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Loecher, noch und noecher

Loecher, noch und noecher

Titel: Loecher, noch und noecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Rebhandl
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ihm dann auch der gute Mensch Lindbichler in seinem Unimog nicht mehr helfen kann, da ist es nur die gewaltige Vorfreude auf den Lebkuchen mit Streusel, den ihm die Roswitha immer in die Keksdose auf seinem Nachttisch als Betthupferl hinstellt, die ihn die Kraft dazu finden lässt.
    Aber wo den Biermösel sonst die harte Faust der Buchenscheiter-Hitze aus der Küche empfängt, wenn er aus der Kälte nach Hause kommt, da packt ihn heute ganz ungewohnt nur die eisige Zugluft aus der zugefrorenen Hölle am Schlafittchen, es ist so kalt da herinnen, dass der Biermösel den Wetterfleck erst gar nicht in die Ecke schmeißen und „Roswitha! Das Schwein!“ rufen kann. Die lose Glühbirne im Hirschgeweihluster flackert in ihren letzten Zügen, die Buchenscheiter im Kachelofen sind eingefroren, eine dicke Schicht Raureif hat sich über die gesamte Möblierung gelegt, aber am schlimmsten und wirklich beängstigend:
    Kein Schweinsbraterlduft umweht heute seine empfindliche Nase, sondern nur der furchtbare Gestank von faulen Eiern, da kann er seiner Schwester die Frage wirklich nicht mehr ersparen:
    „Roswitha! Bist denn du deppert?“
    Verdächtig hätte es ihm schon seit Tagen vorkommen müssen, sinniert der Biermösel jetzt, wie er sich den Wetterfleck über den Schädel zieht und die Pratzen noch tiefer in den Säcken von seiner Lodenhose bunkert, dass die Roswitha seit ein paar Tagen so fröhlich ist, so fröhlich, so fröhlich, so fröhlich war sie nie. Wie wenn sie 16 wäre und sich in einen Jungbauern vom Jungbauernkalender verliebt hätte, der bei ihr in der Küche herumhängt (und den er ihr heute noch herunter reißen wird!). Ein, zwei Tanzschritte hat sie immer wieder eingelegt, wenn sie aus der Küche heraus gekommen ist und ihm der häuslichen Routine folgend das Nachtmahl aufgetischt hat, soweit war alles vorschriftsmäßig. Aber wenn sie dann brav und folgsam abgeräumt hat, dann hat er sie in den letzten Tagen immer wieder beschwingt mit dem Arsch wackeln gesehen, und das sicher nicht wegen ihm.
    „Richtig!“, hört der Biermösel auf einmal eine tiefe Bassstimme, tief wie aus dem Loch in seinem Zahn hört sie sich an, und da zuckt sogar er hart gesottener Ordnungshüter zusammen wie die Jungfrau in der ersten Nacht. Aber selbst mit den zusammengekniffensten Adleraugen vermag er dann in dem diffusen Licht keinen zu erkennen, dem diese Stimme gehört.
    „Wird doch nicht der geschnitzte Herrgott im Winkel mit mir reden“, fragt er sich besorgt.
    „Geh sei doch bitte nicht so deppert, Biermösel!“, hört er wieder den tiefen Bass antworten, obwohl er den gar nicht gefragt hat. „Was soll denn der Jesus Christ Superstar mit dir reden, der spielt in einer anderen Liga, andere Augenhöhe, andere Wellenlänge, das ist ja Hoffart, wenn du glaubst, dass der mit der redet!“
    Da endlich entdeckt der Biermösel am Stammtisch, wo sonst die Vertreter der unwürdigen Berufe sitzen, drei Jäger. Scheinbar unorganisiert und ohne jede Absicht sitzen sie da, aber such einen Jäger, der unorganisiert und ohne jede Absicht da sitzt, es wird dir nicht gelingen! Schon mit ihrer schlichten Anwesenheit signalisieren sie ihm, dass sie den Schweinsbraten zurückdrängen und das Wildbret salonfähig machen wollen, also Alarmstufe Rot.
    Der Biermösel behält die drei seltsamen Gesellen aus den Augenwinkeln heraus im Auge, wie er sich endlich auf sein Schafwollpolster im Herrgottswinkel setzt, das zwar auch eingefroren ist, aber das braucht er jetzt sowieso nicht. Er braucht den gußeisernen Aschenbecher, den er jetzt auf Verdacht aus der Hüfte heraus in Richtung Stammtisch hinüber feuert, bevor das depperte Gerede von dort drüben zur schlechten Gewohnheit wird, und zack! Schon sitzt der Wortführer wie von ihm beabsichtigt mit gespaltenem Schädel da, aber entgegen seiner Absicht fällt er nicht auseinander, der blöde Hund sitzt einfach nur weiter ruhig da und stopft sich mit deppertem Grinsen seine Jägerpfeife. Sapperlot, denkt sich der Biermösel, so was hat er dann auch noch nie gesehen!
    Da wird sich die Roswitha was anhören können, macht der Biermösel jetzt die Roswitha für die seltsamen Ereignisse verantwortlich, wenn er ihr am Heiligen Abend den alljährlichen Beschwerdekatalog vorträgt, erweitert um die heutigen Abweichungen von der häuslichen Routine, „Herrgottnocheinmal, Roswitha!“, schreit er, „wo bleibst du denn heute, und wo bleibt das Schwein?!“
    Dass die drei Jäger dort drüben am Stammtisch

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