Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lockwood & Co. - Die Seufzende Wendeltreppe: Band 1 (German Edition)

Lockwood & Co. - Die Seufzende Wendeltreppe: Band 1 (German Edition)

Titel: Lockwood & Co. - Die Seufzende Wendeltreppe: Band 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
Vom Netzwerk:
selbst wenn es um Frotzeleien ging – war offenbar nicht ihre Sache. Sie hatte ein schmales, spitzes Gesicht. Ihre blonden Haare waren hinten kurz geschnitten, aber sie hatte einen langen, auf eine Seite gekämmten Pony, der ihr eines Auge beinahe verdeckte. Ich fand, dass sie beeindruckend aussah, aber auch abweisend und ein wenig gekünstelt.
    Sie warf mir einen Blick zu und fragte: »Und wer ist das da?«
    »Unsere neue Mitarbeiterin«, antwortete Lockwood. »Na ja, nicht mehr ganz neu.«
    Ich streckte dem Mädchen die Hand hin. »Lucy Carlyle. Und wie heißt du?«
    Das Mädchen lachte kurz auf und schaute dann in den Gang zwischen den Tischen, als hätte jemand eine Chipstüte oder sonst etwas fallen lassen, das wesentlich spannender war als ich.
    »Pass bloß auf dich auf, wenn du mit Tony unterwegs bist, Schätzchen«, sagte Quill Kipps zu mir. »Seine letzte Mitarbeiterin hat ein hässliches Ende genommen.«
    Ich grinste höflich. »Mach dir um mich mal keine Sorgen. Ich komme schon klar.«
    »Trotzdem … Allen, die näher mit Tony zu tun haben, stößt irgendwas Schlimmes zu. Das war immer schon so. Sogar als kleines Kind.«
    Er sagte es ganz beiläufig, aber sein Ton verriet ihn. Da war etwas in seiner Stimme, das ich nicht recht einordnen konnte. Ich schielte unauffällig zu Lockwood hinüber. Seine lässige Unbekümmertheit war verschwunden, er wirkte auf einmal angespannt, beinahe angriffslustig. Er wollte offenbar etwas erwidern, doch da mischte George sich ein.
    »Über dich hab ich auch so einiges gehört, Quill. Was ist eigentlich aus dem Jungen geworden, den du ganz allein in die Katakomben von Southwark geschickt hast, während du am Eingang auf Verstärkung gewartet hast? Oder hat man den immer noch nicht gefunden?«
    Kipps erwiderte ärgerlich: »Wo hast du das denn her? Die Sache ist ganz anders abgelaufen, als du –«
    »Und wie geht es eurem Klienten, den die Geistersieche befallen hat, weil du und deine Leute einen Armknochen in seiner Mülltonne vergessen habt?«
    Der Berater wurde rot. »Das war ein Versehen! Die anderen haben die falsche Tüte weggeworfen …«
    »Außerdem hast du die höchste Sterblichkeitsrate sämtlicher Teamberater bei Fittes zu verantworten, wie man hört.«
    »Äh …«
    »Keine sehr rühmliche Bilanz, was?«
    Stille.
    »Ach ja, und dein Hosenstall steht offen«, fügte George hinzu.
    Kipps schaute an sich hinunter und musste feststellen, dass Georges Aussage der traurigen Wahrheit entsprach. Er wurde rot wie eine Tomate und machte mit der Hand am Degen einen Schritt auf George zu.
    George rührte sich keinen Millimeter von der Stelle und zeigte nur gelassen und wortlos auf das BITTE RUHE -Schild an der Wand.
    Quill Kipps atmete ein paarmal tief durch, strich sich die Haare zurück und sagte dann lächelnd: »Schade, dass ich dir nicht gleich hier und jetzt dein dreckiges Maul stopfen kann, Cubbins. Aber bei nächster Gelegenheit mach ich das.«
    »Sicher. Bis dahin kannst du ja schon mal mit einem Gegner üben, dem du gewachsen bist. Wie wär’s mit einer Maus oder einem Maulwurf?«
    Kipps machte den Mund auf und wieder zu. Er zog den Degen …
    Eine rasche Bewegung neben mir. Stahl klirrte auf Stahl. Lockwood stand immer noch am selben Fleck, aber sein Degen hatte Kipps’ Waffe gebunden und drückte nun ihre Klinge herunter auf den Tisch.
    »Wer mit einem Degen rumläuft, sollte auch damit umgehen können«, sagte er trocken.
    Kipps erwiderte nichts. An seinem Hals pochte eine Ader und die Muskeln seines Fechtarmes unter seiner schicken grauen Uniformjacke bebten vor Anstrengung. Er versuchte, seinen Degen seitlich wegzuziehen, erst nach links, dann nach rechts, aber Lockwood, dem nicht die geringste Anstrengung anzusehen war, gab nicht nach. Die beiden Degenklingen blieben, wo sie waren, und auch ihre Besitzer sowie die Zuschauer – George, ich und Kipps’ Kollegen – standen reglos da wie unter einem Bann. Man hörte nur das gedämpfte Geraschel ringsum.
    »Das hältst du nicht ewig durch«, sagte Kipps schließlich.
    »Stimmt genau.«
    Lockwood drehte blitzschnell das Handgelenk und Quill Kipps stand plötzlich ohne Degen da. Die Waffe flog senkrecht nach oben und bohrte sich in die Saaldecke.
    »Bravo!«, sagte ich.
    Mit zufriedener Miene steckte Lockwood seinen Degen weg und setzte sich, dem hörbar schnaufenden Kipps den Rücken zudrehend.
    Der versuchte nun mit einem Sprung an den Griff seines Degens zu kommen, verfehlte ihn aber deutlich. Er

Weitere Kostenlose Bücher