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Lockruf des Blutes

Lockruf des Blutes

Titel: Lockruf des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanne C. Stein
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einen guten Polizisten abgeben. Ist es bei den anderen Videos genauso?«
    »Ja. Aber da kommen noch mehr Männer drin vor, vielleicht sollten Sie sich doch noch eines von den anderen anschauen. Nur um sicherzugehen.«
    Ich weiß nicht, ob ich das aushalte, aber Ryan hat leider recht. Ich rufe das nächste Video auf und lasse es laufen. Mir ist schlecht.
    Ich schließe den Laptop und versuche mich auf etwas anderes zu konzentrieren, bis die Übelkeit nachlässt. Also fasse ich zusammen, was ich bisher weiß. Die beiden Videos, die ich gesehen habe, waren je zwanzig Minuten lang. Es sind insgesamt zehn. Trish ist weggelaufen, als die Kerle ernsthaft gewalttätig wurden. Ich habe sie am Dienstag gefunden.
    »Ryan, wann genau ist Trish weggelaufen?«
    Er legt sein Buch beiseite und setzt sich zu mir aufs Sofa. »Am Sonntag. Sie wollte weg sein, bevor ihre Mutter am Montagmorgen von der Arbeit heimkommt. Die Männer kamen immer am Montagnachmittag, nach der Schule.«
    »Sie kamen also einmal pro Woche?«
    Er nickt.
    Trish musste das also fast drei Monate lang ertragen. »Weißt du, wie Trishs Mutter von mir erfahren hat? Wie sie herausgefunden hat, wo ich wohne?«
    Ryan zuckt mit den Schultern. »Ich bin nicht sicher. Ich weiß nur, dass sie Sie mal im Fernsehen gesehen hat. Sie und diesen großen Mann, mit dem Sie zusammenarbeiten. In einem Interview in den Nachrichten. Ungefähr vor einem Monat, glaube ich.«
    Ich erinnere mich daran. David und ich hatten gerade einen Flüchtigen gestellt, der wegen Mordes gesucht wurde. Etwa eine Viertelstunde lang war das die Schlagzeile des Tages. Da muss sie also angefangen haben, Trish damit zu drohen, dass sie mich auf sie ansetzen würde, falls sie noch einmal weglaufen sollte. Trish war ihre goldene Gans.
    Hat sie schon damals die Verbindung zu Steve hergestellt? Zu meiner Mutter?
    Fragen, auf die ich womöglich nie eine Antwort finden werde. Ich zwinge meine Gedanken in die Gegenwart zurück. »Na ja, hat Trish je erwähnt, woher ihre Mutter die Männer kennt, die diese Videos gemacht haben? Carolyn hat in einem Krankenhaus gearbeitet. Kannte sie sie vielleicht von dort?«
    Wieder dieses ratlose Schulterzucken. Ryan runzelt kon
    zentriert die Brauen. »Ich weiß nicht. Kann sein. Ich weiß, dass es angefangen hat, bald nachdem Carolyns letzter Freund sie verlassen hat. Trishs Mutter hatte Probleme in der Arbeit. Ich glaube, sie hatte Angst, ihren Job zu verlieren. Aber nachdem Trish mit diesen – Dingern da – angefangen hat, schien ihre Mutter nicht mehr so besorgt zu sein. Und sie musste auch nicht mehr so viel arbeiten. Sie ist nur noch zwei oder dreimal die Woche ins Krankenhaus gegangen.«
    Ein Klopfen an der Wohnungstür schreckt uns auf. Ich werfe Ryan einen Blick zu. Er starrt mich betroffen an.
    Ich zeige auf den Laptop. »Bring deine Sachen ins Schlafzimmer. Ich sehe nach, wer da ist.«
    Er sammelt den Computer, seine Bücher und den Rucksack ein und verschwindet wortlos im Schlafzimmer. Ich spähe durch den Türspion und sehe zwei vertraute Gesichter. Stirnrunzelnd öffne ich die Tür.
    »Na so was, die Agenten Bradley und Donovan. Welch eine Überraschung.«
    Bradley mustert die noch unlackierte Wohnungstür. »Was ist mit Ihrer Tür passiert?«
    Da ich nicht antworte, fährt er fort: »Hatten Sie Schwierigkeiten? Mussten Sie jemanden durch die geschlossene Tür rauswerfen? Ich kann mir nicht erklären, wie Sie uns vor Freys Wohnung überwältigen konnten, aber ich arbeite daran.«
    Ich beuge den rechten Arm. »Ich bin stärker, als ich aussehe.«
    Er schnaubt höhnisch, und Donovan schiebt sich an mir vorbei.
    »Ich kann mich nicht erinnern, Sie hereingebeten zu haben«, sage ich.
    Bradley streicht sich mit der Handfläche die Krawatte glatt. »Tatsächlich? Ich hätte schwören können, dass Sie gesagt haben, ›Kommen Sie doch herein‹. Eric, du hast das auch gehört, nicht wahr?«
    Donovan lächelt. »Klar. Laut und deutlich.«
    Ich knirsche vor Empörung mit den Zähnen, ringe mir aber ein Lächeln ab. »Was führt Sie hierher? Sie wollen doch sicher keine Tipps in punkto Inneneinrichtung von mir. Jemand, der sich so schick anzieht wie Sie beide, hat das gar nicht nötig.«
    Die beiden grinsen falsch und lassen sich, auch diesmal ohne Einladung von mir, auf meinem Sofa nieder.
    »Aber natürlich«, fahre ich sie an. »Nehmen Sie doch bitte Platz.«
    Ich weigere mich, darauf einzugehen, was sie hier vermitteln wollen – dass dies eine längere

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