Lockruf der Gefahr - Lockruf der Gefahr - Black Hills
Bewegung und die Anstrengung schmerzhaft für ihn waren. Aber in den Augen seines Großvaters standen Freude und Erleichterung.
Anschließend schwang er sich selbst in den Sattel.
Was für ein Unsinn, dachte Coop. Zwei alte Pferde, die ohne festes Ziel durch den Schnee stapfen. Aber Sam Wilks sah zu Pferd richtig gut aus. Die Jahre schienen von ihm abzufallen, und Coop konnte zusehen, wie sich das Gesicht seines Großvaters zunehmend verjüngte. Im Sattel wirkten seine Bewegungen leicht und geschmeidig, ja regelrecht beschwingt, dachte Coop.
Im Sattel fühlte sich Sam wie zu Hause.
Wohin das Auge sah, nichts als in der Sonne glitzernder Schnee. Er überzog den Bergwald und die Felsvorsprünge wie eine eisige Decke.
Doch abgesehen von dem Heulen des Windes und dem Klirren des Zaumzeugs, lag die Landschaft so ruhig vor ihnen wie ein Gemälde.
»Ein schönes Stück Land haben wir hier, Cooper.«
»Ja, Sir.«
»Ich habe mein ganzes Leben in diesem Tal verbracht, den Boden bestellt, mit den Pferden gearbeitet. Mehr wollte ich nicht vom Leben, außer deiner Grandma. Das
hier ist mir vertraut und gibt mir das Gefühl, etwas geschaffen zu haben, das ich an dich weitergeben kann.«
Sie ritten beinahe eine Stunde aus, ohne festes Ziel und überwiegend schweigend. Unter dem strahlend blauen Himmel nahmen sich die Ebenen und das Tal besonders weiß und kalt aus. Schon bald würde das Tauwetter einsetzen und der Schnee schmelzen. Der Frühlingsregen und der Hagel würden über das Land ziehen. Aber dann würde es auch grün werden, und die Fohlen würden über die Weiden hüpfen.
Und genau danach sehnte er sich, dachte Cooper. Er wollte sehen, wie alles wieder grün wurde, er wollte den Tanz der Pferde beobachten. Einfach sein Leben leben.
Als sie sich dem Haus näherten, stieß Sam einen leisen Pfiff aus.
»Deine Großmutter steht auf der Veranda und hat die Hände in die Hüften gestemmt. Gleich kriegen wir Ärger.«
Coop sah Sam nachsichtig an. »Was heißt hier ›wir‹? Du bist für dich selbst verantwortlich.«
Energisch lenkte Sam sein Pferd in den Hof.
»Habt ihr den Verstand verloren, da draußen in der Kälte herumzureiten? Und jetzt wollt ihr bestimmt noch Kaffee und Kuchen zur Belohnung.«
»Ich hätte tatsächlich nichts gegen einen Pie einzuwenden. Niemand kann so gut Pies backen wie meine Lucille.«
Sie schnaubte, zog die Nase hoch und kehrte ihnen den Rücken zu. »Wenn er sich beim Absteigen das Bein bricht, kümmerst du dich um ihn, Cooper Sullivan.«
»Yes, Ma’am.«
Coop wartete, bis sie in die Küche gegangen war, und
stieg dann ab, um Sam vom Pferd zu helfen. »Ich kümmere mich um die Pferde, und du kümmerst dich um sie. Du bist derjenige, der sich entschuldigen muss.«
Er half Sam zur Tür und ließ die beiden allein.
Er versorgte die Pferde und verstaute das Zaumzeug. Da er nicht unbedingt zurück in die Stadt musste, erledigte er ein paar kleine Reparaturen, die sich angesammelt hatten. Er war nicht so geschickt wie sein Großvater, aber es reichte. Zumindest haute er sich beim Nägeleinschlagen nur selten auf den Daumen.
Als er fertig war, sah er sich die Baracke an. Im Grunde war sie nichts weiter als eine lange, niedrige, schmucklose Hütte in Sichtweite des Farmhauses und der Koppeln.
Aber mit genügend Abstand dazu, um so etwas wie eine Privatsphäre zu garantieren. Denn wenn er ehrlich war, vermisste er seine Privatsphäre.
Im Moment diente sie vor allem als Lagerraum und manchmal als Übernachtungsmöglichkeit, wenn ein, zwei Helfer gebraucht wurden oder, besser gesagt genügend Geld da war, um sie bezahlen und beherbergen zu können.
Jetzt war mehr Geld da - nämlich seines -, aber es wurden auch mehr Helfer benötigt. Hätte er die Baracke erst einmal renoviert, könnte man die Sattelkammer in der Scheune als neue Unterkunft für einen festen Landarbeiter benutzen, überlegte er.
Aber er musste solche Veränderungen langsam vorbereiten. Alles zu seiner Zeit.
Cooper betrat die alte Baracke. In ihrem Innern war es fast so kalt wie draußen, und er fragte sich, wann der dicke Ofen wohl zum letzten Mal befeuert worden war. Es
gab ein paar Liegen, einen alten Tisch und ein paar Stühle. In der Küche konnte man sich gerade mal eine Mahlzeit aufwärmen, aber mehr auch nicht.
Die Böden waren verkratzt, die Wände unverputzt. Es roch durchdringend nach Fett und Schweiß.
Das genaue Gegenteil von seinem Apartment in New York. Aber das hatte er ein für alle Mal hinter
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