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Loecher, noch und noecher

Loecher, noch und noecher

Titel: Loecher, noch und noecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Rebhandl
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das dicke rote Blut heraus rinnen, bald ist es wirklich so weit, dass er dem Schwein abschwören und „Es ist vollbracht!“ schreien wird.
    Stattdessen aber richtet er sich noch einmal mit letzter Kraft auf und schreit die Bande an:
    „Ich widersage! Habt ihr mich verstanden? Ich widersage! Ich widersage!“ Und wie wenn er vom Doktor Krisper medikamentös endlich richtig eingestellt worden wäre, springt er in die Selchkammer hinein, reißt seine Seele heraus und schluckt sie wieder hinunter. Dann greift er nach zwei ordentlich geselchten harten Schweinswürsten, die er aber nicht in den Mund hinein stopft und mit Genuss verschlingt. Er kreuzt die zwei Trümmer vielmehr und hält sie der verteufelten Jäger-Bande vors Gesicht, und dann schreit er „Harte Würste!“ anstatt richtigerweise „Weiche, Satan!“. Das genügt, die teuflischen Jäger haben seine Botschaft verstanden. Sie lösen sich in einer gewaltigen Stichflamme auf und ziehen durch den Rauchfang vom Holzofen ab, in dem die Roswitha sonst dem Schwein noch einmal Vollgas einheizt, und der Biermösel schreit in seiner immensen letzten immensen Erleichterung, die den ganzen Auerhahn erzittern lässt:
    „Herrgott, Roswitha! Wo bleibt denn heute das Scheinsbraterl? Musst du es erst erfinden?!“

Nachbarn in Not
    Die Nacht dann natürlich, furchtbar! Die Roswitha ein einziger eiskalter Fisch drüben in ihrer Kammer, der kein einziges Mal sehnsuchtsvoll „Kommst du dann?“ geschrieen hat, wie er noch alleine unten in der Gaststube gesessen ist und gegen die furchtbaren Jäger-Teufel angekämpft und sie endlich heldenhaft zurückgedrängt und besiegt hat. Soll ihm ja keiner mehr daherkommen und von ihm verlangen, dass er dem Schweinsbraterl abschwört, da ist er dann trotz Verweichlichung immer noch ganz der Bud Spencer.
    Die Roswitha aber hat ihm nicht geholfen, das wird notiert. Die Tür zu ihrer Kammer war verriegelt wie der Tresor von der Kirche in der Ackerbau- und Viehzuchtbank, sodass er sich das „BITTE NICHT STÖREN!“-Schild gleich selbst mit dazu hat denken können. Keinen Spalt breit war sie geöffnet, wie er mit letzter Kraft und schwer angeschlagen heraufgekrochen ist in den ersten Stock, aber weiter als bis Untergeschoss Fegefeuer hat er es dabei leider nicht geschafft, von der Himmelstür ist er heute weiter entfernt denn je.
    „Das ist ja wirklich nicht normal!“, ist der Biermösel jetzt endgültig ein bisserl sehr angefressen auf die Roswitha, „wie sehr du dich in letzter Zeit zum Schlechteren verändert hast!“
    Seit die Roswitha nicht mehr pariert und springt wie ein Gämslein, wenn er nach ihr schreit, seit sie ihm nicht mehr alles zum Arsch trägt, was er von ihr verlangt, kurz: Seit sie ein bisserl sehr deppert geworden ist und sich mehr an der Neuzeit orientiert als am Alten Testament, ist ihm zusätzlich zu seiner sowieso schon komplett verfahrenen Lebensplanung auch noch seine bis dato wenigstens halbwegs verlässliche Tagesplanung entlang am Schweinsbraterl zu Hause im Auerhahn verloren gegangen.
    Der Biermösel hat sich nach dem ganzen Chaos mit den Teufeln unten in der gefrorenen Hölle die Bergschuhe erst gar nicht ausgezogen, weil die Schuhbänder komplett vereist waren. Früher, muss er sagen, wie noch alles in Ordnung war zwischen ihm und seiner Schwester, ist halt sie immer bereitwillig in der ihr zugedachten Demutspose vor ihm in die Knie gegangen und hat ihm die Schuhe ausgezogen, wenn er selbst nicht mehr können hat, und auch die unvermeidliche Geruchsattacke hat sie dabei immer anstandslos akzeptiert (und wenn sie es nicht anstandslos akzeptiert hat, dann hat er sie halt angeschrieen und ihr auseinandergesetzt, dass ein Gendarmenfuß kein duftendes Kräuterbeet ist, „du Trampel!“).
    Heute aber hat er sich nur schnellschnell selbst die Hose aufgeknöpft und selbstverständlich genau dort hinuntergelassen, wo er gerade gestanden ist, weil das auch ein eingespielter Usus zwischen ihnen beiden war, dass die Roswitha immer hinter ihm her rennt und alles wegräumt, wohingegen er überall stehen bleibt und alles fallen lässt, wie und wo es ihm gerade passt, ein echter Pluspunkt ist das bisher gewesen für die Roswitha. Dann hat er ein Flanellnachthemd vom Stapel mit der gebügelten Flanellwäsche draußen am Gang herunter gerissen und den ganzen restlichen Haufen hinunter geschmissen, als Wink mit dem Zaunpfahl gewissermaßen, weil der Stapel auch immer kleiner wird, seit die Roswitha das Bügeln genauso

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