Lockruf der Toten / Magischer Thriller
einiger Sicherheit weitere Fragen folgen würden.
Sie waren nicht sonderlich glücklich mit meiner Erklärung, dass eine übersinnliche Ahnung mich in den Garten gelockt hatte, aber ich spielte den spiritistischen Aspekt nach Möglichkeit herunter und gab mich widerwillig, als es darum ging, eine konkrete Bezeichnung für das zu finden, was mich dorthin gezogen hatte. Ich hatte trotzdem den Eindruck, dass sie sich sehr viel wohler gefühlt hätten, wenn sie sich auf die einleuchtendste aller möglichen Erklärungen hätten konzentrieren können – dass ich die Leiche »gefunden« hatte, weil ich sie selbst dort deponiert hatte. Aber sogar auf den ersten flüchtigen Blick war unverkennbar, dass der Leichnam nicht nur ein, zwei Tage alt war.
Es war einfach nicht sonderlich plausibel, dass ich die betreffende Person vor Monaten ermordet und verscharrt hatte, dann durch puren Zufall für diesen Dreh im selben Haus untergebracht worden war und schließlich, von Schuldgefühlen gequält, Grady dazu gezwungen hatte, mein Opfer zu entdecken.
Ich war mir sicher, dass sie diese Möglichkeit dennoch erwägen würden; ohne sie blieb ihnen nur noch die zweite Erklärung – der möglicherweise authentische Fall einer Spiritistin, die auf die Rufe der ruhelosen Toten reagiert hatte.
Hope brachte abmachungsgemäß Zack Flynn mit, und sie schlichen sich an der Menschenmenge rings um Grady vorbei in den Wintergarten, wo Jeremy und ich in Deckung gegangen waren.
Hope winkte Zack herein. »Da hast du sie. Ein Exklusivinterview für die
L.A. Times.
Sei besser nett zu ihr.«
Zack bedankte sich sehr viel nachdrücklicher, als die Situation es erforderte, und dann stand er da und sah ihr beglückt nach, als sie den Raum verließ; erst als sie außer Sichtweite war, drehte er sich zu mir um.
»Unglaubliches Mädchen«, sagte ich.
»Ja, nicht wahr? Sie hätte das Zeug dazu, ganz oben mitzuspielen, aber sie ist einfach nicht interessiert. Sie hat ihren Spaß mit diesen Geschichten von Entführungen durch Außerirdische und schert sich nicht drum, was andere Leute davon halten.«
Sein Blick glitt zu der Stelle hin, wo er Hope zuletzt gesehen hatte; sein Gesichtsausdruck verriet eine Mischung aus Neid und Vernarrtheit. Aratrons Worte fielen mir wieder ein – Luzifers Tochter. Nach dem wenigen, das ich über Dämonologie wusste, war Luzifer einfach ein Dämonenfürst wie andere auch, weder mächtiger noch »böser« als andere Dämonenfürsten. Aber der Name jagte mir nichtsdestoweniger einen Schauer den Rücken hinunter. Ich fragte mich, was Zack von der Möglichkeit halten würde, Luzifer als Schwiegervater zu bekommen.
Das Interview verlief gut. Ebenso wie die Polizisten wusste er es offenbar zu schätzen, dass ich nicht anfing, Monologe auf der Ich-kann-die-Toten-hören-Schiene zu halten. Anders als die Polizisten aber betonte er selbst diesen Aspekt – eine Mischung aus journalistischem Instinkt und einem persönlichen Interesse am Paranormalen.
Ich äußerte mich nur widerwillig darüber, so als wüsste ich mehr, fühlte mich aber unbehaglich bei dem Gedanken, darüber zu reden. Ich erklärte, gespürt zu haben, dass das Opfer jung und weiblichen Geschlechts und vermutlich durch Gewalt ums Leben gekommen war.
»Wobei man«, fügte ich mit einem schiefen Lächeln hinzu, »auf das mit dem gewaltsamen Tod auch hätte kommen können, indem man sich ihre Grabstelle betrachtet. Das ist nicht gerade eine spiritistische Hochleistung.«
Zack notierte sich meine Worte; er hatte ein Aufnahmegerät, schien es aber nur als Rückversicherung zu betrachten. Während er schrieb, lehnte ich mich in meinem Sessel zurück und ließ einen Strahl Spätnachmittagssonne auf mein Gesicht fallen.
»Haben Sie auch ein
Gefühl,
wie Sie es nennen, zu irgendetwas sonst? Dem Namen des Mädchens – zu ihrem Alter vielleicht?«
Ich schüttelte den Kopf. »Kurz vor dem Teenageralter vielleicht, aber diesen Gedanken könnte mir auch die Größe der Hand suggeriert haben. Und das Geschlecht?« Wieder ein selbstironisches kleines Lächeln. »Na ja, da stehen meine Chancen fünfzig zu fünfzig, stimmt’s?«
»Noch irgendwas?« Er studierte mich, als sei er sich sicher, dass ich ihm etwas vorenthielt.
»Ich … habe mehr gespürt, aber es ist alles ziemlich zusammenhanglos, und ich könnte mich gründlich blamieren, wenn ich Ihnen jetzt … sagen wir, Holly als Namen nennen würde, und dann stellt sich heraus, dass es der Name ihrer Katze
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