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Lockruf der Toten / Magischer Thriller

Lockruf der Toten / Magischer Thriller

Titel: Lockruf der Toten / Magischer Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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keine Zeit mehr, weiter zu recherchieren, bis wir eine andere Methode gefunden haben. Besser, wir …« – ich schluckte – »… machen es einfach und bringen es hinter uns.«
    Jeremy zögerte und nickte dann. »Wäre es dir lieber, wenn ich gehe? Dich in Frieden lasse?«
    »Nein.« Ich erwiderte seinen Blick. »Bitte bleib.«
    Also begann ich von vorn, mit Jeremy an meiner Seite, während Eve wachsam ihre Runden drehte. Mein Herz hämmerte derart, dass ich kaum atmen konnte. Wenn ich die Augen schloss, sah ich den Vogel vor mir. Jedes Mal, wenn eins der geisterhaften Kinder mich berührte, fuhr ich schuldbewusst zusammen.
    »Lass dir Zeit«, murmelte Jeremy. »Jeder Mensch im Haus ist mit Packen beschäftigt. Hier draußen wird niemand uns stören.«
    Als ich es nicht fertigbrachte, mich zu entspannen, versuchte Jeremy mich mit einer Geschichte aus seiner Jugend abzulenken. Zu jedem anderen Zeitpunkt hätte ich an seinen Lippen gehangen und jedes Wort nach Informationen über ihn abgeklopft. Aber obwohl er von einer Zeit erzählte, in der er ein fast erwachsener Teenager gewesen war, dachte ich dabei an Kindheit. An Kinder. Und als Begleitmusik zu seiner Stimme hörte ich sie flüstern.
    Als ich mich vorbeugte, tropfte Schweiß auf das Kreidesymbol. Ich griff nach der Kreide, um es in Ordnung zu bringen, aber meine Finger zitterten so sehr, dass ich das Stäbchen zerbrach, und als ich die Hand nach dem heruntergefallenen Stück ausstreckte, löschte ich den Rand meiner Zeichnung mit dem Knie aus.
    »Hier«, sagte Jeremy, während er nach dem größeren Stück Kreide griff.
    Ich brachte ein schwächliches Lächeln zustande, als er die verwischten Linien nachzog. »Dazu muss man wirklich ein Starnekromant sein – sich die Symbole von professionellen Künstlern zeichnen zu lassen.«
    Der Scherz war noch schwächlicher als mein Lächeln, insofern konnte ich ihm keinen Vorwurf draus machen, dass er nicht zurücklächelte. Aber als ich zu ihm hinsah, wirkte er vollkommen gedankenverloren und schien mich gar nicht gehört zu haben.
    Einen Moment später setzte er die Kreide auf einer Platte des Gartenwegs an und zeichnete etwas neben meinem rituellen Arrangement.
    »Weißt du noch – diese Runen, die ich erwähnt habe? Die, die ich manchmal sehe?«, fragte er im Zeichnen. »Das hier ist eine davon. Nicht zum Schutz, sondern zur Beruhigung.«
    Er brachte das einfache Motiv zum Abschluss, griff nach meiner Hand und legte sie auf das Zeichen.
    »Gut, vielleicht sind es einfach Elemente einer Geheimschrift, die ich als Kind mal auf der Rückseite einer Cornflakesschachtel gesehen habe, aber …« Er sah mir ins Gesicht. »Ich glaube – ich spüre –, dass es mehr ist als das.«
    Und als ich dort kniete, seine Hand leicht und warm auf meiner, der rauhe Stein darunter, und die Linien der Rune an meinen Fingern sah, spürte ich, wie die Panik und die Nervosität aus mir herausrannen, als habe der Stein sie in sich aufgesogen.
    Ich begann mit der Beschwörung, die Hand auf der Rune, seine Hand auf meiner, und die Worte strömten mit einer Zuversicht, die ich kaum jemals zuvor empfunden hatte.
    Das Geräusch folgte schnell. Das gleiche leise Geräusch, das ich beim letzten Mal gehört hatte, und aus derselben Richtung. Ich spürte, wie sich mir die Eingeweide verkrampften – halb bittere Enttäuschung, halb blanke Frustration.
    »Wieder der Vogel«, sagte ich, während ich auf die Füße kam. »Es ist wieder dieser verdammte Vogel. Ich habe versucht, mich auf ein Kind zu konzentrieren, aber …«
    »Warte«, sagte Jeremy. »Vergewissern wir uns lieber, bevor wir ihn freigeben.«
    Wir folgten dem Geräusch zu demselben Beet wie zuvor. Ich sah den Ort, wo Jeremy den Vogel wieder begraben hatte, aber die Erde dort war glatt. Mein Blick schoss zu einer Stelle einen Meter entfernt.
    »Die Katze?«, fragte ich.
    Aber
diese
Stelle wirkte ebenfalls unberührt. Der ganze Garten war still. Sehr still.
    Ich sah Jeremy an. »Das Geräusch – ist es fort?«
    Er schüttelte den Kopf und sprang auf die achtzig Zentimeter hohe Umfassungsmauer, als sei sie nicht höher als eine Treppenstufe; dann suchte er sich einen Weg zur Mitte des großen achteckigen Rosenbeetes hin.
    Als er sich vorbeugte, hörte ich es wieder, sehr schwach und von unten her. Ich kletterte auf die Mauer, setzte einen Fuß in das Beet hinein und wäre fast nach hinten gekippt, als mein Absatz in der weichen Erde einsank. Ich schwang wild die Arme, fing mich

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