Lockruf der Toten / Magischer Thriller
nicht sehr erfreulich gewesen sein.«
»Schon okay. Es ist nicht … Sie gehen mir nicht nach.« Sie hob den Beutel hoch. »Hier ist nichts. Probieren wir’s mit einem anderen.«
Sie ging drei Beutel aus dem halben Dutzend durch und hielt beim vierten plötzlich inne; ihre Augen schlossen sich, ihre Lider flatterten – wie bei einem Menschen mitten in einem lebhaften Traum. Ihr Atem wurde schneller; Schweiß trat ihr auf die Stirn. Dann öffnete sie abrupt die Augen und gab mir den Beutel zurück.
»Verkehrsunfall.«
Die beiden nächsten sagten ihr nichts.
»Ein Unfalltod und fünf ohne chaotisches Element. Meine Sensoren sind nicht unfehlbar, aber wenn all diese Leute ermordet worden wären, weil jemand Körperteile brauchte, dann hätte ich von mindestens einem davon irgendwas auffangen müssen. Aber alles, was ich mitgekriegt habe, war ein Autounfall. Zwei Autos, Zusammenstoß. Nicht schön, aber ziemlich normal.«
»Dann sind es wahrscheinlich Überreste aus Leichenhäusern oder Friedhöfen. Wie Nekromanten sie verwenden.«
»Ihr Typen verwendet …?«
Ich nickte. »Nur müssen wir ohne diese schönen sauberen Verpackungen arbeiten. Der direkte Kontakt ist unabdingbar.«
»Ah.«
»Man gewöhnt sich dran. Wie bei dir und deinen Visionen – einfach ein unschöner Teil des Lebens.«
Sie sah zu den Beuteln hin. »Könnte dieser Typ also Arbeitsmaterial an Nekromanten verkauft haben?«
»Höchstens, ohne es zu wissen. Wahrscheinlicher ist, dass er es an Menschen verkauft hat, die es für medizinische oder magische Zwecke wollten. Wir haben unseren eigenen Schwarzmarkt, aber unbedingt verlässlich ist der auch nicht. Wenn ich wirklich ordentliches Material haben will, muss ich an die Quelle gehen.«
»Du meinst …«
»Grabräuberei. Glücklicherweise muss ich das nicht allzu oft.«
Hope fand bei der nächsten Handvoll Beutel einen weiteren unnatürlichen Tod – Stromschlag –, aber auch dies sah nach einem Unfall aus.
»Diese Sekte zieht bei Mord dann also eine strikte Grenze?«, fragte sie. »Das überrascht mich etwas. Man sollte meinen, wenn man seine Opfer schon kidnappt und foltert, dann bringt man sie hinterher auch um – schon um die Spuren zu verwischen.«
»Kidnappt und foltert?« Ich schüttelte den Kopf. »Es ist vielleicht schwer vorstellbar, aber sie brauchen sich keine unfreiwilligen Opfer zu suchen. Dieses ganze Bondagezeug ist für die Mitglieder. Lauter willige und einverstandene Erwachsene.«
»Das, was du gesehen hast, vielleicht. Was ich gesehen habe, war ganz entschieden unfreiwillig. Und es war noch nicht lang her. Ich habe mir Mühe gegeben, zwischen vergangenen und aktuellen Bildern unterscheiden zu lernen, und bei dem von vorhin habe ich überhaupt keine Zweifel.«
»Was hast du gesehen?«
»Nicht viel. Ich habe es aus dem Blickwinkel des Opfers gesehen, und sein oder ihr Kopf war bedeckt. Und es war nicht einfach bloß eine Augenbinde oder sogar eine Ledermaske. Dieses Ding war schwer.«
»Wie ein metallener Helm?«
Sie nickte. »Aber rundum geschlossen oder jedenfalls fast geschlossen. Der Mensch da drin konnte kaum atmen.«
Ich rannte zurück zum Lagerraum und überprüfte das Regal. Der Helm war nicht da.
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27 Paranormales CSI
H ope ging im Lagerraum auf und ab, von einem Ende zum anderen. »Nein, es bringt nichts. Ich sehe immer nur dieselbe Szene. So ist es meistens. Wenn es eine Möglichkeit gibt, mehr zu sehen, habe ich sie noch nicht heraus. Ich bekomme nur einen Fetzen, der immer wieder abläuft.«
»Geh ihn noch mal durch«, sagte Jeremy. »Nur für den Fall, dass ich irgendwas übersehen habe.«
Die Frustration in Hopes Gesicht verriet mir, dass sie glaubte, er meine etwas anderes damit – dass nämlich
sie
etwas übersehen hatte. Aber sie holte tief Atem und schloss die Augen.
»Szene läuft an. Dunkelheit. Kann nicht atmen. Wehrt sich. Festgehalten. Erst von Händen, dann sind die weg, aber er kann sich immer noch nicht befreien. Eine Stimme, aber sie hallt in dem Helm. Kann die Worte nicht verstehen. Kann nicht mal entscheiden, ob es ein Mann oder eine Frau ist. Versucht zu schreien, kann aber nicht, als wäre er geknebelt, aber …«
Hope öffnete die Augen. »Es ist, als wäre derjenige geknebelt, aber ich kann keinen Knebel spüren. Bei den Fesseln ist es das Gleiche.«
»Ein Bindezauber«, sagte Jeremy.
»Nein, einen von denen habe ich mir schon mal eingefangen. Es ist etwas anderes. Das hier ist …« Sie suchte nach
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