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Lockruf des Blutes

Lockruf des Blutes

Titel: Lockruf des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanne C. Stein
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dagegen, wenn ich mir mal Ihr Auto ansehe? Ich möchte nur sichergehen.«
    Die jähzornige Flamme schlägt wieder hoch. »Sichergehen? Was, dass ich Ihnen die Wahrheit sage? Sie haben keinen Grund, daran zu zweifeln.«
    »Dann weigern Sie sich also.«
    »Sie können alles durchsuchen, was Sie wollen, Detective. Mit einem Durchsuchungsbefehl.«
    Er wiegt sich auf den Fersen zurück und betrachtet mich wie einen aufgespießten Schmetterling. Er glaubt, dieser finstere Blick würde mich in Panik versetzen. Leider vergisst er dabei, dass ich keine Zivilperson bin. Er vergisst, womit ich meine Brötchen verdiene. Ich habe denselben Trick schon ein paar Mal angewandt, um zu bekommen, was ich wollte.
    Also stehen wir da und starren einander an wie zwei Raufbolde auf dem Schulhof, die darauf warten, dass der andere zuerst blinzelt. Dann sehe ich Trishs Gesicht vor mir, gefolgt von dem meiner Mutter, die mich ausschimpft, weil ich mich so kindisch benehme. Und sie hat recht. Ich brauche diesen Trottel. Ich schüttele den Kopf.
    »Detective, wenn Sie sich dann wohler fühlen, bitte, nur zu, durchsuchen Sie mein Auto.«
    Der plötzliche Sinneswandel überrumpelt ihn. Überraschung zeichnet sich ganz kurz auf seinem Gesicht ab, lässt es weicher wirken, bevor er sich wieder im Griff hat und die grimmige Maske aufsetzt. Wortlos geht er zur Fahrertür, späht ins Auto, klappt den Vordersitz nach vorn, um den Blick über den Rücksitz schweifen zu lassen, schiebt eine Hand unter den Sitz und tastet herum. Dann geht er zur Beifahrertür und wiederholt die Prozedur. Als er damit fertig ist, klappt er das Handschuhfach und das Staufach in der Armlehne auf. Als Nächstes geht er um das Auto herum nach hinten.
    »Würden Sie bitte den Kofferraum öffnen?«
    Ich drücke auf den Knopf am Autoschlüssel, das Kofferraumschloss springt auf. Bald darauf knallt er den Kofferraumdeckel mit einer Hand wieder zu und tritt zu mir.
    »Danke für Ihre Kooperation, Mrs. Strong.« Er schaut zu Carolyns Wohnung hinüber. »War Mrs. Delaney verheiratet?«
    »Nicht, dass ich wüsste. Delaney ist – war – ihr Mädchenname.« Den Dad , den Trish mal erwähnt hat, bringe ich nicht zur Sprache.
    »Hatte sie einen Freund?«
    »Das weiß ich nicht. Wir hatten uns bis vorgestern vierzehn Jahre lang nicht gesehen. Sie hat mir nicht viel von sich erzählt.«
    Harris klappt sein Notizbuch zu und steckt es wieder ein. Er holt ein kleines Lederetui aus der Jackentasche, nimmt eine Visitenkarte heraus und reicht sie mir. »Ich melde mich bei Ihnen, falls wir weitere Fragen an Sie haben sollten. Ich brauche Ihnen wohl nicht zu sagen, dass Sie sich mit mir in Verbindung setzen sollen, sobald Sie das Mädchen gefunden haben.«
    Die Absicht hinter dieser unverfänglichen Bemerkung ist sonnenklar. Wieder einmal ein Befehl, keine Bitte. Bevor ich etwas erwidern kann, rollt flüsternd eine lange schwarze Limousine an uns vorbei und hält in der Einfahrt zu dem Wohnblock, gestoppt von demselben uniformierten Polizisten, der mich vorhin weitergewunken hat. Eines der hinteren Fenster gleitet herunter, und ein sorgfältig frisierter grauer Kopf reckt sich heraus.
    »Was geht hier vor, Officer?«, fragt eine herrische Frauenstimme.
    Die Limousine ist hier so fehl am Platze wie ein Elefant auf einem Barhocker. Der Tonfall des Polizisten macht das mehr als deutlich, als er entgegnet: »Und was wollen Sie hier, Ma’am?«
    Die Tür geht auf, und eine Frau steigt aus. »Ich möchte meine Tochter besuchen«, antwortet sie. »Carolyn Delaney.«
    Detective Harris und ich reagieren genau gleich auf diese Worte. Wir gehen zwei, drei Schritte auf das elegante Auto zu. Doch dann bleibt Harris stehen, legt mir eine Hand auf den Arm und zieht mich beiseite.
    »Was glauben Sie, wo Sie hingehen?«, fragt er.
    Ich deute auf die Frau. »Zu Carolyns Mutter.«
    »Kennen Sie sie denn?«
    »Nein, aber …«
    Er schüttelt den Kopf. »Kommen Sie ihr ja nicht zu nahe. Sie können jetzt gehen, oder Sie bleiben hier. Genau hier. Bei Ihrem Wagen. Ich werde jetzt mit dieser Frau sprechen. Allein.«
    Er funkelt mich an, fordert mich heraus, ihm zu widersprechen.
    Wenn ich ihn verärgere, zwingt er mich vielleicht, ganz wegzufahren. Ich will aber unbedingt sehen, wie Carolyns Mutter auf die Nachricht vom Tod ihrer Tochter reagiert. Ich nicke und bleibe zurück. Was er nicht weiß, ist, dass ich trotzdem jedes Wort verstehen werde, das da vorn gesprochen wird. Vampirische Sinne.
    Harris geht auf die

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