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Loecher, noch und noecher

Loecher, noch und noecher

Titel: Loecher, noch und noecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Rebhandl
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Radinger Spitzbuben, nicht auch können, fragt er sich beleidigt.
    Natürlich, fällt dem Biermösel jetzt in seiner hilflosen Wut ein, war er für gewisse Vorschläge für ein gedeihliches Zusammenleben auf beiden Ohren taub, aber glauben denn die Weiber wirklich, sie scheißen Zimttörtchen, wenn sie scheißen? Und natürlich, fällt ihm Weiteres ein, war Weihnachten mit ihm und der Roswitha nicht jedes Jahr das romantische Dinner für zwei, er persönlich hält ja wenig von der Romantik pur, was die Romantik pur betrifft, ist er durch und durch schießwütiger Gendarm! Aber selbst für seine unromantischen Verhältnisse ist das Christfest mit der Roswitha das eine oder andere Mal doch sehr einmalig aus dem Ruder gelaufen, da war bei Gott nicht nur der Kapuziner besoffen, muss er gestehen, da war insbesondere und vor allem auch er angezwitschert und fett wie die russische Erde, oh du Fröhliche! Manchmal hat sich die Roswitha schon auch was anhören können, wenn der zehnte Besoffene Kapuziner in ihm die Zunge gelöst und ihn zur Beichte gedrängt hat, „jetzt sag ihr endlich, was sich bei dir über das ganze zurückliegende Jahr angestaut hat!“, haben ihm die Stimmen von den besoffenen Kapuzinern eingeflüstert, und ihr Rat war ihm immer Befehl. Zwar ist das alles entscheidende Schweinsbraterl, das sie zubereitet, perfektest, und auch die Knödeln dazu sind einmaligst, und vom warmen Kraut mit Seichspeck könnte er sich monatelang alleine ernähren, so gut ist es. Aber darf man das vielleicht als Blankoscheck für all die anderen Verfehlungen missverstehen?
    „Sicher nicht!“, ist dem Biermösel seine entschiedene Haltung zum Blankoscheck und den damit einhergehenden Verfehlungen von den Weibern. Darum ist gerade in der funktionierenden Lebensgemeinschaft die Daumenschraube der einzige Kitt, der die Leute zusammenhält, eher jedenfalls als die rote Rose oder die Schachtel Mon Chéri, auf die scheißt er nämlich.
    „Die Anni, du Trampel, ist aber ein anderes Kaliber als du!“, hat er der Roswitha jedes Mal an den Kopf geworfen, wenn ihm das letztlich Unerfüllte an ihrer geschwisterlichen Zweisamkeit selbst sauer aufgestoßen ist und sie ihm vorgeworfen hat, dass er sich sowieso immer auswärts den Appetit holt und dann zu Hause nur den Schweinsbraten verschlingt und „nicht dich, du Trampel!“. Du meine Güte, schüttelt der Biermösel den Kopf und gräbt sich noch weiter in seinen Polster hinein, hat er wirklich so oft „Du Trampel!“ zu ihr gesagt? König Alkohol macht aus wenig oft viel! Aber wer Sorgen hat, hat auch Likör, redet er sich dann gerne auf seine Sorgen heraus, und wer Schmerzen hat, säuft umso mehr.
    Der Biermösel greift jetzt doch nach der Erstkommunionsbibel, wie er zutiefst besorgt daran denkt, dass ihm die Roswitha ja schon das eine oder andere Mal sehr deutlich zu verstehen geben hat, dass er sicher nicht der Mann ihrer Träume ist. Also an welche Hand denkt sie denn, fragt er sich jetzt mit aufkeimender Eifersucht, wenn er ihr die Politur gegen den furchtbaren Ausschlag auf das Arschgestell aufträgt, und nach welchem Finger sehnt sie sich, wenn er dabei öfter als ihm selbst lieb ist das Unsagbare tut und ins Schwarze hinein zielt, tiefer und immer tiefer?
    Wie der Biermösel jetzt so mit seinem Schicksal und einem abermaligen Weihnachtsfest in Einsamkeit hadert, wie er sich wie ein Embryo in seiner Bettstatt zusammenkrümmt und die längst vergangene Geborgenheit im Mutterleib herbeisehnt, da hadert er auch wieder mit dem Religionsgründer selbst und mit seiner schicksalhaften Geburt drüben im Stall zu Bethlehem, weil natürlich die es war, die ihm das Weihnachtsfest in Einsamkeit erst eingebrockt hat. Und wo er schon dabei ist, hadert er auch gleich mit seiner eigenen Geburt, an die er sich jetzt wieder erinnert, beziehungsweise stellt er sich halt in etwa vor, wie das damals gewesen sein muss, weil letztlich nicht einmal er so perfekt ist, dass er sich an seine eigene Geburt erinnert, vorstellen aber kann er sich sehr gut, was damals alles schief gelaufen ist.
    Zwar will er sich jetzt nicht eins zu eins mit dem Jesukindi im Stall von Bethlehem vergleichen, auch und schon gar nicht, was die Dramatik der jeweiligen Geburten betrifft. Aber auch seine Geburt ist unter keinem sehr guten Stern gestanden, und auch er ist in einem Stall zur Welt gekommen, zwar ohne Esel und Ochs, aber mit vielen kleinen Schafen drinnen, die der Alte damals gehabt hat und die sich furchtbar über

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