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Lockwood & Co. - Die Seufzende Wendeltreppe: Band 1 (German Edition)

Lockwood & Co. - Die Seufzende Wendeltreppe: Band 1 (German Edition)

Titel: Lockwood & Co. - Die Seufzende Wendeltreppe: Band 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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vorerst reine Spekulation, aber wenn meine Vermutung zutrifft, wären in diesem Haus gleich zwei Menschen gewaltsam zu Tode gekommen. Was sagst du dazu?«
    Ich lachte künstlich. »Ich glaube, dass ich dir helfen könnte, diese Vermutung zu bestätigen, vor allem, wenn du mal herkommen würdest …«
    »Ich weiß nur noch nicht, ob dieser erste Todesfall in irgendeiner Verbindung mit den Hopes steht. Immerhin haben sie nur zwei Jahre hier gewohnt. Es könnte also sein, dass die Phänomene, die wir beobachtet haben, gar nicht …«
    »Gar nicht von Mr Hope verursacht werden?«, fiel ich ihm ins Wort. »Da hast du ganz recht! Sie werden auf keinen Fall von Mr Hope verursacht!«
    Kurze Pause. Jetzt hatte er es endlich kapiert. »Wie bitte?«
    »Ich habe gesagt, es ist nicht Mr Hope. Und jetzt komm endlich her!«
    Wie euch vielleicht aufgefallen ist, hatte ich meine Bemühungen, unbekümmert zu klingen, inzwischen eingestellt. Das wiederum lag daran, dass die Erscheinung im Arbeitszimmer meine Aufregung gewittert hatte und nun auf den Flur herausgeschwebt kam. Die Nägel ihrer schmalen, bleichen Füße waren lang und gekrümmt.
    Meine Hände lagen auf meinem Gürtel. Die eine umfasste den Degenknauf, die andere schloss sich um eine kleine Büchse mit Griechischem Feuer. Ich weiß natürlich, dass man in Wohnräumen keine Leuchtbomben entzünden soll, aber ich wollte lieber nichts riskieren. In meinen Handflächen sammelte sich kalter Schweiß, meine Finger rutschten von dem Metallbehälter ab.
    Links von mir bewegte sich etwas. Aus dem Augenwinkel sah ich, dass Lockwood in den Flur heraustrat. Auch er blieb wie angewurzelt stehen. »Ach so«, sagte er.
    Ich nickte grimmig. »Ja – ach so. Und wenn ich dich das nächste Mal während eines Einsatzes rufe, bewegst du deinen Hintern gefälligst im Laufschritt her.«
    »Tut mir leid. Aber wie ich sehe, hast du die Situation im Griff. Hat sie schon etwas gesagt?«
    »Ja.«
    »Was denn?«
    »Dass ihr kalt ist.«
    »Sag ihr, wir kümmern uns drum. Und fummle nicht an deinen Waffen rum, das macht es nur schlimmer.« Das Mädchen war wieder ein Stück näher gekommen und ich hatte meinen Degen ein paar Zentimeter aus dem Gurt gezogen. »Sag, dass wir ihr helfen«, setzte Lockwood hinzu. »Dass wir für sie suchen, was immer sie verloren hat.«
    Ich befolgte seinen Rat mit so ruhiger Stimme wie möglich. Die erhoffte Wirkung blieb aus. Weder schrumpfte die Erscheinung zusammen noch änderte sie die Gestalt, sie verblasste weder noch verschwand sie, und sie tat auch sonst nichts von dem, was Besucher laut dem von der Agentur Fittes herausgegebenen Leitfaden für Agenten tun, wenn sie darauf hoffen können, erlöst zu werden.
    »Mir ist kalt« , wiederholte das Geistermädchen nur, und noch einmal deutlich lauter: »Ich bin allein und mir ist kalt.«
    »Was hat sie gesagt?« Lockwood hatte den Kontakt gespürt, aber nichts gehört.
    »Noch mal das Gleiche. Aber diesmal klang es gar nicht mehr wie eine zaghafte Mädchenstimme, eher tief und dumpf wie aus einer Gruft.«
    »Kein gutes Zeichen, was?«
    »Nein. Ich denke, es soll eine Warnung sein.« Ich zog meinen Degen ganz heraus. Lockwood folgte meinem Beispiel. So standen wir der Erscheinung schweigend gegenüber. Niemals als Erster angreifen. Abwarten und den Gegner beobachten – was er tut, wie er sich verhält, was er vorhat. Die Erscheinung befand sich jetzt so dicht vor mir, dass ich jedes einzelne lange blonde Haar und jeden noch so winzigen Leberfleck erkennen konnte. Ich staune immer noch jedes Mal, dass ein Widerschein so deutlich sein kann. George nennt das den »Daseinswillen«, die Weigerung eines Lebewesens, alles aufzugeben, was es einst besessen hat. Aber natürlich zeigen sich nicht alle Geister auf diese Weise. Es hängt von der Persönlichkeit des Betreffenden ab und davon, welches Ende er genommen hat.
    »Kannst du ihr Gesicht sehen?«, fragte ich.
    »Nein. Es ist verhüllt. Aber alles andere ist strahlend hell. Ich glaube, dass –«
    Ich brachte ihn mit erhobener Hand zum Verstummen. Die Stimme des Geistermädchens glich einem kaum wahrnehmbaren Lufthauch. »Mir ist kalt«, flüsterte sie. »Ich bin allein und mir ist kalt. Und ich bin TOT!«
    Das Licht um ihre Gestalt loderte gleißend auf und einen Sekundenbruchteil lang hob sich der schwarze Schleier von ihrem Gesicht. Ich schrie auf. Das Licht erlosch. Eine Gestalt glitt auf mich zu und streckte die knochigen Arme nach mir aus. Ein Schwall eisiger Luft

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