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Lockruf der Toten / Magischer Thriller

Lockruf der Toten / Magischer Thriller

Titel: Lockruf der Toten / Magischer Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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gleitend.
    »Hallo«, sagte ich, ohne mich umzudrehen.
    »Ich muss mit dir reden.«
    Meine Finger schlossen sich fester um den Kaffeebecher, aber ich hielt den Tonfall neutral. »Gut. Ich muss nämlich auch mit dir reden.«
    »Eine private Aussprache dann also – im Garten bitte.«
    Hm … das klang etwas verdächtig, aber nichts an seiner Haltung oder seinem Ton vermittelte den Eindruck, dass er an Verführung dachte. Ganz im Gegenteil. Kühl und professionell.
    »Nur zu«, sagte ich.
    Ich folgte ihm durch das Haus zur Hintertür.
    Er bewegte sich immer noch in diesem seltsamen Gang – elegant und entspannt, dabei zielstrebig. War das etwas, das er für einen künftigen Showbeitrag einübte?
    Als wir den Garten erreicht hatten, versuchte ich ihn einzuholen, aber er ging nur noch schneller. Fürchtete er, Claudia könnte uns durch ein Fenster beobachten? Zu sehen, dass ich ihm in den Garten hinaus »folgte«, würde ihre Stimmung nicht gerade verbessern.
    Irgendwann blieb er stehen, immer noch mit dem Rücken zu mir. Als er sich dann umdrehte, neigte er den Kopf zu einem seltsam förmlichen Nicken, begleitet von einem winzigen Lächeln.
    »Jaime O’Casey. Es ist mir ein Vergnügen.«
    Ein kleiner Pfeil der Panik jagte durch mich hindurch. Niemand in der Showbranche kannte meinen wirklichen Namen. Aber wenn Grady glaubte, sich auf diese Art einen Vorteil irgendeiner Art verschafft zu haben, dann irrte er sich. Vegas war ganz einfach ein Bühnenname; ich hatte nichts zu verbergen.
    Ich sah ihn an. Seine graublauen Augen hatten plötzlich ein Blau angenommen, das heller leuchtete als der Himmel. Unmöglich, unnatürlich strahlend. Ich wich zurück. Er packte mich am Arm. Seine Finger waren so heiß, dass ich es durch den Ärmel hindurch spürte.
    Der Pfeil der Panik hatte meine Magengrube erreicht und explodierte. Ich versuchte mich loszureißen. Der Griff wurde nicht fester, aber er löste sich auch nicht. Fest wie eine eiserne Handschelle. Dies war nicht Grady, sondern jemand anderes – etwas anderes –, das seinen Körper benutzte, und ich hatte eine recht klare Vorstellung davon, wer und was das war.
    »Kristof Nast hat mich geschickt.«
    Zum Teufel mit Kristof! Deshalb hatte er mir nicht sagen wollen, an wen er sich wenden würde. Ich hätte mich nie drauf eingelassen.
    »Es tut mir leid«, sagte ich. »Das war ein Missverständnis. Ich rede nicht mit …«
    »Fremden? Ein sehr weiser Grundsatz, aber ich hoffe, dass du dieses Mal eine Ausnahme machen wirst.«
    Erheiterung funkelte in den schönen Augen. Betörende Augen.
    »Ich bin hier, um dir zu helfen, Jaime.«
    »Ich habe von deiner Sorte schon mehr als genug Hilfe erfahren.«
    Er legte den Kopf zur Seite; sein Blick forschte in meinen Augen. »Ah, ich verstehe. Eine Jugendsünde. Der Preis ist dir nur angemessen vorgekommen, nicht wahr? Es ist immer so. Der Preis, den ein Dämon verlangt, klingt immer fair, wenn man von dem versprochenen Gut geblendet ist. Und es endet immer damit, dass man mehr zahlt, als man erwartet hat. Aber das ist lang her. Du hast das versprochene Gut erhalten. Du hast den Preis dafür bezahlt. Eine unerfreuliche Lernerfahrung, aber es hätte mit Sicherheit schlimmer kommen können.«
    »Ganz gleich, welchen Handel du mir vorschlägst …«
    »Mein liebes Kind, ich feilsche doch nicht wie ein gewöhnlicher Kaufmann. Weißt du, wer ich bin?«
    Ich schüttelte den Kopf. Er ließ meinen Arm los.
    »Ich bin Aratron.«
    Er sah meinen verständnislosen Blick und lachte auf, ein warmer, sonorer Ton. »Bringt heutzutage denn niemand mehr seinen Kindern Dämonologie bei? Jahrhundertelang brauchte ich nur meinen Namen zu nennen, und selbst Leute von deiner Sorte haben sich vor mir auf den Boden geworfen, mir Gold angeboten, ihre Frauen, ihre Erstgeborenen im Austausch gegen einen winzigen Teil meines Wissens. Und heute? Verwirrung unter einem Schleier der Apathie. Nicht
annähernd
so befriedigend.«
    »Sorry.«
    Er lachte wieder. »Eve hat gewusst, wer ich bin. War sogar einigermaßen respektvoll.«
    Er ging zu einer Bank hinüber und bedeutete mir, ich solle mich neben ihn setzen. Als ich nichts dergleichen tat, begannen seine Augen zu funkeln. »Ich habe nicht vor, dich zu verschlingen oder dich in einem Ball aus weißem Feuer aufgehen zu lassen. Letzteres sieht zwar spektakulär aus, ist dem freundschaftlichen Umgang mit Sterblichen aber nicht förderlich.«
    Ich kauerte mich ans andere Ende der Bank.
    »Darf ich hoffen, dass du

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