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Lockruf der Toten / Magischer Thriller

Lockruf der Toten / Magischer Thriller

Titel: Lockruf der Toten / Magischer Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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Seine Füße standen auf dem Boden, die Knie waren gebeugt. Mein erster Gedanke war:
Wie schafft man es, sich aufzuhängen, wenn die Füße den Boden berühren?
Dann entdeckte ich die Würgekette um seinen Hals.
    Jeremy legte mir eine Hand auf die Schulter, zog mich aber nicht fort. Wenn ich es mir ansehen wollte, dann war das meine Entscheidung. Er ging an mir vorbei, um selbst einen näheren Blick auf die Leiche zu werfen.
    Der Kopf des Mannes hing nach vorn, aber ich erkannte Botnick, bevor ich sein Gesicht sah. Seine Augen traten hervor. Seine Finger waren an der Kehle in die Kette gekrallt, als habe er versucht, sie sich vom Hals zu reißen.
    »Er hat sie nicht lockern können«, sagte eine leise Stimme hinter mir. Hope. »Sie haben ihm den Helm abgenommen und ihm die Füße weggetreten, und die Kette hat sich gestrafft, aber irgendwas hat verhindert, dass er sie wieder lockern konnte, selbst nachdem er wieder auf die Füße gekommen war.«
    Jeremy trat neben die Leiche und musterte sie, ohne sie zu berühren. Als ich ihn beobachtete, glitt mein Blick zum ersten Mal an ihr nach unten, und ich bemerkte etwas … Unerwartetes.
    »Er trägt keine Hose. Haben die … haben die ihn vergewaltigt?«
    »Sieht nicht danach aus«, sagte Jeremy. »Es gibt keine Anzeichen für einen Kampf. Ich glaube, das war Absicht – sie haben eine Formel verwendet, um ihn zu lähmen, damit es keine Spuren gibt. Es sollte nichts darauf hinweisen, dass er sich dies nicht selbst angetan hat. Nur was die Hosen angeht …«
    »Auch Absicht«, sagte Hope. »Sie haben es so inszeniert, dass es nach autoerotischer Erstickung aussieht.«
    Ich erklärte dies Jeremy.
    »Ah«, sagte er. »Und in Anbetracht der ganzen Ausstattung hier ist das ja genau das, was die Behörden bei jemandem wie Botnick erwarten würden.«
     
    Wir hatten es also doch mit einem Mord zu tun. Jeremy hatte auch für Botnick eine zurückkehrende Fährte gefunden, weil Botnick in den letzten Tagen mehrfach in den Keller gegangen war.
    War es ihm gelungen, Kontakt zu der Gruppe aufzunehmen? Hatte er sich bei seiner ehemaligen Freundin gemeldet, die sich bei ihrem anderen ehemaligen Liebhaber gemeldet hatte, und hatten sie dann ein Treffen mit Botnick arrangiert? Es war nicht die einzige Möglichkeit. Vielleicht hatte das Sektenmitglied, das er gestern Abend ausgepeitscht hatte, endlich einen Ich-mach-das-nicht-mehr-mit-Moment der Erleuchtung gehabt und war zurückgekommen, um ihn umzubringen. Oder vielleicht war es ein Kunde gewesen, der sich darüber ärgerte, dass die Wirkung seines »gemahlenen Rhinozerospenis« das gute alte Viagra eben doch nicht übertraf, entgegen den Versprechungen in der Anzeige. Leute wie Botnick haben ihre Feinde, und es sind nicht immer die geistig stabilsten Typen.
    Aber all das wäre ein großer Zufall gewesen und hätte die magische Schwächung nicht erklärt, die Hope gespürt hatte. Also spielten wir CSI . Die paranormale Version. Der Werwolf entwirrte und verfolgte Fährten. Die Halbdämonin klopfte ihre Todesvision ab. Und die Nekromantin versuchte, Kontakt zum Geist des Verstorbenen aufzunehmen.
    Ich rief Botnick mehrfach und ohne jeden Erfolg. Im Grunde nicht weiter überraschend. Die Leichenstarre hatte eingesetzt, und die Leiche war kalt; er war seit Stunden tot.
    Die Geister der soeben Verstorbenen bleiben nicht lang an Ort und Stelle. Jemand kommt und holt sie ins Jenseits hinüber, und wenn sie einmal verschwunden sind, können die Nekromanten keinen Kontakt herstellen, bevor nicht irgendjemand dort entscheidet, dass der Geist jetzt Besuch empfangen darf. Nichtsdestoweniger versuchte ich es in der Hoffnung, dass Botnick noch nicht abgeholt worden war. Ich wollte es gerade aufgeben, als ich eine Gestalt bemerkte, die sich am anderen Ende des Kellerraums durch einen Kistenstapel schob.
    »Du!«
    Ich ging auf den Geist zu. Es war der Spanner von gestern. Er begann sofort zu verblassen.
    »Probier’s gar nicht erst«, sagte ich. »Außer du willst, dass ich dich melde wegen verdächtigen Herumlungerns am Schauplatz einer unerlaubten paranormalen Versammlung. Ich würde vorschlagen, du erzählst mir, was du gesehen hast.«
    »Ich habe nichts …«
    »Doch, du hast. Du bist der einzige Zeuge eines Mordes und erzählst mir jetzt besser, was hier los war, sonst kommt noch ›unerlaubtes Entfernen vom Schauplatz‹ dazu.«
    Er sah mich an; seine Augen wurden schmal. Ich versuchte streng auszusehen. Sogar grimmig. Ich glaube, ich

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