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Lockruf der Toten / Magischer Thriller

Lockruf der Toten / Magischer Thriller

Titel: Lockruf der Toten / Magischer Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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kleines Problem. Wir haben hier keinen.«
    »Keinen was?«
    »Schuppen.«
    Er lächelte sie über die Schulter hinweg zufrieden an, als er die Treppe hinaufzusteigen begann. »Meine Liebe, ich habe nie behauptet, dass es einen Schuppen
gebe.
Ich sage nur, es
hat
einen gegeben. Er ist natürlich längst abgerissen worden … um die Spuren zu verwischen.«
    Wir gingen also ins Freie. Unterwegs bedankte Grady sich bei mir für die Informationen über Amityville. Sie waren nicht nötig gewesen, aber er wusste meine Hilfsbereitschaft zu würdigen. Offenbar hatte ich den ersten Schritt zurück in Mr. Gradys Gunst getan.
    Neben einem Koibecken blieb er stehen. Als unsere Schatten über das Wasser glitten, kamen die Fische unter den Seerosen hervorgeschossen; ihre Mäuler stießen durch die Wasseroberfläche. Ob jemand sie während der Abwesenheit ihrer Besitzer fütterte? Wahrscheinlich. Sie sahen teuer aus.
    »Hier, Bob?«
    Grady bat wieder mit einer Handbewegung um Schweigen, obwohl niemand etwas gesagt hatte. Dann überzeugte er sich davon, dass die Kamera lief, bevor er weitermachte.
    »Der Schuppen war hier? Du bist dir sicher?« Er machte eine Pause. »Nein, nein, ich verstehe schon.«
    Grady wandte sich an die Kamera. »Bob sagt, er kann sich nicht sicher sein, dass dies genau der richtige Ort ist. Das Gefühl von Dunkelheit in diesem Garten ist überwältigend. Aber diese Stelle scheint hinreichend dicht am ursprünglichen Standort zu sein.«
    Und so machte Grady dort weiter, wo er aufgehört hatte, und channelte den Geist des toten Mädchens. Ich setzte mich auf eine Bank und versuchte mich zu entspannen, fuhr aber nichtsdestoweniger bei jedem Geräusch und jeder Bewegung zusammen, während ich darauf wartete, dass die Kinder auftauchten und mir ihre Anwesenheit kundtaten.
    »Was zum Teufel soll denn das?«
    Ich erschrak, sah mich um und entdeckte Kristof neben mir auf der Bank; er starrte Grady an, der gerade die Arme schwenkte, die Augen rollen ließ, zitterte und stöhnte.
    »Ich glaube, er ist besessen«, sagte ich.
    »Von was? Epilepsie?«
    »Er ist ein berühmtes Fernsehmedium aus Großbritannien«, sagte ich, als erklärte das alles.
    Kristof rümpfte die Nase. »Nicht berühmt genug, um sich einen ordentlichen Schneider leisten zu können, so wie es aussieht. Oder etwas Schauspielunterricht.«
    »Sie lassen Eve nicht zurückkommen, stimmt’s?«
    »Nein.« Er spuckte das Wort förmlich aus. Nach einer kurzen Pause fuhr er fort: »Es ist so, ich habe in den vergangenen zwei Jahren ein paar Mal versucht, Argumente zu finden, dass sie Eve zurückkommen lassen, wenn auch nur vorübergehend.«
    »Und jetzt glauben sie, du täuschst sie schon wieder.«
    Ein freudloses Lachen. »Nicht ›schon wieder‹. Ich hab sie bisher noch nie getäuscht, die verdammten …
Wesenheiten.
Eve hat’s auch probiert. Klappt nicht. Man kann uns keinerlei Vorwurf machen, aber die reagieren« – eine abfällige Handbewegung – »gereizt, als ob wir sie beleidigt hätten, als ob nicht
wir
es wären, die jedes Recht hätten, gereizt zu sein. Wir halten uns an ihre Regeln. Wir helfen ihnen bei ihren Anliegen. Wir sind« – ein kurzes Lippenkräuseln – »ihre
gehorsamen
Diener, und wenn wir dann mal eine einzige kurze Ausnahme von den Regeln haben wollen, könnte man denken, wir wären irgendwelche hartgesottenen Strafgefangenen, die um einen Freigang einkommen.«
    Ich hatte keine Ahnung, wovon er redete, aber ich wusste, er konnte es mir nicht erklären.
    »Sie haben also nein gesagt.«
    »Sie werden sich die Sache ansehen. Und möglicherweise, sollte ich die Wahrheit gesagt haben, jemanden finden, der dir hilft.«
    »Aber nicht Eve.«
    Er wandte den Blick ab – aber nicht mehr rechtzeitig, um zu verbergen, wie die Bitterkeit einem Ausdruck von Einsamkeit und Enttäuschung Platz machte. »Nein. Nicht Eve.«
    Er stand auf. »Das ist einfach lächerlich. Die können nicht von uns verlangen, dass wir geduldig und vertrauensvoll abwarten, solange es ihnen passt – so lange, bis sie vielleicht mal jemand Geeigneten finden. Eve ist nicht die einzige Person, die uns helfen kann. Den Parzen wird meine Alternative nicht gefallen, aber das ist ihr Problem.«
    Ich persönlich hätte ja gesagt, dass Geduld und Vertrauen sehr wohl Dinge sind, die eine höhere Macht von Sterblichen erwarten kann. Aber Männer wie Kristof Nast sind nicht daran gewöhnt, dass ihnen irgendetwas abgeschlagen wird. Tot zu sein hatte daran nichts

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