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Lockwood & Co. - Die Seufzende Wendeltreppe: Band 1 (German Edition)

Lockwood & Co. - Die Seufzende Wendeltreppe: Band 1 (German Edition)

Titel: Lockwood & Co. - Die Seufzende Wendeltreppe: Band 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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Idioten das Haus nicht niedergebrannt hättet, wäre vielleicht noch etwas zu finden gewesen. Aber so, wie die Dinge nun mal liegen, kommt der Kerl aller Wahrscheinlichkeit nach ungeschoren davon.« Der Inspektor schnaubte noch einmal, dann legte er auf und ließ mich mit meiner Empörung allein.
    Uns fehlt das entscheidende Indiz …
    Ich nahm den kleinen Behälter vom Hals und drehte ihn im letzten Tageslicht hin und her. Durch die Glaswand sah das goldene Medaillon ein wenig verzerrt aus, es schien sich zu winden wie ein Aal im flachen Wasser. Tormentum meum, laetitia mea … Ich konnte die Inschrift nur mit Mühe entziffern. Und was stand doch gleich auf der Innenseite? A ‡ W. H. II. 115 … Diese Buchstaben und Zahlen mussten den entscheidenden Hinweis enthalten. Hinter dem war Blake her. Darum wollte er die Kette unbedingt zurückhaben. Sollten wir das Medaillon lieber doch dem Inspektor überlassen? Vielleicht konnte er das Rätsel ja lösen …
    Vielleicht aber auch nicht. Vielleicht kam Blake auch dann ungeschoren davon, wie schon die fünfzig Jahre zuvor.
    Mich packte die kalte Wut. Wenn wir die Inschrift nicht entschlüsselten, und zwar jetzt sofort, war es zu spät. Blake würde niemals ein Geständnis ablegen und Zeugen seiner Tat gab es nicht.
    Niemanden, außer …
    Ich schaute wieder den Glasbehälter an.
    Mein Einfall war so ungeheuerlich, dass ich eine ganze Weile wie betäubt dastand und dem stockenden Klopfen meines Herzens lauschte. Es ging gar nicht so sehr darum, dass ich bei meinem Vorhaben mein Leben riskieren würde, aber ich fürchtete Lockwoods Zorn, der mir schließlich streng untersagt hatte, ohne seine Erlaubnis etwas Gefährliches zu unternehmen. Vernünftigerweise hätte ich seine Rückkehr abwarten müssen, aber mir war klar, dass er mir das Experiment, das mir vorschwebte, nicht erlauben würde. Damit hätte ich wirklich einen Tag verschwendet – der den Mörder Blake nur seiner Entlassung näher brachte.
    Ich wanderte ziellos durchs Haus und ging meinen Plan immer wieder in Gedanken durch. Draußen ging inzwischen die Sonne unter. Schließlich landete ich in der Küche und stieg von dort aus langsam die Eisentreppe zum Untergeschoss hinunter. Das Regal mit der Trophäensammlung an der Rückwand glich einem schwarzen Gitterrost. An diesem Abend fluoreszierte nur die Piratenhand, und zwar violett, die übrigen Artefakte blieben dunkel.
    Es war das Risiko wert. Wenn alles klappte, brauchten wir die Inschrift in dem Medaillon nicht mehr zu entschlüsseln. Dann konnte ich Blakes Schuld auch so beweisen. Wenn es nicht klappte – auch kein Drama. Lockwood würde nie davon erfahren.
    Die Eisenketten lagen frisch geölt auf dem Fußboden und warteten darauf, verpackt zu werden. Ich hob eine der längsten und massivsten auf, deren Glieder fünf Zentimeter stark waren, und schleifte sie in den Fechtraum, wo Joe und Esmeralda in melancholischem Schweigen von der Decke hingen. Ich legte mit der Kette einen doppelten Kreis von etwa einem Meter zwanzig Durchmesser. Die Enden überkreuzten sich. Vorsichtshalber schloss ich die beiden letzten Glieder noch mit einem Fahrradschloss aneinander. Ich wollte sichergehen, dass der Kreis auf keinen Fall geöffnet werden konnte. Die Kette war ein ganz schweres Geschütz und dafür gemacht, Geistern vom TYP ZWEI standzuhalten. Sie stammte höchstwahrscheinlich aus den Fairfax-Eisenwerken. Normalerweise stellte sich der Agent hinein und schützte sich auf diese Weise vor Angriffen.
    Heute galten andere Regeln.
    Der Fechtraum hatte keine Fenster, deshalb war es dort, wenn man kein Licht machte, immer dunkel. Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass es erst fünf Uhr nachmittags war – eigentlich zu früh für eine komplette Manifestation. Aber ich konnte es mir nicht leisten zu warten. Lockwood und George konnten jederzeit zurückkommen. Und wenn ein Geist so richtig versessen auf etwas war, scherte er sich bestimmt nicht um die Uhrzeit.
    Ich stieg über die Kette in den Kreis und holte den Glasbehälter aus der Tasche. Dann kniete ich mich hin, öffnete den Verschluss, klappte den Deckel auf und ließ die Kette mit dem Medaillon in meine Hand gleiten. Ich zuckte zusammen. Das Schmuckstück war so schmerzhaft kalt, als käme es aus dem Eisfach. Ich legte es vorsichtig auf den Boden, stand wieder auf und verließ den Kreis.
    So weit, so gut. Ich erwartete nicht, dass sich sofort eine Wirkung einstellen würde, also ging ich ins Büro hinüber und holte noch

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