Lockende Zaertlichkeit
Pflichten sozusagen?"
Sybil Carr musterte sie herablassend. "Nun, ich bin sicher, das wäre nicht das erste Mal."
Olivias Wangen röteten sich, und ihre Augen funkelten vor Zorn. "Dann wissen Sie mehr als ich, Mrs. Carr! Ich schlafe nicht mit meinen Patienten, und ich bin auch nicht .verfügbar', so wie Sie es genannt haben! Marcus und ich haben nie miteinander geschlafen, auch wenn Sie das nicht glauben.' Ich bin seine Krankenschwester, nicht mehr und nicht weniger!"
Sybil Carr zuckte unbeeindruckt die Schultern. "Da wird Marcus aber enttäuscht sein."
"Mit einer Frau zu schlafen ist bestimmt das Letzte, was er im Moment im Sinn hat, Mrs. Carr! Sie haben keine Ahnung, was Marcus durchmacht. Sie konnten sich ja nicht einmal dazu durchringen, ihn in seinem Zimmer zu besuchen!"
Da wurde Sybil Carr blass, ging jedoch nicht auf Olivias Vorwurf ein. "Nun, wie dem auch sei, jetzt wissen wir wenigstens beide, wo wir stehen, nicht wahr? Ich mochte Sie schon damals nicht, und das hat sich bis heute nicht geändert."
Sybil Carr stand auf, und die beiden Frauen sahen einander feindselig an. "Sobald es Marcus wieder gut geht, werde ich dafür sorgen, dass Sie von hier verschwinden."
"Sobald es ihm wieder gut geht?" wiederholte Olivia spöttisch. "Sie meinen, wenn er wieder sehen kann?"
"Natürlich."
"Und wenn das nie der Fall sein wird?"
"Sie kennen Marcus schlecht, wenn Sie das glauben, Miss King. Er besitzt den Willen und die Kraft, alles zu erreichen, was er erreichen will. Marcus wird wieder sehen, verlassen Sie sich drauf."
Kurz nachdem Sybil Carr das Wohnzimmer verlassen hatte, kam Sally herein und lächelte strahlend. "Er hat tatsächlich mit mir gesprochen!" rief sie begeistert. "Er hat mir zugehört und sich richtig mit mir unterhalten!"
Olivia wusste, dass sie heute einen Schritt vorangekommen war. Aber ob dieser Erfolg anhalten würde, war mehr als fraglich. Vielleicht würde Marcus sie schon morgen aus dem Haus werfen, nur weil ihm danach zu Mute war. Und nach dieser alles andere als erfreulichen Unterhaltung mit Sybil Carr würde Olivia sich vielleicht nicht einmal dagegen wehren.
Olivia zog sich zum Dinner um, da sie wusste, dass Sybil und Sally es auch tun würden. Olivia hatte nur ein einziges elegantes Kleid mitgenommen - ein schulterfreies, eng anliegendes
"Kleines Schwarzes", das zu jeder Gelegenheit passte und Olivias schlanke Figur betonte.
Marcus saß immer noch am Fenster, als Olivia mit dem Tablett in der Hand hereinkam. Als sie die Tür hinter sich schloss, stand er auf, zog die Vorhänge zu und drehte sich dann zu ihr um.
"Da Sie das Abendessen bringen, muss es draußen dunkel sein, nicht wahr, Olivia?"
"Woher wussten Sie, dass ich es bin?" fragte sie irritiert und begann, die Sachen auf den Tisch zu stellen.
Marcus kam langsam auf sie zu. "Das spüre ich an Ihrem Duft."
"An meinem Duft? Aber das Parfüm ist neu. Ich habe es heute zum ersten Mal benutzt."
"Ich habe gesagt, Ihr Duft, Olivia. Nicht Ihr Parfüm." Marcus war ihr nun so nahe, dass sie seinen Atem spüren konnte. "Ihren persönlichen Duft. Sie riechen nach Erde, dem Himmel und dem Mond. Sehr erotisch und sehr verlockend."
Olivia errötete und war froh, dass Marcus es nicht sehen konnte. Er hatte Recht. Jeder Mensch besaß einen persönlichen Geruch, und auch sie war sich Marcus' sinnlich-männlichen Dufts nur zu deutlich bewusst. Allein seine Nähe ließ ihr Herz schneller schlagen und weckte ein Verlangen in ihr, das sie kaum beherrschen konnte. Aber Marcus war ihr Patient, und Sybil Carr sollte mit ihrem Vorwurf niemals Recht behalten.
"Warum sagen Sie nichts dazu?" fragte Marcus herausfordernd, als Olivia ihm erklärte, was auf dem Tisch stand, anstatt auf seine Bemerkung einzugehen.
"Ich glaube kaum, dass diese Art der Unterhaltung irgendeinen Zweck erfüllt."
"Sie haben Recht, Olivia. Sich zu unterhalten erfüllt nie einen Zweck. Ich habe schon immer mehr Wert auf Taten gelegt."
Bevor sie reagieren konnte, zog Marcus sie unvermittelt an sich und küsste sie wild und fordernd. Olivia wusste, dass sie sich wehren sollte, doch sie konnte es einfach nicht. Sie stöhnte leise auf und öffnete Marcus willig die Lippen.
"Was hast du an?" fragte er mit vor Verlangen heiserer Stimme. "Beschreibe es mir." Er zog eine heiße Spur von Küssen über Olivias Hals und ihre Schultern.
"Ein ... ein schwarzes Kleid", hauchte Olivia. Sie konnte kaum sprechen, so überwältigend waren die Gefühle, die Marcus' Liebkosungen bei ihr
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