Lockruf der Gefahr - Lockruf der Gefahr - Black Hills
teilten, und die Tiere. Sie erledigte die Post, machte ein paar wichtige Telefonate und beantragte Fördergelder, denn Geld war immer knapp.
Sie brauchte Zeit, um die neuen Praktikanten kennenzulernen, die während ihres Andenaufenthalts eingestellt worden waren. Zeit, um sich in die Berichte über die verletzten Wildtiere einzulesen, die behandelt und wieder freigelassen worden waren.
Sie fütterte die Tiere, pflegte sie und half Matt, sie zu behandeln. Allein mit der körperlichen Arbeit hatte sie alle Hände voll zu tun. Die Abende waren fürs Schreiben reserviert. Dann verfasste sie Artikel, Aufsätze, Fördergeldanträge und jene Texte, die Einblick in ihren Alltag gaben und Website-Besucher dazu brachten, auf »Spenden« zu klicken.
Jeden Abend kontrollierte sie die Signale, die Babys Geschwister sowie die anderen, mit einem Sender markierten Katzen und Wildtiere aussandten.
Einige von ihnen hatten sie an Jäger oder andere Tiere verloren. Oder aber sie waren an Altersschwäche gestorben oder überfahren worden. Doch im Moment gab es sechs Pumas, die aus den Black Hills stammten und von ihr oder ihren Kollegen markiert worden waren. Ein junges Männchen war bis nach Iowa gelangt, ein anderes lebte in Minnesota. Das Weibchen aus Babys Wurf hatte man im Südwesten der Black Hills gesichtet, in der Paarungszeit reichte ihr Revier bis nach Wyoming hinein.
Sie ortete die Tiere, berechnete ihre Verbreitung und erforschte ihr Verhalten oder ihre Revierwahl.
Sie plante, ein neues Pferd zu kaufen und sich auf Spurensuche zu begeben. Bis zum Frühling hatte sie Zeit, die Tiere einzufangen, zu untersuchen, zu markieren und wieder frei zu lassen.
Sie wollte auf jeden Fall viel Zeit in ihrem Naturschutzgebiet verbringen.
»Du solltest einen der Praktikanten mitnehmen«, insistierte Tansy.
Theoretisch hatte sie recht. Ausbildungs- und Schulungsmaßnahmen waren wichtig für das Reservat. Andererseits …
»Es geht schneller, wenn ich allein unterwegs bin.« Lil probierte ein Funkgerät aus und packte es ein. »Ich habe extra bis tief in den Winter hinein gewartet. Ich will keine Zeit verlieren. Hier läuft so weit alles gut. Außerdem muss jemand nach der Kamera da oben sehen. Jetzt ist ein guter Zeitpunkt dafür. Vielleicht schaffe ich es ja sogar, ein Tier zu markieren.«
»Und wenn das Wetter umschlägt?«
»So weit reite ich auch nicht weg, Tansy. Jetzt, wo die Kamera nicht funktioniert, verlieren wir wichtige Daten.
Sie muss kontrolliert werden. Wenn ein Unwetter aufzieht, bin ich entweder längst zurück, oder ich warte, bis es vorbei ist.«
Sie griff nach einem zweiten Funkgerät - man weiß ja nie.
»Ich bin über Funk erreichbar.« Sie hängte sich das Betäubungsgewehr um und hob ihren Rucksack hoch.
»Du willst jetzt aufbrechen?«
»Der Tag ist noch lang. Mit etwas Glück fange ich heute Abend oder morgen ein Tier, markiere es und trete den Rückweg an.«
»Aber …«
»Hör auf, dir Sorgen zu machen. Ich werde jetzt gleich ein gutes Pferd von einem früheren Freund kaufen. Wenn das klappt, reite ich von dort aus los. Ich melde mich.«
Sie hoffte, dass der frühere Freund in der Stadt oder auf dem Wanderweg war und sich um seine Reittiere, Kunden oder sonst was kümmerte. Sie konnte auch mit Sam oder Lucy über das Pferd verhandeln und es vermeiden, mit Coop Geschäfte zu machen.
Vor allem jetzt, wo er ihr unmissverständlich gesagt hatte, dass sie sich um ihre eigenen Angelegenheiten kümmern solle.
Dabei hatte sie sich so bemüht, nett zu ihm zu sein und die Vergangenheit ruhen zu lassen. Na, dann eben nicht! Wenn er ekelhaft sein wollte, würde sie eben auch ekelhaft sein.
Aber sie brauchte ein gutes Pferd. Nur weil sie sauer war, durfte sie draußen in der Natur keinerlei Risiko eingehen. Und das Pferd, das sie sonst ritt, wurde langsam zu alt für solche Ausflüge. Vielleicht schaffte sie es wirklich, ein Tier zu sichten. Aber es zu fangen und zu markieren
war ein ehrgeiziges Vorhaben. Trotzdem, einen Versuch war es allemal wert, außerdem brauchte sie neues Datenmaterial für ihre über zehn Jahre laufende Studie.
Darüber hinaus gab ihr das Gelegenheit nachzusehen, ob sich da draußen irgendwelche Leute rumtrieben, und wenn ja, was für welche.
Als sie die Farm erreichte, hörte sie lautes Hämmern und Sägen von der Baracke her. Sie erkannte einen der Trucks, die daneben parkten - er gehörte einem Schreiner aus der Gegend. Aus lauter Neugier ging sie darauf zu.
Dass das ein Fehler
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