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Lockruf der Gefahr - Lockruf der Gefahr - Black Hills

Titel: Lockruf der Gefahr - Lockruf der Gefahr - Black Hills Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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die ich kenne.«
    Nicht, was dich anbelangt, gestand sie sich insgeheim ein. »Der Regen lässt nach. Morgen soll es aufklaren. Morgen sehen wir weiter, wenn es wieder Tag ist.«
    Aber der Tag brachte den Tod.

20
    G ull fand James Tyler. Es war eher der Zufall und weniger der Verstand, der ihn, seinen Bruder Jesse und einen jungen Hilfssheriff ans Ufer des mittlerweile reißenden Spearfish Creek führte. An einem Morgen, an dem es so neblig war wie in einem Dampfbad, ritten sie mit ihren Pferden durch den Schlamm. Das vom Regen und der Schneeschmelze aufgewühlte Wasser brauste laut, und über ihnen schwebten dicke graue Nebelschwaden.
    Sie waren weit von dem Weg entfernt, den Tyler zum Crow-Peak-Gipfel hätte nehmen müssen. Aber inzwischen hatte sich die Suche auf die bewaldeten Hänge des Canyons ausgeweitet. Kleinere Grüppchen durchkämmten die felsigen höheren Lagen sowie das braune, schieferfarbene Totholz darunter.
    Gull hatte nicht damit gerechnet, irgendetwas zu entdecken. Ja, er schämte sich fast dafür, dass er den Abstecher regelrecht genoss. Der Frühling machte sich bereits bemerkbar, und der Regen hatte das Grün hervorgelockt, das er an den Bergen so liebte. Ein Eichelhäher schoss wie eine blaue Kugel durch den Nebel, während die Meisen durcheinanderkrakeelten wie Kinder auf einem Spielplatz.

    Regen ließ das Wasser tosen, aber es gab immer noch Stellen, an denen der Bach so klar war wie Gin.
    Hoffentlich konnte er bald eine Gruppe Wanderer durch die Berge führen, die angeln wollten, sodass er Forellen fangen konnte. Gull liebte seinen Job.
    »Wenn der Mann so weit vom markierten Weg abgekommen ist, ist er blind wie ein Maulwurf«, sagte Jesse. »Das ist doch bloß Zeitverschwendung.«
    Gull sah zu seinem Bruder hinüber. »An so einem schönen Tag verschwende ich gern meine Zeit. Außerdem kann er sich bei dem Unwetter in der Dunkelheit verirrt haben. Wenn man ein Mal falsch abbiegt und dann immer geradeaus geht, kann man durchaus so weit vom Weg abkommen.«
    »Hätte sich dieser Idiot einen Felsen gesucht und wäre dort hocken geblieben, hätte man ihn bestimmt längst gefunden.« Jesse rutschte in seinem Sattel hin und her. Er verbrachte mehr Zeit damit, Pferde zu beschlagen, als sie zu reiten, und sein armer Hintern schmerzte bereits. »Ich kann nicht ewig hier rumreiten und nach jemandem suchen, der zu doof ist, um sich finden zu lassen.«
    Hilfssheriff Cy Fletcher - der kleine Bruder des ersten Mädchens, das Gull an seine Brüste gelassen hatte - kratzte sich am Bauch. »Ich würde sagen, wir folgen dem Bach noch ein Stückchen und reiten dann in einem großen Bogen zurück.«
    »Einverstanden«, pflichtete Gull ihm bei.
    »In diesem Nebel sieht man die Hand vor Augen nicht«, jammerte Jesse.
    »Die Sonne lässt ihn gleich verdunsten.« Gull zuckte die Achseln. »An manchen Stellen kommt sie schon durch. Hast du was Besseres vor, Jesse?«

    »Ich muss schließlich Geld verdienen! Ich habe keinen so lockeren Job, bei dem ich den lieben langen Tag mit irgendwelchen blöden Touristen durch die Gegend reite.« Das war ein ewiger Streitpunkt zwischen den Brüdern, und so zankten sie sich, während die Sonne stärker und der Nebel dünner wurde. Als sie einen der kleinen Wasserfälle erreichten, wurde es wegen des lauten Rauschens und Brausens einfach zu anstrengend, sich Beleidigungen an den Kopf zu werfen.
    Gull konzentrierte sich wieder darauf, den Ritt zu genießen. Er sog die frische, wärmer werdende Luft tief in seine Lunge und grinste glücklich, als er eine Forelle springen sah. Sie blitzte in der Sonne auf wie das gute Silberbesteck, das seine Ma fürs Weihnachtsessen hervorholte. Anschließend fiel sie in das schnell dahinfließende Wasser zurück.
    Sein Blick folgte den Wellen bis zum schäumenden Weiß der Wasserfälle. Er blinzelte, und ihm stellten sich die Nackenhaare auf.
    »Ich glaube, da unten liegt einer, da unten im Wasserfall.«
    »Ich kann nichts erkennen.«
    »Das will noch nichts heißen.« Ohne weiter auf seinen Bruder zu achten, trieb Gull sein Pferd näher ans Ufer.
    »Wenn du da reinfällst, hole ich dich nicht wieder raus!«
    Wahrscheinlich war es nur ein Felsen, dachte Gull. Dann würde er dastehen wie ein Idiot und müsste sich von Jesse für den Rest des Rittes blöd anreden lassen. Aber es sah nicht aus wie ein Felsen. Es sah aus wie eine Stiefelspitze.
    »Ich glaube, das ist ein Stiefel. Siehst du das, Cy?«

    »Schwer zu sagen.« Cy sah mäßig interessiert

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