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Lockwood & Co. - Die Seufzende Wendeltreppe: Band 1 (German Edition)

Lockwood & Co. - Die Seufzende Wendeltreppe: Band 1 (German Edition)

Titel: Lockwood & Co. - Die Seufzende Wendeltreppe: Band 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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sitzen.
    »Ich hab’s ihm nicht gesagt, aber einen von den Aufträgen sind wir schon wieder los«, sagte George nach einer ganzen Weile. »Der Klient hat heute angerufen. Er hat von dem Brand gehört.«
    »Die Katzentante?«
    »Leider nein. Einer von den spannenderen Fällen.«
    »Vier Wochen sind nicht lang, um so viel Geld aufzutreiben, oder?«
    »Nein.« George hockte im Schneidersitz auf dem Sofa und stützte das Kinn in die Hände.
    »Ich finde das so was von ungerecht!«, schimpfte ich. »Wir haben unser Leben aufs Spiel gesetzt!«
    »Hm-hm.«
    »Wir haben London von einem hochgefährlichen Geist befreit!«
    »Hm-hm.«
    »Eigentlich müsste uns die BEBÜP ein Denkmal setzen!«
    George reckte sich und stand auf. »Nette Idee, aber das wird leider nicht passieren. Hast du Hunger?«
    »Ich bin zu müde zum Essen. Ich gehe auch schlafen.« Ich sah zu, wie er das Geschirr auf das Tablett stellte und die Tasse des Inspektors unter dem Sofa hervorangelte. »Annabel Ward kann jedenfalls kein Unheil mehr anrichten«, setzte ich hinzu. »Das ist immerhin ein schwacher Trost.«
    »Stimmt. Wenigstens das habt ihr nicht vermasselt.«

Kapitel 11
    Irgendwann mitten in der Nacht wachte ich auf. Im Zimmer war es stockdunkel und mein ganzer Körper schmerzte. Ich lag auf dem Rücken – die einzige halbwegs bequeme Position –, dem Fenster zugewandt. Einen Arm hatte ich angewinkelt aufs Kopfkissen gelegt, der andere ruhte ausgestreckt auf der Bettdecke. Mit offenen Augen und hellwachem Geist, kam es mir vor, als hätte ich überhaupt nicht geschlafen. Was aber nicht sein konnte, denn mich umgab nichts als die lastende, violette Stille der toten Stunden.
    Der Sturz aus dem Fenster war vierundzwanzig Stunden her. Die Wunden, die ich mir dabei zugezogen hatte, brannten, und ich war immer noch völlig zerschlagen. Ich hätte aufstehen und mir ein Aspirin holen sollen, aber die Packung lag ganz unten in der Küche. Der Weg war mir zu weit und zu anstrengend. Ich mochte mich nicht bewegen. Ich fühlte mich steif und im Bett war es schön warm, aber im Zimmer und im übrigen Haus war es kalt.
    Ich blieb still liegen und starrte an die schräge Zimmerdecke. Kurz darauf erschien unter dem Dachfenster ein schwaches Leuchten, das rasch heller wurde. Es war der Widerschein der Geisterlampe draußen an der Straßenecke. Zuverlässig wie das Signalfeuer eines Leuchtturms flammte die Lampe alle dreieinhalb Minuten für dreißig Sekunden auf und erlosch wieder, flammte auf und erlosch. Laut den Behörden sorgte das Licht für Sicherheit auf den Straßen, indem es umherstreifende Besucher abschreckte. In Wirklichkeit trieben sich nur wenige Geister auf offener Straße herum, und die Lampen dienten eher der Beruhigung der Bürger, indem sie ihnen vorgaukelten, dass die Regierung etwas gegen das Problem unternahm.
    Das funktionierte in gewisser Weise auch. Das Licht war tröstlich. Aber wenn es ausging, war die Nacht noch schwärzer als zuvor.
    Solange die Lampe leuchtete, konnte ich jede Einzelheit in meinem kleinen Zimmer erkennen: die Dachbalken, die Eisen riegel um den Fensterrahmen, den klapprigen Schrank, der nicht tief genug war, sodass die Kleiderbügel fast quer hängen mussten. Der Schrank bot so wenig Platz, dass ich meine Kleider meistens einfach auf den Stuhl neben der Tür warf. Aus dem Augenwinkel sah ich den Kleiderberg. Er war schon bedenklich hoch. Morgen würde ich die Sachen sortieren und wegräumen.
    Morgen … Trotz Lockwoods gespielter Tapferkeit waren unsere Morgen in diesem Haus höchstwahrscheinlich gezählt. Vier Wochen … Vier Wochen Zeit, um eine unglaublich hohe Geldsumme aufzutreiben. Und ich war es gewesen, die nach dem ersten Angriff des Geistermädchens darauf bestanden hatte, den Einsatz zu Ende zu führen. Ich hatte uns dazu gebracht, ihr erneut gegenüberzutreten, obwohl es so einfach gewesen wäre, unsere Sachen zusammenzupacken und zu gehen.
    Alles meine Schuld. Ich hatte eine falsche Entscheidung getroffen, genau wie in der Mühle von Wythburn. Damals hatte ich nicht auf mein Bauchgefühl gehört. Diesmal hatte ich darauf gehört und es war wieder falsch gewesen. So oder so, wenn es hart auf hart kam, war das Endergebnis immer das gleiche. Ich vermasselte es und alles endete in einer Katastrophe.
    Draußen erlosch die Geisterlampe und das Zimmer versank wieder im Dunkeln. Ich hatte mich immer noch nicht gerührt. Vielleicht konnte ich ja wieder einschlafen. Aber wem wollte ich etwas vormachen? Ich hatte

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