Loderne Glut
die Reifen«, sagte Barney.
Joe und Hank wechselten einen Blick, und eine Stunde später, ungefähr sechs Meilen vor einem anderen kleinen Dorf, hielt Hank den Wagen an und sagte zu Barney, daß er aussteigen solle.
»Du kannst mich doch nicht einfach hier aussetzen!« jammerte Barney. »Ich werde vor Durst sterben!«
»Nur, wenn du inzwischen das Gehen verlernt haben solltest«, entgegnete Hank, während er den Gang einlegte und losfuhr.
Joe lehnte sich zurück und seufzte: »Ich habe mich in meinem Leben noch nie so leicht gefühlt. Wohin jetzt, Boß?«
»Zur Ziellinie!«
Hank Montgomery gewann das Harriman-Rennen und schüttelte sich den getrockneten Lehm von den Kleidern, als er zur Plattform ging und dort die einen Meter hohe Siegestrophäe aus Silber aus den Händen des Bürgermeisters von Phoenix entgegennahm.
Joe stand am Fuß des Podestes und wartete auf ihn. Sie waren acht Tage hindurch gefahren, ohne nennenswerte Ruhepausen dazwischen, und alles, wonach Joe jetzt verlangte, waren ein Bad und ein Bett. »Du hast uns hier doch Zimmer bestellt, nicht wahr?« fragte er müde, während die Leute sie umdrängten und beglückwünschten.
»Ich habe dir eine Suite besorgt und mir das oberste Stockwerk im Brown«, erwiderte Hank grinsend.
»Oberste . . .?« begann Joe und stockte mitten im Wort. Zuweilen vergaß er, daß Hank ein reicher Mann war; aber das konnte man eigentlich nur als Kompliment für ihn betrachten. Denn Hank benahm sich überhaupt nicht wie ein begüterter Mann - und wie ein Hochschulprofessor schon gar nicht.
»Nun, ich werde jetzt schlafen. Kommst du mit?«
»Nach einer Weile«, sagte Hank, nahm seine Lederkappe ab und bemühte sich, seine dunkelblonden Haare, die vom Lehm verkrustet waren, einigermaßen zu bändigen.
Joe folgte Hanks Blick zu einer sehr hübschen jungen Frau, die am Rand der Menge stand. »Du wirst dir nur Ärger einhandeln«, warnte Joe, zuckte dann aber mit den Schultern, Was Hank Montgomery tat, ging nur ihn etwas an. Er bezahlte Joe gut und teilte sich mit ihm die Gewinnprämien, und mehr verlangte Joe nicht. Er drehte sich um und bahnte sich einen Weg durch die Menge.
Dr. Montgomery sammelte seine Papiere und Bücher ein, schob sie in die schwere Ledertasche und verließ den Vorlesungssaal. Er war ein großer, breitschultriger Mann, und sein dunkelbrauner Anzug hatte einen perfekten Sitz, der seinen muskulösen, durch jahrelange Übungen gestählten Körper hervorragend zur Geltung brachte. Sehr wenige seiner Kollegen und, wie er hoffte, keiner seiner Studenten kannten seine Herkunft und seine privaten Verhältnisse. Für sie war er nichts anderes als ein Wirtschaftsprofessor mit einer hervorragenden Ausbildung, der viel von seinen Studenten verlangte und keine leichten Prüfungsaufgaben stellte. Einigen seiner Kollegen mißfielen seine Vorstellungen von dem Wert der Arbeit, weil sie sich sorgten, diese könnten Studenten aus reichen Häusern vor den Kopf stoßen, aber, da Dr. Montgomery sich ruhig und gesittet betrug und in keinerlei Skandale verwickelt war, akzeptierten sie ihn. Sie wußten nichts von dem Vermögen, das seiner Familie gehörte, oder daß er während der Ferien Automobilrennen fuhr, und sie ahnten nichts von der anderen Seite seines Wesens.
Hank ging zu Fuß die anderthalb Meilen bis zu seinem Haus - einem hübschen kleinen Ziegelhaus am Ende einer kleinen, ruhigen Allee, das von hohen schattenspendenden Bäumen und üppigen, unter kalifornischer Sonne prächtig gedeihenden Grünpflanzen umgeben war. Hank lächelte, als das Haus in Sichtweite kam. Er freute sich auf die beschauliche Ruhe in seinen vier Wänden und die fürsorgliche Pflege seiner Haushälterin, Mrs. Soames. Er mußte Seminararbeiten durchsehen und benoten, und er arbeitete nebenbei noch an seinem zweiten Buch über Arbeit und Management.
Kaum hatte er die Haustür aufgeschlossen, eilte Mrs. Soames aus der Küche herbei und verbreitete eine schwüle Duftwolke parfümierten Puders um sich. Ihr Gesicht schien vor Lächeln zu bersten - wie sie auch sonst aus allen Nähten zu platzen drohte. Mrs. Soames war eine exzellente Köchin, und sie »probierte« ihre Speisen ein wenig zu oft.
»Sie sind heimgekommen«, stellte sie vergnügt fest und hielt ihm einen Brief hin. »Den haben Ihnen die Leute aus dem Norden geschickt, um die Sie sich, wie der Gouverneur sagte, kümmern sollen.«
»Das hat er nicht gesagt«, korrigierte Hank sie. »Er hat. . .« Hank hielt inne, weil es
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