Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lodernde Begierde

Lodernde Begierde

Titel: Lodernde Begierde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celeste Bradley
Vom Netzwerk:
ihm. Das wusste sie doch längst, nicht wahr? Die Erinnerung daran stutzte sie ein wenig zurecht, und sie versteifte sich. »Ich lasse nicht zu, dass die Schlechtigkeit der realen Welt meinen Wunsch zerstört, die Welt zu verbessern.«
    Graham wurde von der Betroffenheit in ihrer Stimme ins Hier und Jetzt zurückgeholt. Er hatte sich für einen Moment von seinem eigenen Schicksal forttragen lassen.
    Erzähl es ihr. Sie wird es verstehen.
    Wenn er Sophie davon erzählte, würde es Wirklichkeit werden. Er wollte aber nicht, dass es Wirklichkeit wurde. Noch nicht.
    Verzweiflung stieg in ihm auf. Der Wunsch zu fliehen übermannte ihn wie eine Flutwelle. Also floh er in alte Gewohnheiten.
    »Das liegt daran, dass ich in der realen Welt lebe, Sophie, und Ihr in Eurer Fantasie.«
    »Ich glaube kaum, dass es mehr als eine Welt gibt, Graham. Und ganz besonders schwer fällt mir zu akzeptieren, dass Spielsucht und übermäßiger Genuss als ›reale Welt‹ bezeichnet werden.«
    Er wehrte mit der Hand ab. »Davon rede ich nicht. Damit vertreibe ich mir nur die Zeit.«
    Seit wann, wollte sie fragen, aber er fuhr fort.
    »Ich rede von der echten Welt, der physischen. Ihr verbringt Eure Zeit hier in diesem Haus oder in irgendeinem Buchladen und bemerkt nie, was direkt vor Eurer Nase geschieht.«
    Das ging doch nun wirklich ein wenig zu weit, das musste gerade er ihr vorhalten. Sie verschränkte die Arme vor der Brust und starrte ihn an. »Was verpasse ich denn schon? Die schlechte Londoner Luft? Den Gestank von Pferdeäpfeln in den Straßen?«
    »Ja, London kann manchmal eine Kloake sein.« Dann legte er den Kopf schief und schaute sie an. »Aber sagt mir, Sophie: Was habt Ihr in Acton gemacht? Dort ist die Luft doch gewiss gut.«
    Sie hatte ihre ganze Zeit im Haus verbracht und die Nase in ein Buch gesteckt, zumindest sobald ihre Verpflichtungen das erlaubten. Wenn sie hinausgegangen wäre, hätte sie einem Mann begegnen können. Das hätte sie womöglich genötigt, sich zu unterhalten, und dann wäre das Chaos ausgebrochen.
    Doch es gab keinen Grund, das Graham gegenüber zuzugeben. Sie reckte das Kinn in die Luft. »Ich war der Star des Dorfes. Ich hatte Besucher ohne Ende.«
    Er lächelte sie freundlich an. »Lügnerin.« Dann beugte er sich zu ihr. Seine Nähe und Eindringlichkeit raubten ihr den Atem. »Sophie, es gibt so viel mehr im Leben! Schönheit! Leidenschaft! Feuer!«
    »Oh.« Sie lehnte sich zurück und schnaubte wissend. »Ihr sprecht von übermäßigem Alkoholgenuss und Beischlaf, nicht wahr?«
    Der Mund blieb ihm offen stehen. »Was?« Dann schüttelte er seine Überraschung ab. »Sophie, ich rede vom Leben.« Er starrte sie eine Weile scharf an. »Ihr versteht es wirklich nicht, nicht wahr?«
    Unbehaglich wich sie seinem Blick aus. »Mir gefällt mein Leben, so wie es ist.« Ich hasse mein Leben, so wie es ist, aber was soll ich dagegen tun? Sie hatte bereits alles aufs Spiel gesetzt, indem sie nach London gekommen war, aber das Abenteuer hatte ihr nur die Augen dafür geöffnet, was sie nie haben konnte.
    Graham zog nachdenklich die Augenbrauen zusammen. »Also schön«, sagte er langsam, »dann macht doch mal die Augen zu.«
    Sie wich zurück. »Nein.« Dann fragte sie zögernd: »Warum?«
    Er lachte leise. »Sophie, haltet den Mund und schließt die Augen.«

Viertes Kapitel
    I m Raum war alles ruhig außer dem Luftzug, der durch den halb geöffneten Vorhang hereinwehte. Sophie konnte Räder über das Kopfsteinpflaster holpern hören und Stimmen in der Ferne, aber bei geschlossenen Augen verschwommen die Geräusche mit dem Bewusstsein, dass Graham ihr nahe war. Nah und unbeobachtet.
    Bei diesem Gedanken schlug sie die Augen wieder auf. Sie sah, wie er nach ihrer Hand griff. »Was tut Ihr?«
    Offensichtlich verärgert setzte er sich. »Könnt Ihr Euch nicht einen Moment entspannen?«
    Sie schaute ihn stirnrunzelnd an. »Nicht, wenn ich nicht weiß, was Ihr vorhabt.«
    »Sture Sophie. Wie ich sehe, müssen wir ganz vorne anfangen.« Er zog sein Taschentuch heraus und faltete es rasch. Sie wich zurück, als sie bemerkte, dass er es ihr vor die Augen binden wollte. Er beantwortete ihre Geste mit einem »Wag-es-nur-nicht«-Blick. Sie verzog missmutig das Gesicht, gehorchte aber.
    »Das ist albern … ein Kinderspiel.«
    Sie konnte fast hören, dass er grinste. »Genau.« Er nahm ihre Hand – seine Haut fühlte sich in der Dunkelheit schockierend warm an – und legte etwas auf ihren Handteller. Es war kühl, hart

Weitere Kostenlose Bücher