Lockende Zaertlichkeit
sie hat deinem Vater auch erzählt, dass du dich mit Simon triffst", gestand Olivia.
Sally zuckte die Schultern. "Das macht nichts. Es war ohnehin kein Geheimnis." Ihr Blick fiel auf das Tablett in Olivias Händen. "Soll ich das für dich übernehmen? Dann kann ich mich wenigstens noch mit Daddy unterhalten, wenn Grandma weg ist."
"O ja, das wäre gut", stimmte Olivia erleichtert zu. "Ich gehe mich solange etwas frisch machen." Olivia war froh, Marcus jetzt nicht gegenübertreten zu müssen, nach all dem, was Sybil Carr ihm vorgeworfen hatte.
Sally lächelte ihr kurz zu, dann öffnete sie beherzt die Tür.
Auf dem Weg zu ihrem Zimmer hörte Olivia noch, wie die Tür laut zugeschlagen wurde. Offensichtlich hatte Sybil Carr alles gesagt, was sie hatte sagen wollen.
Warum war Ruth Hamilton in Frankreich gestorben? Und weshalb war Marcus ihretwegen so verbittert? War der Versöhnungsversuch von damals vielleicht fehlgeschlagen?
9. KAPITEL
Olivias Herz klopfte heftig, als sie am Abend Marcus'
Zimmer betrat. Was mochte er jetzt nur von ihr denken, da er wusste, dass sie ihn in Bezug auf Simon angeschwindelt hatte?
Marcus lag ausgestreckt auf dem Bett, doch Olivia merkte sofort, dass er nicht schlief. Als sie die Tür hinter sich schloss, richtete er sich auf und drehte den Kopf in ihre Richtung.
"Olivia, bist du es?"
"Ja."
Marcus Züge wurden hart. "Warum hast du mich
angelogen?"
Olivia schluckte schwer. Sie hatte gewusst, dass diese Frage kommen würde. "Wieso?" erwiderte sie gespielt unschuldig.
"Weshalb hätte ich dich anlügen sollen?"
"Das will ich ja gerade wissen. Sally hat mir erzählt, sie würde regelmäßig mit Simon ausgehen. Warum hast du mir vorgemacht, du wärst seine Freundin?"
"Ach, hab ich das?"
"Spiel nicht das Unschuldslamm, verdammt noch mal! Du weißt genau, was du zu mir gesagt hast." Marcus machte eine kurze Pause, dann fragte er: "Was ist mit Fitzgerald?"
"Ich habe mich nie mit ihm getroffen."
"Und der Mann, bei dem du die Nacht verbracht hast? Der dir das Frühstück ans Bett gebracht hat?"
Olivia atmete tief durch. "Ich habe an diesem Wochenende Clara und Eric besucht. Sie haben mich eingeladen, über Nacht zu bleiben und auch den Sonntag mit ihnen zu verbringen. Ihr Sohn Rick war derjenige, der mir das Frühstück ans Bett gebracht hat."
"Warum hast du das getan, Olivia?" stieß Marcus bitter hervor. "Reicht es dir nicht, dass ich ein Krüppel bin? Musst du mich noch mehr erniedrigen, indem du mich mit deinen Liebesaffären quälst?"
Olivia wurde blass. Dass Marcus die Sache so auffassen würde, hätte sie niemals erwartet. "Aber das war doch nicht meine Absicht", rechtfertigte sie sich betroffen. "Ich wollte nur
..."
"Du wolltest mich spüren lassen, dass ich als Liebhaber keine Chance bei dir habe. Obwohl du genau weißt, wie sehr ich dich begehre."
"Aber Marcus ..."
"Lass mich in Ruhe, Olivia." Er wandte sich demonstrativ ab.
"Ich kann es nicht länger ertragen, dich in meiner Nähe zu haben."
"Ist gut, Marcus, ich ... ich lasse dich in Ruhe", erwiderte Olivia stockend. "Ich komme erst wieder, wenn das Abendessen fertig ist, und dann ..."
"Du sollst überhaupt nicht wiederkommen", unterbrach Marcus sie hart. "Du verlässt mein Haus, und zwar für immer!"
"Aber..."
"Es ist das Beste für uns alle, wenn du gehst. Ich brauche keine Krankenschwester mehr, das weißt du so gut wie ich."
"Und was ist mit einer guten Freundin?" fragte Olivia hoffnungsvoll. "Ich meine ein Mensch, der dir hilft und dich unterstützt."
Da wandte Marcus sich ihr wieder zu, und sie erschrak, als sie den Schmerz in seinen Zügen sah. "Wir beide könnten niemals Freunde sein, Olivia. Weil wir einander begehren. Die sexuelle Anziehungskraft zwischen uns war von Anfang an da, und du hast es genauso gespürt wie ich. Wie sollten wir da Freunde werden?"
Olivia hatte plötzlich das Gefühl, einen Kloß im Hals zu haben. "Du hast Recht. Aber trotzdem muss Simon sein Einverständnis dazu geben, dass ich gehe. Er ist immerhin dein Arzt."
"Ich bin auch Arzt und kann selbst beurteilen, ob ich eine Krankenschwester brauche oder nicht. Ich wünsche, dass du schon morgen mein Haus verlässt. Ist das möglich?"
Olivia traten Tränen in die Augen, und sie war froh, dass Marcus es nicht sehen konnte. "Natürlich."
Marcus nickte. "Gut. Dann wäre ja alles geregelt."
"Ja", bestätigte Olivia mit zittriger Stimme und ging zur Tür.
"Olivia?"
Sie drehte sich hoffnungsvoll um, doch als sie
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