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Loecher, noch und noecher

Loecher, noch und noecher

Titel: Loecher, noch und noecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Rebhandl
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in eine täuschend echte Nachbildung der Nautilus verwandelt, besser als der Windschutz auf seinem Dienstfahrzeug schaut das aus, und darum sieht ihm der Biermösel diesen Weihnachtsbeleuchtungsexzess auch gerne nach, wie er dem Lindbichler überhaupt alles nachsieht. Er ist ihm jetzt nicht einmal böse, dass er ihn aus seiner wohlig-warmen Nahtoderfahrung zurückholt!
    „Servas Biermösel, was machst denn du da?“, fragt der Lindbichler deppert, wie er aus seinem Unimog herausspringt und den Biermösel aus seinem weißen Grab schaufelt.
    „Nach was schaut‘s denn aus?“, fragt der Biermösel deppert zurück, die Chemie zwischen ihnen beiden stimmt einfach.
    Wie die Anni früher sein Scheißhaus, räumt der Lindbichler dann schnell, schnell alles zusammen, was nach dem Durchzug der „Kreuzritter vom Sire Irish Moos“ auf der Straße herum liegt – Bierdosen, umgerissene Hinweisschilder, den einen oder anderen Hirschkadaver, Zigarettenschachteln, hochhackige Schuhe, hochprozentige Schnapsflaschen, alles kommt auf die Ladefläche vom Unimog. Und dann schnappt er endlich mit seiner rechten Hand, die den Biermösel neidvoll an die seligen Zeiten denken lässt, wie er selbst noch ein Rübezahl war, ihn selbst und wuchtet ihn auf seine linke Schulter, bevor er mit der linken Hand die Triumph greift und sie auf seine rechte Schulter wuchtet, genau so, wie er es schon zu Allerheiligen getan, als er den Biermösel nach drei Tagen Todeskampf endlich im Acker vom Brunner-Bauern gefunden und von der Vogelscheuche herunter gepflückt hat wie die reife Frucht vom Baum, nachdem zuvor der halbe Ort an ihm vorbeigefahren ist, ohne ihn zu retten.
    Fast wie der Bodybuilder seine zwei gebräunten und blondierten Weiber, trägt der Lindbichler den Biermösel und die Fips jetzt auf seinen Schultern zurück ins Leben und stellt sie hinter seinem U-Boot wieder auf. Und weil er aufs Saubermachen trainiert ist, wischt er dem Biermösel auch gleich noch den Sitz trocken, guter Mensch, der er ist, und setzt ihn in Fahrtrichtung darauf. Hauruck schiebt er ihn an wie ein olympischer Zweier-Bob-Bremser in Innsbruck-Igls seinen Bob, eins-zwo, eins-zwo, und endlich springt der Motor von der Fips wieder an, gemma, gemma! Es gibt, denkt sich der Biermösel immer wieder, auf der ganzen Welt keinen besseren Menschen als den Lindbichler, wenn der endlich eine Religion gründen täte, er täte ihm ungeschaut nachfolgen!
    Wie das U-Boot durch die kalten Gewässer der arktischen See, pflügt der Lindbichler dann mit seinem Unimog durch die ungeheuren Schneemassen vom Ausseer Land, und wie der Moses das Meer, teilt der Lindbichler die weiße Flockenpracht, während der Biermösel im Windschatten hinter ihm herrast, Erste, Zweite, Dritte, Vierte und endlich zumindest Windschatten, wenn schon keine Aerodynamik, herrlich ist das, es ist einfach immer wieder unbeschreiblich!
    Auf einmal erinnert sich der Biermösel mit dem neu gefassten Lebensmut, dass er ja neben dem Gottesbeweis auch noch irgendwo ein Schmalzbrot haben müsste, das er vorgestern zunächst verschmäht und in der Satteltasche zwischengelagert hat, weil die Roswitha in der Früh zwar brav die Grammeln und die Zwiebeln auf das zentimeterdick geschmierte Schmalz drauf gelegt, dann aber vergessen hat, dass sie es noch mit der Prise Salz extra veredeln muss, damit ihm das Ganze auch perfekt schmeckt. Der Biermösel holt jetzt das Schmalzbrot aus der Satteltasche heraus und hält es kurz unter den großen Salzstreuer, der hinten am Unimog dranhängt, und dann verschlingt er es mit einem einzigen Bissen. So ein gesalzenes Schmalzbrot nach der unverhofften Auferstehung ist fast besser als ein Schwamm mit Essig.
    Was aber ist mit seiner Schwester los, fragt er sich wieder, dass sie in letzter Zeit einen Fehler nach dem anderen macht und dauernd aus der häuslichen Routine ausschert wie jetzt der Lindbichler mit seinem U-Boot, der beim Christophorus-Marterl abzweigt und nach Goisern hinüberfährt ins Puff, wo er die Franzi Kubelik besuchen wird, die dort Einläufe mit Zwetschkenkompott verabreicht, obwohl sie lieber Liftboy geworden wäre (aber versuch Liftboy zu werden in diesem Land!).
    „Servas Biermösel!“, hört er den Lindbichler schreien, wie er mit seinem U-Boot in die Tiefen der Wälder hinein verschwindet.
    „Servas Lindbichler!“, schreit ihm der Biermösel hinterher, mit einer tiefen Dankbarkeit im Herzen, weil er ihn schon wieder gerettet hat.
    Ganz ohne seinen Stern von

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