Lockruf des Verlangens (German Edition)
erklär mir mal, wie du heute Abend eine Massenprügelei beendet hättest.«
»Das lag nicht an mir«, sagte sie und versuchte, trotz seiner überwältigenden Präsenz zu atmen. »Das mit den Frauen war nur eine Ausrede – die Männer wollten schon aufeinander los, seit wir die Bar betreten hatten. Die ganze Zeit liefen da Dominanz-Spielchen.«
»Und obwohl du das wusstest, hast du noch einen draufgelegt?«
Auf einmal war es viel zu eng im Wagen, Hawke war zu nah, sein sehr männlicher Geruch schien in jede ihrer Poren zu sickern, sie an Stellen zu berühren, die bislang keine Männerhand gestreift hatte. »War nicht meine Schuld!«
»Ach?«
»Nein.« Plötzlich schoss Wut in ihr hoch. »Ich bin doch nicht für alles verantwortlich! Vielleicht wollte ich ausnahmsweise mal ein bisschen Spaß haben. Einfach nur mal tanzen.«
Hawke schloss die Augen. Als er sie wieder aufschlug, glühten sie im Dunkeln wie eisblauer Stahl. Sienna hielt die Luft an – jetzt saß der Wolf vor ihr.
»Du willst also tanzen?« Heisere Worte, die wie weiches Fell über ihre Haut strichen.
Sie nickte.
»Dann lass uns tanzen.« Er stellte die Musikanlage an und wählte etwas aus. Dann verließ er den Wagen.
Ihre Tür ging auf, als die ersten Takte einer langsamen Ballade ertönten. »Komm.« Eine Einladung – aber mehr noch ein Befehl.
»Die Stiefel«, platzte sie heraus, zittrige Erwartung hatte den Zorn abgelöst.
»Der Boden ist trocken. Du wirst nicht einsinken.«
Es kam ihr vor wie ein Traum. Als sie seine Hand nahm, musste sie gegen die überwältigenden Empfindungen ankämpfen, die seine Berührung und sein Duft in ihr auslösten. Sie ließ sich von ihm vor den Wagen ziehen. Er legte ihr die Hände auf die Hüften und zog sie an sich, sein heißer Atem war wie eine Liebkosung, als er sich vorbeugte und ihr ins Ohr flüsterte: »Arme um meinen Hals.«
Der Befehl gab ihr die Stimme zurück. »Ich dachte, du wärst hier kein Leitwolf.«
»Bin ich auch nicht.«
Oh!
Sie hob die Arme, die Absätze waren hoch genug, dass sie eine Hand auf seinen Nacken und die andere auf seine kräftige Schulter legen konnte. Er rückte ein wenig näher, sein Kinn kratzte an ihrer Schläfe, und ihr Herz pochte wie wild.
So nah und so heiß. Nur Muskeln und Kraft … reine Verführung. Er hatte sie von Anfang an verführt. War der Grund dafür, dass ihr Silentium in tausend Stücke zersprungen war, seit sie den Fuß auf das Territorium der Wölfe gesetzt hatte. Sie hätte sich von ihm fernhalten sollen, konnte es aber nicht. Nur ein einziges Mal – nur ein Weilchen – sollte er ihr gehören.
Scharfe Zähne kniffen sie ins Ohrläppchen.
Sie zuckte zusammen.
»Aufpassen.« Er knurrte.
Ihre Brustwarzen wurden steif, hoffentlich bemerkte er es nicht. Nur zu gerne wäre sie mit der Hand in das dicke silbrig goldene Haar gefahren, wagte aber nicht, den magischen Augenblick zu zerstören. Er hatte so wunderbares Haar, es hatte dieselbe Farbe wie sein Wolfsfell. Was mehr darüber aussagte, wie nahe er seinem Wolf war als alles andere.
»Sienna.« Eine tiefe Stimme ganz nah an ihrer Haut. »Es darf nicht sein. Das weißt du doch.«
Das Blut rauschte wie Donner in ihren Ohren, die Haut spannte um ihren sehnsüchtigen Leib. »Weil ich eine Mediale bin?«, fragte sie, kaum der Worte mächtig. Hawke hasste die Medialen – das wusste sie, kannte aber nicht den Grund für die tiefe Abneigung. Warum er die Laurens dennoch als Teil des Rudels akzeptiert hatte, war ziemlich rätselhaft.
Sein Knurren ließ sie erstarren. »Weil du erst seit Kurzem erwachsen bist.« Seine Hand strich über ihren Rücken, als wollte er sie besänftigen.
Aber sie wollte sich nicht besänftigen lassen. »Seit sie mich mit fünf abgeholt haben, bin ich kein Kind mehr.« Eine kardinale X-Mediale musste unter der Kontrolle des Rats stehen. »Ming LeBon singt einem kaum Schlaflieder.«
Hawkes Hand drückte stärker auf ihr Kreuz, sie spürte die Berührung heiß und schockierend deutlich durch den dünnen Stoff der Bluse hindurch. »Fünf?« Der Wolf war so sehr an der Oberfläche, dass sie Mühe hatte, ihn zu verstehen. »Da warst du doch noch ein kleines Kind.«
Sie lachte, aber es lag keine Freude darin. »Die Ausbildung von Kardinalmedialen beginnt, bevor sie sprechen lernen.« In den Jahren, die sie bei ihrer Mutter verbringen durfte, hatte eine sanfte Frau die Befehle gegeben, die ihr Kind lehren wollte, sich auf der geistigen Ebene zu schützen. Da Sienna wusste,
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