Lockende Zaertlichkeit
ich meine", unterbrach Marcus sie ungeduldig. "Ich wollte mich nicht für das entschuldigen, was zwischen uns passiert ist, sondern nur dafür, dass ich dich über dein Privatleben ausgefragt und damit die Stimmung verdorben habe."
Olivia schluckte schwer. "Ich verstehe."
"Das bezweifle ich." Marcus stand unvermittelt auf. "Würdest du mich jetzt bitte nach oben bringen? Ich will mich etwas hinlegen. Ich ... ich habe nicht sehr gut geschlafen."
"Natürlich." Olivia nahm seinen Arm und führte Marcus langsam zurück ins Haus und hinauf in sein Zimmer. "Soll ich dir noch etwas Gesellschaft leisten?" fragte sie verunsichert, nachdem er sich ans Fenster gesetzt und die Brille abgenommen hatte."
"Nein. Hol mich um zwei Uhr ab."
"Aber zum Mittagessen möchtest du doch sicher ..."
"Heute nicht, Olivia."
Olivia respektierte Marcus' Wunsch, allein zu sein, und zog sich schweigend zurück. Sie wusste nur zu gut, wie ihm jetzt zu Mute war. Von dieser Untersuchung heute Nachmittag hing seine ganze Zukunft ab. Und sie, Olivia, war genauso aufgeregt wie Marcus.
Kurz nach zwei Uhr nachmittags fuhren sie schließlich los.
Marcus schwieg während der ganzen Fahrt zur Klinik. Er hatte darauf bestanden, dass Sally zur Universität ging, anstatt ihn zu begleiten, und Olivia verstand seine Gründe dafür sehr gut.
Sollte das Ergebnis der Untersuchung negativ ausfallen, wollte Marcus nicht, dass Sally Zeugin seiner Verzweiflung wurde.
Und wenn die Untersuchung positiv ausfiel, würden sie später immer noch genügend Zeit zum Feiern haben.
Simon Brooks wartete bereits am Haupteingang, als sie das Krankenhaus erreichten. Er schüttelte Marcus herzlich die Hand und lächelte Olivia ermutigend zu. Mit jedem Schritt, den sie den Untersuchungsräumen näher kamen, spürte Olivia deutlich, wie Marcus' innere Anspannung wuchs. Als sie schließlich das Wartezimmer betraten, wies er Olivia an, hier auf ihn zu warten.
Olivia sah ihn enttäuscht an. "Aber ich will doch bei dir ..."
"Ich habe gesagt, du sollst hier warten!" fuhr er sie unwirsch an.
Olivia schluckte. "Also gut, ich warte hier."
"Marcus, ich glaube nicht..."
"Ich brauche keine Zuschauer, wenn ich mich untersuchen lasse!" fuhr Marcus nun auch Simon an. "Du kannst ja hier bleiben und ihr Gesellschaft leisten, wenn du dich dann besser fühlst. Ich will sie jedenfalls nicht dabeihaben, verstanden?"
Olivia war schon wieder den Tränen nahe. "Ja, ich habe verstanden", antwortete sie mit zittriger Stimme. Sie hätte Marcus nicht hierher begleiten sollen, hätte sich erst gar nicht auf die Hamilton-Familie einlassen dürfen. Dies alles zu ertragen ging allmählich über ihre Kraft. Während Simon Marcus ins Untersuchungszimmer führte, nahm Olivia auf einem der bequemen Stühle Platz. Wenig später kam Simon zurück und lächelte ihr aufmunternd zu.
"Marcus ist jetzt bei Fitzgerald. Mich wollte er auch nicht dabeihaben. Er hat gesagt, ich solle mich lieber um dich kümmern."
Olivia verzog das Gesicht. "Damit du mich emotional wieder aufrichten kannst, stimmt's?"
Simon lächelte sanft. "Nein. Damit du nicht weggehst, würde ich eher sagen."
"Aber das will er doch gerade. Marcus will mich nicht in seiner Nähe haben."
"Du weißt genau, dass das nicht stimmt, Olivia. Marcus hat nur einen Blitzableiter gebraucht, und wir beide waren gerade da, das ist alles."
Olivia seufzte tief. "Du hast Recht, Simon. Aber das macht es für mich auch nicht leichter. Marcus ist immer so ... verletzend.
Er tut mir einfach weh."
"Das alles ist nur so schwer für dich, weil du Gefühle für ihn hast", erwiderte Simon verständnisvoll. "Marcus ist bestimmt nicht der erste schwierige Patient, den du bisher hattest."
Olivia seufzte erneut. "Nein, das ist er nicht. Aber ich ... ich liebe Marcus eben. Das ist das Problem."
Simon drückte ihre Hand. "Ich weiß. Aber du wirst doch auf ihn warten, oder?"
"Natürlich., Wie lange wird die Untersuchung dauern?"
"Keine Ahnung. Ich sehe mal nach, ob sie schon fertig sind.
Kommst du mit?"
Olivia schüttelte den Kopf. Marcus würde es ihr sehr übel nehmen, wenn sie seinen Wunsch, hier auf ihn zu warten, missachtete. Dennoch fiel es ihr schwer, tatenlos herumzusitzen.
Als jedoch nach einer Stunde noch niemand aus dem
Behandlungszimmer gekommen war, hielt Olivia es nicht mehr aus. Sie stand auf und wollte sich gerade nach Marcus erkundigen, als die Tür zum Sprechzimmer aufging und ein großer, schlanker Mann mit blondem Haar und
sonnengebräuntem
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