Lockruf des Verlangens (German Edition)
rechtzeitig Bescheid gegeben hatte.
Um halb zwei stellten sie den Wagen einen Block vor der Bar ab. Der Türsteher, einer von Josés großen Cousins, hob die Hand zum Gruß, als er sie sah. »Die hübsche Kleine mit dem kirschroten Haar – « Er pfiff durch die Zähne. »Mann, wo hattet ihr die denn bisher versteckt?«
Hawke blieb wie angewurzelt stehen.
9
»Was ist hier los?«, fragte er mit Wolfsstimme.
Der Hirsch vermied es, ihm in die Augen zu sehen, als wüssteer genau, dass Hawke viel zu geladen war, um auch nur die leichteste Herausforderung hinzunehmen. »Sieh’s dir selbst an.«
Hawke ging hinein und machte sich erst einmal in Ruhe ein Bild von der Lage. Der Laden war gerammelt voll: Menschen und Gestaltwandler – Leoparden, Wölfe, Hirsche, Schwäne und selbst eine Ratte. Er konnte sie deutlich an ihrer Witterung unterscheiden, obwohl jede von den anderen in dem engen Raum überlagert wurde. Die Nicht-Raubtiere standen ebenso wie die Raubtiere für sich. Nur die Leoparden und Wölfe hatten sich gemischt. Gewaltig.
Ebony lehnte sich glücklich an eine Raubkatze, und Riordan fraß eine Leopardin fast mit den Augen auf, während er mit ihr redete. Evie – um Gottes willen, Indigo würde durchdrehen, denn das Mädel trug ein kurzes, trägerloses Kleid aus einem schimmernden Material, das gerade knapp alles bedeckte, was unbedingt bedeckt sein sollte. Außerdem kicherte sie leicht angetrunken und hielt einen pinkfarbenen Cocktail in der Hand. Tai hatte Evie im Arm, wirkte aber nüchtern. Vielleicht gab es doch noch Hoffnung für die beiden.
Maria, Cadie und der Rest der Bande standen auf der Tanzfläche und johlten.
Der Grund war Sienna.
Die auf dem Tresen tanzte.
In verdammten Stiefeln und einem Hemd, das kaum ihre Brüste verhüllte.
Mit Wolfsaugen drängte sich Hawke durch die Menge. Ein paar aggressive Männer wollten ihn anmachen … überlegten es sich aber anders und senkten die Augen, als sie seinen dominanten Blick trafen. Selbst die Menschen verstanden es. Mit bleichen Gesichtern gaben sie ihm so schnell wie möglich den Weg frei.
Jetzt verstand er, was José zu dem Anruf veranlasst hatte. Eine Traube von Männern stand am Tresen. Alle sahen mit Blicken nach oben, die Blutvergießen verhießen, der Frau wegen, die dort so wild und sinnlich tanzte. Die Wölfe hätten Sienna natürlich mit Fäusten und Krallen verteidigt, wenn auch nur jemand gewagt hätte, sie anzufassen.
Und Josés Bar wäre binnen Minuten in Kleinholz zerlegt worden.
Außerdem warfen sich auch Leoparden und Wölfe untereinander finstere Blicke wegen der Flirterei zu. Riordan hatte gleich drei Leoparden im Auge, Lake und Amos starrten genauso gewaltbereit auf Ebonys Tanzpartner.
Der ganze Laden war kurz davor auseinanderzufliegen.
Hawke drängte die Männer an der Bar roh zur Seite und griff nach einem lederbekleideten Knöchel.
Sienna blieb stehen.
»Runter da«, knurrte er und sah in die braunen Augen, die viel gewöhnlicher als der kardinale Blick waren. »Sofort!«
Bis auf die Musik war es sofort totenstill in der Bar.
Sienna gehorchte nicht gleich, sein Wolf wurde fuchsteufelswild. »Letzte Warnung, Baby.«
Sie sah ihn herausfordernd an und sagte: »Tanzen verstößt gegen keine Rudelregel.«
Alle hielten die Luft an.
Hawke kümmerte sich nicht darum. Ihm reichte es jetzt endgültig. Er zog kräftig und brachte Sienna damit aus dem Gleichgewicht. Fing sie auf und legte sie sich über die Schulter. »Raus!«, befahl er den anderen aus dem Rudel, als er hinausstürmte.
SiennahattesichoffenbarvonihremSchreckenerholtundbekamwiederLuft,siewandsichinseinemGriff.»Lassmichlos!«
Er gab ihr einen Klaps auf den Hintern, sie erstarrte. »Bring mich bloß nicht noch mehr in Rage.«
»Tyrann.« Kaum hörbar, aber seinen Ohren war es nicht entgangen. »Du hast kein Recht, mich zu bestrafen. Gar keins.«
Sein Griff wurde noch fester, als sie hinaus in die kalte Nachtluft traten. »Du willst mit mir über Strafe reden? Na, schön. Was zum Teufel hast du dir dabei gedacht? Wolltest du Randale auslösen?«
»Es hat mir einfach Spaß gemacht.« Sie schnappte nach Luft. »Setz mich ab. Ich kann kaum atmen mit deiner Schulter in meinem Bauch.«
»Echt schlimm.« Er ließ sie erst los, als sie beim Wagen waren und er sie auf den Beifahrersitz plumpsen lassen konnte. »Rein mit euch«, blaffte er ihre Freunde an, die wie die Lämmchen hinter ihm hergetrottet waren.
Tai hob die Hand, im Arm hielt er immer noch Evie,
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