Lockruf der Toten / Magischer Thriller
Spezialgebiet. Ich würde mit Hope zurückbleiben, während sie nach Details zu den Kontaktleuten suchte, mit denen die Ehrich Weiss Society uns versorgt hatte.
Wir gingen zu diesem Zweck in ihr Büro. Bedenken, beim Recherchieren sadomasochistischer Splittergruppen auf ihrem Bürocomputer erwischt zu werden, gab es dabei keine – in einem Job wie dem ihren würde sie eher belobigt werden, weil sie sich so viel Arbeit machte.
Außer ihr machte kein Mensch Überstunden. Das Büro war kaum größer als ihre Wohnung und nicht annähernd so sauber. Es stank nach verbranntem Kaffee, alten Burritos und den überquellenden Aschenbechern, die man hier wohl als Antwort auf das durch den Bundesstaat verhängte Rauchverbot am Arbeitsplatz verstehen durfte.
Es gab ein halb privates Büro, wahrscheinlich für den Herausgeber. In der Mitte des Hauptraums stand ein großer Tisch, fast begraben unter Papier, Druckern und Faxgeräten. An den Wänden entlang standen vier bis sechs Schreibtische in einer Reihe – es war nicht einfach, ihre genaue Anzahl zu ermitteln, denn Papierstöße ergossen sich von einer Tischplatte auf die nächste, und Kabel schlängelten sich um sämtliche Tischbeine.
Als wir uns einen Weg durch den Dschungel suchten, erklärte Hope, dass die wenigsten Mitarbeiter überhaupt von hier aus arbeiteten. Die meisten von ihnen verbrachten ihren Arbeitstag auf den Straßen, wo sie dem neuesten Ehebruch- oder Nasenkorrektur-Gerücht unter der Prominenz von L.A. nachgingen.
Wir hatten uns gerade vor einem Computer eingerichtet, als Jeremy anrief – er hatte Botnick dabei angetroffen, wie der gerade seinen Laden abschloss, und würde ihm jetzt folgen, um zu sehen, wohin er ging.
Als ich das Gespräch beendete, tippte Hope auf der Tastatur herum. Ich warf einen Blick auf einen Papierstoß; ganz oben lag etwas, das aussah wie ein lektorierter Ausdruck eines Artikels mit ihrem Kürzel.
»Ist es dir recht, wenn ich –?« Ich zeigte mit einer Handbewegung auf den Artikel.
»Viel Spaß. Oh, und ich glaube, gerade diesen Fall werden wir dringend dem Rat melden müssen. Das Gefährdungspotenzial ist erheblich.«
»Dämonensender in Brustimplantaten?«
»Hey, es sind immerhin keine Außerirdischensender. Du kannst dir nicht vorstellen, wie satt ich die Aliens habe – Besuche, Implantate, Entführungen, die geben einfach keine Ruhe. Aber Dämonen? Viel seltener. Ganz offensichtlich hat sich der übliche Plan – du weißt schon, menschliche Frauen schwängern und eine Herrenrasse schaffen, um dann die Weltherrschaft zu übernehmen – nicht bewährt. Wenn das Ergebnis immer so aussieht wie ich, dann hat die Apokalypse ein Problem. Da kann ich mir als Plan B Schlechteres vorstellen als die Kontrolle vollbusiger Frauen.«
»Man fängt mit unterschwelligen Botschaften im
Hustler
an, arbeitet sich dann allmählich nach oben bis zum
Playboy …
es hat Potenzial.«
»Wenn irgendwer die Politiker dieses Landes zu Fall bringen kann, dann sind es heiße Frauen mit Brustimplantaten.«
Ich lachte und zeigte auf den Stoß. »Noch irgendwas da drin, das der Rat wirklich wissen muss?«
»Nee. Irgendwas über eine Leiche mit Reißzahnwunden, die sie gefunden haben. Cassandra und Aaron nehmen an, es ist das jährliche Opfer eines Vampirs. Sie wollen der Sache nachgehen und dem unvorsichtigen Vamp einen Klaps geben, aber sie haben auch gesagt, ich soll mir gar nicht erst die Mühe machen, die Story zu unterdrücken. Leichen mit Reißzahnwunden? Von gestern. Und selbst wenn mein Herausgeber gesagt hätte, ich soll recherchieren und einen richtigen Artikel draus machen, hätte ich ihn davon überzeugen können, dass es das Papier nicht wert ist. Das mache ich hauptsächlich – nicht so sehr echte paranormale Geschichten zurückhalten als sie runterspielen, und meistens ist nicht mal das nötig.«
»Muss ja ein … interessanter Job sein.«
Sie grinste. »Ach, hör doch auf. Sag’s. Das Wort lautet
unseriös.
«
»Du redest hier mit einer Frau, die so tut, als kontaktierte sie die Toten, und jedes Mal dieselbe Botschaft ausrichtet.
Unseriös,
das ist die Zusammenfassung meines Berufsalltags.«
»Irgendwie spaßig, oder?«
Ich lächelte. »Ja. Ja, ist es.«
Wir redeten über ihren Job, während sie weiter nach Informationen suchte – sie tat beides gleichzeitig wie ein alter Hase. Nach einer halben Stunde meldete Jeremy sich wieder, um uns mitzuteilen, dass er vor Botnicks Haus stand. Er wollte noch eine Stunde
Weitere Kostenlose Bücher