Lockende Zaertlichkeit
und Sybil Carr streiten hörte, blieb sie unschlüssig vor der Tür stehen.
"Frankreich kommt für mich im Augenblick nicht infrage!"
hörte Olivia Marcus verärgert sagen.
"Es ist eine Sache des Anstands, dass du ..."
"Ich bin blind, falls du das noch nicht gemerkt hast!"
"Ruth war deine Frau, Marcus", wies Sybil Carr ihn zurecht, als hätte sie seine letzte Bemerkung gar nicht gehört. "Du bist es ihr schuldig."
"Ich bin Ruth gar nichts schuldig, denn sie lebt nicht mehr.
Und außerdem - glaubst du wirklich, sie hätte das Gleiche für mich getan?"
"Sie hätte..."
"Du weißt verdammt genau, wie Ruth war!" schnitt Marcus Sybil Carr wütend das Wort ab. "Ich bleibe hier - und damit basta!"
"Mit dieser Antwort habe ich gerechnet", erwiderte sie verächtlich. "Sally weigert sich ebenfalls, mich nach Frankreich zu begleiten. Und du bestärkst sie auch noch in ihrer Haltung."
"Was Sally tut, ist ihre Sache. Ruth ist seit drei Jahren tot.
Meinst du nicht auch, dass wir diese sinnlose ,Pilgerfahrt'
allmählich beenden sollten?"
"Ruth war meine Tochter, Marcus. Und wenn weder du noch Sally mich begleiten wollen, dann fahre ich eben allein!"
"Du kannst tun und lassen, was du willst."
"Ich habe Ruth immer gesagt, dass du der falsche Mann für sie warst", fuhr Sybil Carr verächtlich fort. "Du hast sie nie wirklich geliebt, sondern warst nur scharf auf ihr Geld und den Einfluss, den sie dir bieten konnte, um deine Karriere voranzutreiben!"
"Sybil..."
"Es hat keinen Sinn, das zu leugnen, Marcus. Du weißt genau, dass ich die Wahrheit sage. Mit deiner Gefühlskälte hast du das Herz meiner Tochter gebrochen und sie in die Arme eines anderen getrieben."
Darauf antwortete Marcus nichts, und Olivia glaubte zu wissen, warum. Er hatte Ruth über alles geliebt, ihr den Seitensprung verziehen und war bereit gewesen, einen Neuanfang mit ihr zu wagen. Der Vorwurf, Marcus hätte Ruths Herz gebrochen, war geradezu lächerlich. Den Rest der Diskussion verstand Olivia allerdings nicht. Weshalb wollte Sybil Carr unbedingt, dass Marcus und Sally sie nach Frankreich begleiteten? Und was hatte das alles mit Ruth zu tun?
"Ich werde so bald wie möglich abreisen", erklärte Sybil Carr frostig. "Wenn möglich, schon heute Abend. Ich finde es unerträglich, mit dir und deiner Mätresse noch länger unter einem Dach zu wohnen!"
"Mit meiner was?"
"Das mag vielleicht ein etwas altmodischer Ausdruck für deine Beziehung zu Miss King sein", fuhr Sybil Carr höhnisch fort. "Aber im Moment fällt mir nichts Passenderes ein."
"Lass Olivia aus dem Spiel, verdammt noch mal!"
"Ich gehe jetzt", erklärte Sybil Carr kühl. "Aber an eines solltest du noch denken: an das Beispiel, das du deiner Tochter gibst."
"Auf Wiedersehen, Sybil", erwiderte Marcus kalt.
"Du musst zugeben, dass Sally viel zu jung ist, um mit Simon Brooks auszugehen."
"Wieso?" Marcus schien auf einmal hellhörig zu werden.
"Seit wann geht sie mit Simon aus?"
"Die beiden treffen sich schon seit zwei Wochen. Simon Brooks ist nicht der richtige Mann für Sally."
"Du meinst für Olivia?"
"Unsinn", wehrte Sybil Carr verächtlich ab. "Ich bin mir der Tatsache bewusst, dass du mit deiner Krankenschwester schläfst. Ich habe sogar gesehen, wie du ihr Zimmer verlassen hast. Wie soll Sally wissen, was wahre Liebe ist, wenn du vor ihren Augen eine billige Affäre hast?"
"Wie lange geht das jetzt schon so?"
Olivia fuhr erschrocken zusammen, als sie Sallys leise Stimme hinter sich hörte. Wie viel hatte das Mädchen mitbekommen? Sybil Carrs letzte Sätze wohl auf jeden Fall!
"Ich hab mich schon gewundert, dass dieser Streit nicht schon viel früher entbrannt ist", flüsterte Sally weiter. "Jedes Jahr um diese Zeit haben Daddy und meine Großmutter die gleiche Diskussion." Sally drückte ermutigend Olivias Arm. "Aber du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Wir beide spielen nur eine untergeordnete Rolle in diesem Streit. Grandmas Problem ist, dass Daddy und ich nicht mit ihr nach Frankreich fahren wollen, um Mummys Grab zu besuchen."
Olivia sah sie verwundert an. "Deine Mutter wurde in Frankreich begraben?"
Sally nickte." Daddy meint, nur indem man einmal im Jahr das Grab eines Menschen besucht, kann man nicht die Fehler wieder gutmachen, die man begangen hat, solange derjenige noch am Leben war. Und das finde ich auch." Sie verzog das Gesicht. "Meine Großmutter ist allerdings anderer Meinung. Sie hält es für fehlenden Respekt, wenn wir nicht mitkommen."
"Ich fürchte,
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