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Lockruf der Toten / Magischer Thriller

Lockruf der Toten / Magischer Thriller

Titel: Lockruf der Toten / Magischer Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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einem Vergleich, dann sagte sie: »Okay, ich probier’s noch mal.«
    Augen geschlossen. Zurück in die Vision.
    »Kein Bindezauber. Keine Fesseln. Der Mensch würde gern kämpfen, kann aber nicht. Als ob sein Körper nicht reagierte. Nein …« Sie hob einen Finger. »Noch mal. Ich komme drauf.« Augen geschlossen. Tiefer Atemzug. »Der Mensch kämpft. Brüllt. Aber er ist so schwach, dass es nichts bewirkt.« Sie öffnete die Augen. »Das ist es. Geschwächt. Wie betäubt, aber es ist kein Gefühl von Müdigkeit oder Schläfrigkeit dabei. Einfach … ausgepumpt.«
    »Durch Magie«, sagte Jeremy.
    »Würde ich sagen, ja.«
    »Wenn das hier passiert ist – dann sehe ich doch mal, ob ich eine Spur finde.«
    Ich nahm Hope mit ins Büro unter dem Vorwand, dass ein frisches Paar Augen dort vielleicht etwas Neues entdecken würde. In Wirklichkeit wollte ich damit Jeremy einfach etwas Privatsphäre sichern. Es hat etwas ausgesprochen Würdeloses an sich, auf alle viere zu gehen und am Fußboden zu schnuppern.
    Nach etwa zehn Minuten rief Jeremy uns zurück. In dem Raum wimmelte es von Fährten. Nach unserer Exkursion am Vorabend hatte er eine recht klare Vorstellung, welche davon zu den Mitgliedern der Gruppe gehörten, aber in dem winzigen Raum herauszufinden, welche Fährte
nicht
dazugehörte … da hätte sich wahrscheinlich Hopes Vergleich mit einem Bluthund in einem Flughafengebäude angeboten. Jeremy hatte drei, vielleicht vier Fährten gefunden, die er nicht erkannte. Eine davon gehörte vermutlich zu dem Opfer.
    »Und die anderen dürften Mitglieder sein, die das Treffen letzte Nacht verpasst haben. Aber alle Fährten führen irgendwann hierher.« Er zeigte auf die Falltür hinunter; den Teppich hatte er bereits zurückgeschlagen.
    »Nicht weiter überraschend«, sagte ich. »Wenn sie jemanden umbringen wollen, ist das der beste Ort dafür.«
    »Ich bin mir nicht sicher, ob wir es mit einem Mordopfer zu tun haben. Das war mein erster Gedanke – dass Botnick Kontakt zu der Gruppe aufgenommen hat und sie einen Beweis seiner Loyalität verlangt haben.«
    »Ein Menschenopfer«, sagte Hope.
    »Aber jede einzelne Fährte, die da runterführt, kommt auch wieder zurück.«
    »Vielleicht hat Botnick die Nerven verloren«, sagte ich. »Oder es war bloß ein Test, um rauszufinden, ob er sich dazu bereit erklären würde. In beiden Fällen« – ich öffnete die Luke – »bedeutet das, ich werde nicht über eine Leiche fallen und auch nicht über einen nach Rache brüllenden Geist, ich habe also nichts zu fürchten.«
    »Hope?«, sagte Jeremy. »Für dich wird die Sache nicht einfacher dadurch, dass es keine Leiche gibt.«
    »Alles in Ordnung.«
    Hope erstarrte am Fuß der Leiter, als hätte sie gewusst, dass die Vision einsetzen würde, und sich für den Moment gewappnet. Als es vorbei war, stieß sie einen kleinen Seufzer der Erleichterung aus.
    »Immer dasselbe«, sagte sie. »Er oder sie steckt in dem Helm, kann nicht sehen, kann kaum atmen, kann sich nicht wehren und nicht brüllen. Auf der Chaosskala ist das vielleicht vier von zehn. Einfach große Angst vor dem Unbekannten.«
    Wir sahen uns um. Der höhlenartige, kistengesäumte Raum sah genau so aus wie beim letzten Mal.
    »Blutspritzer«, sagte Hope, während sie in die Mitte des Kellers trat.
    Ich folgte ihr. »Die sind von gestern Nacht. Von diesem Treffen.«
    Ihr Gesicht verzog sich vor Widerwillen. »Mit anderen Worten und wie du schon erzählt hast, das hier war einverständlich. Was erklärt, warum ich nicht viel Chaos kriege.«
    Jeremy hatte kein Wort gesagt. Nicht weiter ungewöhnlich. Aber als ich zu ihm hinübersah, stellte ich fest, dass er quer durch den Raum starrte, die Nasenflügel gebläht. Er drehte langsam den Kopf und sog die Luft ein, als versuchte er eine Geruchsquelle zu identifizieren. Dann blieb sein Blick an einer Mauer von Kisten hängen – dort, wo der Wandabschnitt mit den Haken war.
    »Diese Kisten haben gestern nicht so dagestanden«, sagte ich, während ich mich in Bewegung setzte.
    Jeremy rief mir etwas zu, aber ich war nur noch ein paar Schritte von der Wand entfernt, und als mir aufging, dass er mich zurückzurufen versuchte, sah ich bereits einen Fuß, der hinter dem Stapel hervorragte.
    Ich trat hastig zurück, um einem möglichen Angriff zuvorzukommen. Dann sah ich den Haken und die straff gespannte Kette und tat, ohne nachzudenken, einen Schritt zur Seite, um besser zu sehen. Ein Mann hing an einer Kette an dem Haken.

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