Lockruf des Verlangens (German Edition)
den Verstand verloren?« Lucas’ Gefährtin Sascha war hochschwanger. Deshalb hatte das besitzergreifende Verhalten des Alphatiers der Leoparden lebensbedrohliche Ausmaße angenommen. »Ich warte. Er wird mich schon riechen.«
Kaum hatte er das gesagt, trat Lucas aus der Hütte. »Sascha schläft«, sagte er und machte eine einladende Bewegung zum Wald hin. »Vaughn.«
»Ich lasse die Hütte keinen Moment aus den Augen.«
»Wie geht es ihr?«, fragte Hawke, während sie sich tiefer unter die mächtigen Baumkronen begaben.
»SiestehtkurzvorderGeburt.«Lucaslachteauf.»LeiderfühltsichdasBabysehrwohlandemOrt,andemessichbefindet.«
»Weißt du immer noch nicht, was es werden wird?« Hawke hätte gewiss nicht die Selbstdisziplin, abzuwarten, und es tat scheußlich weh zu wissen, dass er nie die Möglichkeit haben würde, festzustellen, ob er mit seiner Vermutung richtiglag. Dennoch konnte er sich uneingeschränkt mit dem Leoparden freuen. »Würde Sascha es mir verraten, wenn ich sie fragte?«
»Kannst es ja versuchen.« Lucas zeigte die Zähne. »Was ist denn nun mit diesen Waffenlieferungen, die deine Leute entdeckt haben?«
Hawke setzte ihn kurz ins Bild. »Mein Instinkt sagt mir, dass die Scotts – denn alles weist auf ihre Beteiligung hin – diesmal einen offenen Anschlag planen. Mit allen ihnen zur Verfügung stehenden Kräften.«
»Kommt nicht überraschend, nachdem sie und auch andere mit den verdeckten Operationen keinen Erfolg gehabt haben.« Lucas blieb an einer moosbedeckten Stelle neben einem kleinen Bach stehen. »Sascha hat mit ihrer Mutter gesprochen – definitiv sind Mediale in dieser Stadt aktiv, aber sie gehen sehr vorsichtig vor. Ihnen ist wohl bewusst, dass sie nicht willkommen sind und dass dem letzten Angreifer das Hirn aus den Ohren lief, nachdem Nikita ihn enttarnt hatte.«
Hawke mochte Nikita Duncan nicht, schätzte aber sehr wohl ihre Effizienz, was das Ausschalten von Gefahren anging. »Dann werden sie schwerer festzunageln sein.«
»Die Ratten sind ausgeschwärmt. Sobald nur das geringste Anzeichen einer medialen Basis auftaucht, bekommen wir Bescheid.« Der Leopard sah ihn an. »Wirst du die Schwachen evakuieren?«
»Jetzt noch nicht.« Hawke hatte das schon mit seinen Offizieren abgeklärt. »Keine offene Bedrohung, wir sind schließlich Wölfe.« Eine Evakuierung aus so nichtigen Gründen würde jeden Raubtiergestaltwandler demoralisieren, selbst die unterwürfigsten Gefährten. »Falls tatsächlich eine bedrohliche Situation entsteht, werden wir alle in Sicherheit bringen, die nicht kämpfen.« Die Fluchtpläne waren längst ausgearbeitet, innerhalb einer Stunde konnten sie mit der Evakuierung beginnen und die Höhle in vier Stunden leer räumen. Jeder Eindringling würde weit länger brauchen, um durch ihre erste Verteidigungslinie zu brechen.
Lucas’ Augen glitzerten katzengrün im gedämpften Licht. »Wir haben dieselbe Entscheidung getroffen. Mercy könnte zusammen mit Riley unsere Pläne koordinieren. Was hältst du davon?«
»Sehr gut. Wir sollten auch die Falken einbeziehen.« Die Vögel konnten sie aus der Luft unterstützen. »Drew wird mit ihnen reden«, fügte Hawke hinzu, als Lucas nickte.
»Hab gehört, dein Junge ist im Canyon.«
»Die Falken mögen ihn – ich glaube, es gab sogar ein paar unmoralische Angebote.«
Lucas sah zur Hütte. »Weiß Indigo davon?«
»Ich will doch kein Blutvergießen.« Hawke begleitete das andere Alphatier zurück. »Ist Sascha aufgewacht?«
»Ja.«
Neid stieg in Hawke auf. Er fragte sich, wie es wohl sein mochte, so eng mit jemandem verbunden zu sein. Natürlich besaß er als Leitwolf ein Band zu seinen Offizieren und ein nicht ganz so starkes zu jedem Gefährten des Rudels. Aber das war nicht dasselbe. Niemand gehörte nur ihm.
Erinnerungen flammten auf: ein schlanker Körper, der sich an ihn drückte, ein Duft nach wilden Gewürzen, ein schneller Puls, der wie Sirenengesang an seine Dominanz rührte. Der Wolf in ihm wisperte, sie könnte sein werden, weckte besitzergreifendes Verlangen, das jede Faser seines Körpers unter Spannung setzte.
Vor der Hütte verabschiedete er sich von Lucas, drückte die Krallen in die Handballen, um das Verlangen einzudämmen. Der Geruch von Blut stieg in die Luft und überdeckte einen Augenblick das sexuelle Bedürfnis. Das würde nicht anhalten, so viel war ihm klar. Er wusste, was gut für ihn, für das Rudel sein würde, und sollte nun endlich tun, was er vor ein paar Tagen in Gang
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