Lockruf der Gefahr - Lockruf der Gefahr - Black Hills
gehört. Kennst du schon die Todesursache?«
»Die bekommen wir erst vom Gerichtsmediziner. Er lag schon eine Weile im Wasser - du weißt ja, was dann passiert. Aber er ist nicht gestürzt, und die verdammten Fische haben ihm auch nicht die Kehle aufgeschlitzt. Sie waren es auch nicht, die die Leiche unter Wasser hielten. Wenn ihn die Flut nicht hochgespült und Gull nicht Augen hätte wie ein Falke, hätten wir ihn vielleicht erst viel später gefunden.«
»Wie hat er das hingekriegt?«
»Mit einem Nylonseil und Felsen. Aber so wie die Leiche dalag, musste der Mistkerl dafür ins Wasser gehen. Was für ein kranker Typ. Er hat Tylers Geldbeutel, seine Uhr, seinen Rucksack, seine Jacke und sein Hemd mitgenommen. Er hat ihn mit nichts als seiner Hose und seinen Stiefeln zurückgelassen.«
»Wahrscheinlich hatten sie die falsche Größe. Ansonsten hätte er sie auch mitgenommen. Man soll schließlich nichts verkommen lassen.«
Gull besaß eine kleine Wohnung am anderen Ende der Stadt, sie befand sich direkt über einer Bar mit Grillrestaurant. Das kleine Apartment roch genau wie er, nämlich nach Pferd und Leder, und war eingerichtet wie eine Studentenbude. Jesse machte ihnen die Tür auf. Er war seinem Bruder nicht von der Seite gewichen, seit Gull dem Spearfish Creek entronnen war.
»Er ist immer noch ziemlich wackelig auf den Beinen. Ich habe schon überlegt, ihn zu unserer Mutter zu bringen, damit sie ein wenig seinen Kopf tätschelt.«
»Vielleicht wäre das wirklich das Beste«, sagte Willy.
»Ich brauche nur noch seine Aussage. Deine habe ich schon, aber vielleicht fällt dir ja noch etwas ein.«
»Wir haben Kaffee aufgesetzt. Er nuckelt immer noch an seiner Cola. Keine Ahnung, wie er das Zeug runterkriegt, aber etwas anderes kann ich euch nicht anbieten.«
»Zu einem Kaffee sag ich nicht nein.« Willy ging zu Gull, der auf einer durchgesessenen karierten Couch saß und den Kopf in die Hände gestützt hatte.
»Ich sehe ihn noch immer vor mir. Ich werde den Anblick einfach nicht mehr los.«
»Du warst sehr tapfer, Gull. Du hast das Richtige getan.«
»Trotzdem wünschte ich, ein anderer hätte diese verdammte Stiefelspitze aus dem Wasser ragen sehen.« Er hob den Kopf und sah Coop an. »Hallo, Chef. Ich wollte kommen, aber …«
»Mach dir deswegen keine Sorgen. Lass dir Zeit und erzähl Willy alles, was du weißt, und zwar so sachlich wie möglich. Danach wird es dir bessergehen.«
»Ich habe dir doch schon alles erzählt«, sagte er zu Willy. »Und den Rangern auch.« Er atmete hörbar aus und fuhr sich übers Gesicht. »Also gut«, hob er an. »Wir sind dem Bach gefolgt.«
Coop hielt sich im Hintergrund und ließ Willy nachhaken, wenn es nötig wurde. Er trank Cowboy-Kaffee, während Gull sich alles von der Seele redete.
»Du weißt, wie klar das Wasser dort ist. Selbst nach so einem Unwetter ist es sauber und klar. Ich bin getaucht, weil ich wegen des Wasserfalls und dem vielen Schaum nicht viel sehen konnte. Dann konnte ich ihn gut erkennen. Sein eines Bein war an die Oberfläche getrieben.
Ich nehme an, der Regen und die Strudel haben es hochgespült. Er trug kein Hemd, nur seine Hose und seine Stiefel. Und die Fische hatten ihn angenagt. Sein Gesicht …«
Gull kamen die Tränen, als er Coop ansah. »So etwas habe ich noch nie gesehen. Das ist ganz anders als im Film und mit nichts sonst vergleichbar. Ich wusste nicht mal, ob er es ist - der Mann, nach dem wir gesucht haben. Er hatte keinerlei Ähnlichkeit mehr mit dem Foto, das wir von ihm hatten. Wegen der Fische. Ich bin wieder aufgetaucht, habe aber eine Menge Wasser geschluckt. Wahrscheinlich habe ich unter Wasser geschrien. Meine Beine waren wie gelähmt. Jesse und Cy mussten mich mit dem Seil an Land ziehen.«
Er schenkte seinem Bruder ein schwaches Lächeln. »Mir wurde hundeübel. Ich muss wirklich erbärmlich ausgesehen haben, denn nicht mal mein Bruder wollte mich mehr ärgern.«
»Ich wollte schon umkehren«, sagte Jesse. »Ich hab gejammert und den Mann, den Gull gefunden hat, als Idioten bezeichnet. Das tut mir leid.«
Draußen blies Willy die Backen auf. »Tyler wurde ziemlich weit weg vom Weg gefunden. Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, wo er seinem Mörder begegnet sein kann.«
»Meinst du, er ist so weit vom Weg abgekommen?«
»Nein. Nicht von allein, falls du das meinst. Ein bisschen bestimmt, aber er hatte eine Karte dabei und sein Handy. Ich glaube, dass er dorthin gelotst wurde. Da bin ich mir ziemlich
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