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Loecher, noch und noecher

Loecher, noch und noecher

Titel: Loecher, noch und noecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Rebhandl
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hilf!
    Erst jetzt fällt dem Biermösel auf, dass er bei den vier verbliebenen Jägern den heißen Atem nicht sieht, der normalerweise wie bei der Kuh im Stall als weißer Nebel aus den Nüstern in die kalte Luft hinaus strömt, und er fragt sich besorgt:
    Sind denn das überhaupt Jäger? Oder sind das vielleicht die lebenden Toten, von denen er im Nachmittagsfernsehen vom depperten Staatsfunk schon so viel gehört hat? Und wenn ja, was wollen die von ihm?
    „Komm endlich herüber zu uns“, folgt postwendend die Antwort, und er sieht sie mit ihren grauslichen Pratzen nach ihm greifen. „Komm herüber, herüber, herüber, und wir reden nicht mehr über deine Sünde.“
    „Welche Sünde denn?“ fragt der Biermösel und stellt sich blöder als er ist.
    „Der kapitale Hirsch im Spätherbst.“
    „Und weiter!“, schreit der Biermösel.
    „Na du hast ihn über den Haufen geschossen, und das tut man einfach nicht!“
    Der Biermösel greift nach der Doppelläufigen und will auf sie ballern, aber da sind sie schon wieder schneller: Wie von Zauberhand serviert, steht auf einmal ein Rehrücken vor ihm auf dem Tisch, und wenn er nicht so einen Hunger hätte, täte er sich sofort anspeiben. Aber unter diesen Umständen? Er schämt sich fürchterlich, dass ihm jetzt wegen einem Rehrücken das Wasser im Mund zusammenläuft, und nur mit einem übermenschlichen Kraftakt kann er sich mit seiner gewaltigen Pratze eine runterhauen und sich selbst vor dem Fehlgriff bewahren, und mit Tränen der Wut in den Augen schreit er die Jäger an:
    „Führet mich nicht in Versuchung! Bitte führet mich nicht in Versuchung! Den nächsten Hirsch werde ich schultern und auf der Fips ins Landeskrankenhaus bringen, ich schwöre, aber führet mich jetzt bitte nicht in Versuchung!“
    Da haben die drei Jäger ein bisserl die Schnauze voll von seiner Resistenz. Sie packen ihre Pfeifen zusammen und rücken ihre Gamsbarthüte zurecht. Dann stehen sie auf, langsam wie Zombies, und wie sie in seine Richtung herkommen, sieht der Biermösel, dass sie alle trotz Sauwetter gar keine Bergschuhe tragen, sondern nur Hufe, und jetzt kapiert er endlich, dass das gar keine Jäger sind und auch keine lebenden Toten, sondern nichts weniger als eine Abordnung von Teufeln direkt aus der Hölle.
    „Komm mit uns, Biermösel“, locken ihn jetzt alle fünf Teufel mit süßlicher Stimme, wie Vertreter von der Ackerbau- und Viehzuchtbank betteln sie, die ihm dauernd einen Bausparvertrag andrehen wollen. „Dir hängt doch eh schon der Magen bis zu den Knien hinunter, also sei doch nicht so stur und hau dir endlich einen Rehrücken hinein oder ein Hirschragout mit Blaukraut oder was immer du willst, Hauptsache ein Wildbret!“
    „Sicher nicht!“, wehrt sich der Biermösel verzweifelt und versucht sie mit schwachen Tritten zu vertreiben. „Sicher nicht!“
    „Jetzt sei doch nicht so stur und folge uns nach!“ säuselt der Sechste Jäger, der auf einmal auch wieder da ist, obwohl sie den gerade vorhin zerfetzt haben, und er erzählt ihm, dass sie ihn hinaufführen werden zum Gebirgskamm und ihn von dort oben auf das stille Örtchen Goisern im braunen Gatsch drüben hinunter schauen lassen wollen, wo sie ihm drüben im Puff von der Gachblonden alle verfügbaren Weiber auftischen könnten...
    „Ich will die Anni!“ schreit der Biermösel.
    „Also gut, dann kriegst halt die Anni!“, sagt der Anführer schon ein bisserl angespeist. „Du wirst mit ihr auf dem Schaffell vorm Kamin neben einer als Christbaum geschmückten Rotbuche für die Weihnachtsnummer vom „Sex ohne Zensur“-Magazin fotografiert werden, wenn du das unbedingt willst, kurz: Wir erfüllen dir jeden von deinen peinlichen Wünschen, wenn du nur endlich.
    „Wenn ich endlich was?“ fragt der Biermösel schwach.
    „Ja wenn du halt in Teufels Namen endlich auf unsere Seite herüber wechselst, dem verdammten Schwein abschwören und zu Weihnachten als Zeichen deiner Umkehr einen Hirschschlögel oder wenigstens den geschmorten Hasen verschlingen tätest, jedenfalls keinen Schweinsbraten!“
    Da streckt der Biermösel erschöpft die Flügerl aus und klammert sich mit seinen beiden Pranken an die Lehne von der Holzbank hinter ihm. Er wirft den Schädel zurück und schaut hinauf zum gekreuzigten Herrn Jesus Christus, der über ihm hängt, im Prinzip in der selben blöden Lage wie er. Und wie er sich jetzt seine Pratzen links und rechts anschaut, sieht er sogar schon die Löcher in seinen Handflächen und

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