Lockruf der Toten / Magischer Thriller
gesehen, aber ich hab’s einfach nicht geglaubt, also habe ich einfach dagestanden, und sie hat geschossen, und …« Ihre Finger flogen zu ihrer Brust und tasteten nach dem Loch, das nicht da war. »Es war ein Spezialeffekt, oder? Die Kugel und das Blut und mein … mein Körper, wie er da liegt …«
Ich trat näher, um …
Um was zu sagen? Das, was ich schon zuvor zu ihr gesagt hatte?
Mach dir keine Sorgen, Liebes, überlass das mir, ich bringe es in Ordnung.
Dies hier konnte ich nicht in Ordnung bringen.
Angelique streckte die Hand nach mir aus. Ihre Finger glitten durch meinen Arm hindurch, und sie keuchte. Kristof zog sie zurück.
»Jaime«, sagte Eve. »Ins Haus,
jetzt!
«
Etwas prallte mir seitlich gegen den Kopf. Ich torkelte und starrte Eve an, als habe sie es irgendwie fertiggebracht, durch die Dimensionen hindurchzugreifen und mich zu ohrfeigen. Plötzlich waren meine Beine zu schwach, um mich aufrecht zu halten. Eves Mund öffnete sich; ihr Gesichtsausdruck war alarmiert. Kristof zeigte auf etwas hinter einer Reihe von Büschen. Ein Ruf.
Der nächste Schlag erledigte mich.
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41 Todeskammer
I ch wachte auf einem kalten, glatten Fußboden auf. Ich öffnete die Augen, aber die Welt blieb finster. Links neben mir hörte ich jemanden tief atmen. Oberhalb der Atemzüge hörte ich eine Stimme. Eine männliche Stimme, jung und nervös.
»Komm schon«, sagte sie. »Wach auf. Du musst jetzt aufwachen.«
Eine zweite Stimme, älter und müde. »Sie kann dich nicht hören.«
»Woher willst du das wissen? Die Leute sehen doch dauernd Geister. Wenn du mir helfen würdest …«
Geister?
Ich dachte an Angelique und spürte einen Knoten in den Eingeweiden. Ich hatte ihr wirklich helfen wollen. Aber als ich festgestellt hatte, dass es meinen eigenen Anliegen in die Quere gekommen wäre, hatte ich sie abgeschüttelt und mir selbst versprochen, dass ich es später nachholen würde. Und jetzt gab es kein Später mehr. Nicht für Angelique.
»Ich glaube, sie wacht auf«, sagte die jüngere Stimme.
»Wahrscheinlich ist es besser für sie, wenn sie’s bleiben lässt.«
Ich blinzelte und hob den Kopf. Ein winziges grünliches Licht hoch über mir, das aussah wie ein Rauchmelder, lieferte die einzige Beleuchtung. Ich blinzelte nachdrücklicher. Sekunden später erkannte ich Gestalten. Eine auf dem Fußboden in einer Lache langer, dunkler Locken. Hope. Das waren die Atemzüge gewesen, die ich gehört hatte. Ich stieß einen leisen Seufzer der Erleichterung aus. Bewusstlos, aber lebendig, Gott sei Dank.
Ein junger Mann kauerte neben ihr. Nicht mehr als ein Teenager, soweit ich es in der Dunkelheit erkennen konnte. Helles Haar. Drahtig. Klein für sein Alter. Er sah eher nach einem Hologramm aus als nach einem Geist; ich konnte Hope durch ihn hindurch sehen. Ein zweiter Geist stand neben ihm; dieser war undurchsichtig wie die meisten Geister. Mittleren Alters und untersetzt mit verschränkten Armen; er stand da und verfolgte, wie der Junge versuchte, Hope aufzuwecken.
»Sie kann euch nicht hören.« Meine Stimme klang heiser und schwach, als hätte ich die Stimmbänder überstrapaziert.
Beide Männer drehten sich um und starrten mich an.
»Sie kann euch nicht hören«, wiederholte ich. »Aber ich kann’s.«
Der Junge versetzte dem Mann einen Schlag auf den Arm und grinste. »Siehst du? Hab’s doch gesagt.« Er wandte sich an mich; das Grinsen verblasste schnell. »Sie müssen raus hier.«
»Wo bin …?« Ich schluckte den Rest hinunter. Meine Kehle war trocken, meine Augen brannten, mein Kopf war wattig, aber es kam allmählich zurück. Jemand hatte mich mit einer Formel bewusstlos geschlagen und gekidnappt. Wieder mal. Hätte ich die nötige Energie gehabt, dann hätte ich vielleicht gelacht.
Ich kämpfte mich auf die Beine.
»Gut so«, sagte der junge Mann ermutigend. »Und jetzt müssen Sie einen Weg hier raus finden …«
»Es gibt keinen Weg hier raus«, sagte der ältere Mann.
Der Junge drehte sich heftig zu ihm um. »Und woher willst du das wissen?
Wir
haben keinen gefunden, sonst wären wir schließlich nicht hier. Aber es war ja auch keiner da, der uns gewarnt hätte.« Er sah wieder mich an. »Okay, die Tür ist rechts von Ihnen, etwa drei Schritte …«
»Und du glaubst, die haben sie für sie offen gelassen?«
Ich ließ mich von dem Jungen bis zur Tür leiten. Ich fand die Kante und strich mit den Fingern auf beiden Seiten an ihr entlang, fand aber nichts als glattes
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