Lockruf der Toten / Magischer Thriller
ist Murray, und ich war ein Menschenopfer‹, und erwarten, dass sie Ihnen das einfach so abnehmen? Sie haben da eine Menge übles Karma gutzumachen und nicht mehr so sehr viel Zeit, um es zu erledigen; ich würde vorschlagen, Sie fangen jetzt und hier damit an.«
Sein Blick teilte mir mit, dass er nicht überzeugt war.
Ich stellte mir Eve neben mir vor.
Bluffen, verdammt noch mal. Er ist ein Mensch. Was zum Teufel wird der über unsere Welt wissen? Begrab den Dreckskerl bis zum Hals im Bockmist …
»Wissen Sie, was ich bin? Ich bin Nekromantin. Sie können eine Art Leuchten um mich herum sehen, das Sie an anderen Leuten, zum Beispiel ihr, nicht sehen.« Eine Handbewegung zu Hope hin. »Meine Aufgabe ist es, als Mittlerin zwischen dieser und der jenseitigen Welt zu fungieren, und dazu habe ich eine Partnerin auf der anderen Seite. Diese Frau, die ich vorhin gerufen habe. Sie ist ein Geist … unter anderem. Sie ist nicht einfach irgendein Geist. Sie ist ein direktes Bindeglied zu den höheren Mächten. Jedem Nekromanten ist ein solcher Partner zugeordnet.«
»Cool«, sagte Brendan. »Wie ein Schutzengel.«
Ich stellte mir einen Moment lang vor, was Eve dazu sagen würde, als Engel bezeichnet zu werden, brachte es aber fertig, ernst zu bleiben. »So etwas in der Art. Zu den Aufgaben eines Nekromanten gehört es, Geistern den Übertritt zu erleichtern. Wenn wir hier raus sind, gebe ich euch beide an sie weiter, und sie wird euch zu den höheren Mächten bringen, die dann entscheiden, wohin ihr gehört. Wenn sie euch abliefert, wird sie Bericht erstatten. Was ihr in der Zeit tut, die ihr hier noch habt, wird in dem Bericht eine große Rolle spielen.«
Hopes angespannte Stimme trieb zu uns herüber. »Und wenn Jaime hier nicht lebend rauskommt, kann sie euch nicht übertreten helfen, was bedeutet, ihr seid dem nächsten Nekromanten ausgeliefert, dem ihr begegnet, wenn – falls – ihr selbst entkommt.«
»Aber ich weiß nicht, was ich tun kann«, sagte Murray. »Ich kann euch nicht hier rausholen …«
»Sie können helfen, indem Sie mir von ihnen erzählen. Von der Gruppe, zu der Sie selbst gehört haben, bevor die anderen Sie umgebracht haben.«
Brendan fuhr zu Murray herum. »Was?!«
»Ja, er hat selbst dazugehört, aber er hat es sich anders überlegt, nachdem er gehört hatte, was sie dir angetan haben. Er wollte zur Polizei gehen. Deswegen haben sie ihn umgebracht.«
Murray nickte mit großem Nachdruck. Ich bezweifelte stark, dass dies dem wirklichen Gang der Dinge entsprach, aber Brendan war hinreichend besänftigt, um sich etwas zu entspannen.
»So«, fuhr ich fort, »und jetzt erzählen Sie mir alles.«
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42 Der innere Dämon
D ie Gruppe war vor fast fünfzehn Jahren von May Donovan und einem Mann namens Don Rice gegründet worden. Ebenso wie May war Don zugleich Mitglied der Ehrich Weiss Society, aber von diesen beiden abgesehen, handelte es sich um zwei völlig getrennte Gruppierungen. Es war, wie wir vermutet hatten – May und Don hatten die Ehrich Weiss Society dazu benutzt, neuen okkulten Gruppen nachzuforschen und Gerüchten über ihre eigene entgegenzutreten.
»Und Zack Flynn?«, fragte ich.
»Wer?«
»Ein Journalist bei der
L.A. Times.
Er gehört auch der Ehrich Weiss Society an.«
»Ich glaube, May hat ihn mal erwähnt. Irgend so ein Junge, stimmt’s?« Ein missbilligendes Vorschieben der Lippen. »Wir nehmen keine jungen Leute in die Gruppe auf. Wir sind seriöse Fachleute.«
Hatten Jeremy und Karl ihren Irrtum inzwischen bemerkt, hatten Zack gehen lassen und waren nach Brentwood zurückgekehrt? Oder hatten sie sich mit Zack zusammengetan und seine Verbindungen zu May genutzt, um ihre
eigentlich
e Gruppe zu infiltrieren?
Hopes Gesicht war rot und schweißnass, als sie in die nächste Vision hineingesogen wurde. Meine Besorgnis um Jeremy trat in den Hintergrund – er konnte sehr gut auf sich selbst aufpassen.
Ich wandte mich wieder der Aufgabe zu, Murray zu löchern.
Vor nunmehr drei Jahren hatte die Gruppe nach über einem Jahrzehnt ergebnislosen Experimentierens schließlich den sogenannten Schlüssel gefunden, der ihnen die Geheimnisse der magischen Welt erschloss: Menschenopfer. Oder vielmehr nicht den Akt des Opferns selbst, sondern die Nebenprodukte. Sie hatten die Organe ihrer Opfer eingeäschert und die Asche zum Formelwirken verwendet.
Das Ritual, das sie verwendeten, musste die Geister an die Erde gebunden haben. Deswegen konnte die Magie, die mit Hilfe
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