückgewinnen. Sich von diesem Spezialisten untersuchen zu lassen wäre seine große Chance."
Simon nickte. "Natürlich will Marcus wieder sehen können.
Das Problem dabei ist nur, dass er Angst vor der Untersuchung hat."
"Angst?" wiederholte Olivia verblüfft.
"Sehen Sie, Olivia, solange Marcus sich im Haus verkriecht und sich nicht untersuchen lässt, kann er sich Hoffnungen machen, dass er eines Tages wieder sehen wird. Dass sein derzeitiger Zustand nur vorübergehend ist."
"Aber er redet immer nur davon, dass er für immer blind sein wird."
"Das tut er nur, um vor anderen zu verbergen, wie ihm zu Mute ist", erklärte Simon. "Wenn er sich von Fitzgerald untersuchen ließe und dann erfahren würde, dass keine Aussicht auf Heilung besteht, dann hätte er alle Hoffnung verloren. Und dieses Risiko will Marcus nicht eingehen. Keine Hoffnung mehr zu haben ist das Schlimmste, was einem Menschen passieren kann."
"Aber weshalb sollte man ihm das dann antun? Marcus hat schon genug durchgemacht, und ich will nicht verantwortlich dafür sein, wenn es ihm noch schlechter geht."
"Und wenn eine reelle Chance besteht, dass er
Weitere Kostenlose Bücher