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Lockwood & Co. - Die Seufzende Wendeltreppe: Band 1 (German Edition)

Lockwood & Co. - Die Seufzende Wendeltreppe: Band 1 (German Edition)

Titel: Lockwood & Co. - Die Seufzende Wendeltreppe: Band 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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zufriedenstellenden Abschluss bringen können.«
    »Das hoffe ich …« Ich war immer noch baff – und gleichzeitig ungeheuer erleichtert. »Aber da ist etwas, das du wissen solltest. Hugo Blake wird wieder auf freien Fuß gesetzt«, sagte ich und erzählte von dem Telefonanruf.
    Lockwood lächelte, wirkte auf einmal ganz entspannt, ja fröhlich. »Ich würde mir darüber keine Sorgen machen. Wir haben das Haus gut gesichert. Hier bricht so schnell keiner mehr ein. Trotzdem denke ich, wir sollten das Medaillon während unseres Ausflugs nach Combe Carey nicht hierlassen. Nimm es mit, Lucy – häng es wieder um. Ich verspreche dir, dass wir uns so bald wie möglich damit beschäftigen. Aber zuerst«, sagte er grinsend, »ist Mr Fairfax’ Auftrag an der Reihe. George hat diesbezüglich einige Neuigkeiten.«
    George nickte. »Ich habe einiges über die Heimsuchung aufgetrieben.«
    Ich starrte ihn an. »Und ist es so schlimm, wie Fairfax sagt?«
    »Nö.« George nahm die Brille ab und rieb sich müde die Augen. »Laut meinen Recherchen ist es allerhöchstwahrscheinlich noch viel, viel schlimmer.«

Kapitel 18
    Vom Londoner Büro von Lockwood & Co. in das Städtchen Combe Carey zu gelangen, ist eigentlich ganz einfach. Man nimmt ein Taxi für die kurze Strecke zum Bahnhof Marylebone, steht eine Weile auf Bahnsteig sechs herum und unternimmt dann eine nette vierzigminütige Zugfahrt – erst durch graubraune Vorstädte und dann durch die winterlichen Felder von Berkshire –, bis man schließlich unterhalb der bemoosten Mauern von Sankt Wilfred im alten Bahnhof von Combe Carey eintrifft. Eine höchstens anderthalbstündige Reise. Einfach, schnell, direktemang und so bequem, wie eine Reise nur sein kann.
    Tja, theoretisch jedenfalls. Wenn du und deine Kollegen aber zu dritt sechs schwere, mit Metallgegenständen vollgestopfte Reisetaschen mitschleppen müsst, dazu eine Degentasche mit vier alten Reservedegen, und du außerdem noch einen nagelneuen Degen am Gürtel hast, der dir dauernd im Weg ist, sieht die Sache schon anders aus. Es ist auch nicht hilfreich, wenn dein Chef und sein Stellvertreter praktischerweise ihr Geld zu Hause vergessen haben und du diejenige bist, die eure Zugfahrkarten bezahlen soll – plus den Zuschlag für das Übergepäck. Und wenn ihr euch deswegen so lange zankt, dass ihr den ersten Zug verpasst, hebt das auch nicht gerade die Laune.
    Mal ganz abgesehen von der Kleinigkeit, zu einem der verrufensten Häuser Englands unterwegs zu sein und nur hoffen zu können, dort nicht umzukommen.
    Dieser letzte Aspekt wurde durch Georges unterwegs zum Besten gegebenen Ergebnissen seiner zweitägigen Recherchen keineswegs verbessert. Er hatte ein mit penibel geschriebenen Notizen gefülltes Ringbuch dabei, und während der Zug munter an den Kirchtürmen und Geisterlampen der in den baumbestandenen Ausläufern sanfter Hügel verborgen gelegenen Dörfern vorbeirumpelte, ergötzte er uns mit deren garstigen Details.
    »Grundsätzlich ist das, was uns Fairfax erzählt hat, richtig. Das Herrenhaus gilt seit Jahrhunderten als verflucht. Erinnert ihr euch, dass es ursprünglich ein Kloster war? Ich habe ein mittelalterliches Dokument dazu gefunden. Die Mönche, die sich dort niedergelassen hatten, waren als die Abtrünnigen vom Heiligen Johannes bekannt und hatten sich abgekehret von Gottes Lobpreisung, um fürderhin den dunklen Künsten zu frönen , was immer das heißen soll. Aber eine Gruppe Landadliger bekam bald Wind davon und brannte das Kloster nieder. Sie nahmen sich das Land des Ordens und teilten es untereinander auf.«
    »Vielleicht ein Trick?«, fragte ich. »Sie haben die Mönche verleumdet, um sich das Land unter den Nagel zu reißen.«
    George nickte. »Kann sein. Seither gehörten die Ländereien einer Reihe wohlhabender Familien – den Careys, den Fitz-Percys und den Throckmortons – und sie alle wurden dadurch noch wohlhabender. Das Haus selbst hat jedoch von Anfang an nichts als Ärger gebracht. Viel konnte ich darüber nicht finden, aber bereits im 15. Jahrhundert verließ ein Besitzer es wieder, weil er die Gegenwart des Bösen gespürt hat. Das Gebäude ist insgesamt zwei- oder dreimal abgebrannt und – jetzt kommt’s! – im Jahr 1666 hat ein Ausbruch der Pest alle Bewohner dahingerafft. Scheints kam ein Gast des Wegs und fand drinnen sämtliche Bewohner des Hauses tot vor, bis auf ein verlassenes kleines Baby, das weinend in seiner Wiege lag.«
    Lockwood stieß einen Pfiff aus.

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