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Lockruf der Toten / Magischer Thriller

Lockruf der Toten / Magischer Thriller

Titel: Lockruf der Toten / Magischer Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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einem Fuß auf den anderen. Sogar der Mann wandte den Blick ab.
    »Es gibt keinen Wasserhahn hier drin. Wofür brauchen sie also einen Abfluss?«
    »Blut«, sagte der Mann nach einer langen Pause. »Dafür ist das hier gut. Eine Todeskammer.«
    »Hope?« Ich schüttelte sie kräftiger an der Schulter. »Hope? Los jetzt. Wach auf.«
    Ich versuchte es inzwischen seit mindestens fünf Minuten. Fünf langen und kostbaren Minuten. Zweimal hatte sie sich bewegt, nur um wieder einzuschlafen, ohne auch nur die Augen geöffnet zu haben. Hatten sie sie unter Drogen gesetzt? Oder hatte ich härter zugeschlagen, als mir klar gewesen war?
    Keine Spur von Eve. Was diese Leute auch getan hatten, um Geister hier festzuhalten – entweder, es hielt Geister zugleich auch fern, oder es verhinderte, dass sie mich jenseits dieser Mauern hören konnte.
    Und was Jeremy anging – ich konnte nicht darauf warten, dass er mich rettete. Dieses Mal nicht.
    »Hope! Hope …«
    Sie murmelte etwas, die Augen nach wie vor geschlossen. Ich hob die Hand und versetzte ihr eine Ohrfeige. Sie fuhr hoch, die Augen aufgerissen und blicklos, und begann um sich zu schlagen und zu treten.
    »Hope! Aufhören …«
    Ihr Fuß traf mein Schienbein.
    »Au! Ich bin’s Ich bin’s …«
    Fingernägel fuhren mir über die Wange und kamen dem Auge gefährlich nahe. Ich packte sie an den Handgelenken, hielt sie auf dem Boden fest und beugte mich über sie.
    »Hope, ich bin’s, Jaime. Es ist dunkel, und du kannst nichts sehen, aber wir haben ein Problem, und du musst mir jetzt zuhören.«
    Ich erzählte ihr, was geschehen war. Während ich sprach, lag sie einfach still da, ohne eine Reaktion zu zeigen. Ich erklärte ihr, warum ich sie niedergeschlagen hatte. Ich erzählte von unserer Betonzelle. Ich wies sie sogar auf den Abfluss hin, auf seinen Zweck und darauf, was das vermutlich über den Zweck unseres eigenen Hierseins aussagte. Sie ließ das Ganze über sich ergehen, ohne mit der Wimper zu zucken.
    Zunächst schob ich es auf gute Nerven. Oder vielleicht einen Schockzustand. Dann ging mir auf, dass sie allem Anschein nach kaum zuhörte. Sie konnte mich hören – das überprüfte ich mehrmals. Aber ihr Blick glitt durch den Raum, als schwatzte ich über etwas so Belangloses wie unsere Pläne fürs Abendessen.
    Sie wirkte auch benommen, außerstande oder nicht willens, sich aufzusetzen. Als ich mich erkundigte, wie es ihr ging, bedeutete sie mir einfach, ich solle weitersprechen.
    Ich sah ihren Blick hin und her zucken wie bei mir, wenn ich mich in einem Raum voller Geister aufhalte – die Aufmerksamkeit wird in tausend Richtungen zugleich gelenkt. Und dann ging mir auf, was es war, das sie ablenkte: Visionen von Morden, von Menschenopfern. Ich musste sie hier rausbringen.
    Leicht gesagt.
    »Wir sind also hier drin gefangen«, sagte ich zusammenfassend. »Außer du hast irgendeine geheime Kraft, von der ich noch nichts weiß, irgendwas, mit dem man Mauern einreißen kann …«
    Sie zwinkerte, sah mich an und schüttelte dann den Kopf.
    Ich wandte mich an die Geister. Der Junge war wieder verblichen, und ich wartete, bis er zurückkam.
    »Sie sind beide hier drin umgebracht worden, oder? Von diesen Leuten?«
    Der Junge nickte. »Sie haben davon geredet, dass es vor mir noch andere gegeben hätte. Kinder, glaube ich. Aber die sind nicht hier. Hier war ich allein, bis Murray aufgetaucht ist.«
    Warum waren die Kinder wohl nicht hier? Es hatte keinen Zweck, ihn zu fragen, also sagte ich nur: Und du heißt …?«
    »Brendan.«
    »Gut. Okay, Brendan, erzähl mir alles, was du über diese Leute weißt.«
     
    Normalerweise erinnert ein Geist sich nicht an die Umstände des eigenen Todes, es sei denn, man erwischt ihn, bevor er ins Jenseits übertritt. Aber diese Geister waren nie übergetreten, und so war ihnen auch die Sterbeamnesie vorenthalten worden; sie erinnerten sich an alles.
    Ich gab Brendans Bericht an Hope weiter, ein Stück weit in der Hoffnung, dass sie irgendeinen Hinweis darin finden würde, der mir entgangen war, aber hauptsächlich in der Hoffnung, sie von ihren Visionen abzulenken.
    Ich pflückte jedes potenziell nützliche Bröckchen Information aus der Geschichte heraus. Wir befanden uns in einem Keller. Ganz in der Nähe war ein Fernsehzimmer mit einem kleinen Gästeschlafzimmer dahinter. Das Haus lag in Brentwood, wahrscheinlich nicht weit von dem Haus entfernt, in dem wir gefilmt hatten – nahe genug, dass die Gruppe die Leichen dorthin

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