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Loecher, noch und noecher

Loecher, noch und noecher

Titel: Loecher, noch und noecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Rebhandl
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Warschauer Pakt stehen sich unversöhnlich die zwei Blöcke einer natürlich gewachsenen Feindschaft gegenüber, die auch vor Weihnachten keine Aussicht auf Versöhnung kennt, wie der gesetzliche Mindestlohn und der freie Markt stehen die Jäger und die Biermösels zueinander.
    Es gibt nämlich auf der Welt keine feigere Brut als die Jägerschaft, ärgert sich der Biermösel jedes Mal wieder, wenn er einen Jäger sieht. Lauern, tarnen, täuschen, aus dem Hinterhalt heraus feuern, dann meistens nicht einmal richtig treffen, dann das angeschossene Wild nicht finden und am Schluss jede Schuld von sich weisen – so sind die Jäger.
    Jedes Mal, wenn der Biermösel auf seinen Streifendiensten an der langen Gerade drüben im Silbertannenwald einen Jäger aufspürt, juckt es ihn ganz ordentlich in der Schusshand, dass er ihn packt und 100 Meter von sich entfernt aufstellt wie der Charles Bronson im Wilden Westen den Peter Fonda. Dann täte er sich den Hut tief ins Gesicht ziehen, den Wetterfleck hinter das Halfter von der Glock ein bisserl zur Seite schieben, mit den Bergschuhen langsam die Zigarette ausdämpfen, und dann – Halleluja! – täte er mit einem eingesprungenen Biermösel die Glock aus dem Halfter reißen und aus der Hüfte heraus feuern, peng, peng, peng!
    Daran denkt der Biermösel jedes Mal, wenn er einen Jäger sieht. Aber die Jäger sind immer sofort ganz Bambi, wenn ihnen der Biermösel über den Weg läuft und sie zum Duell fordern will. Da sind sie sofort mit ihrem Jägerlatein am Ende, wenn er ihnen mit seinen zusammengekniffenen Augen und seiner Furcht einflößenden Aura ihren angestammten Platz in der Hundeecke zuweisen möchte, bevor er mit seiner unverhohlenen Verachtung die eindeutige Botschaft nachschickt wie normalerweise der Jäger den Jagdhund zum waidwunden Wild:
    Ich bin der Herrscher über den Wald!
    Heute aber ist gar nichts Furcht einflößend am Biermösel, heute ist er nur müde und schwach. Auf einmal will er nur noch schlafen, was wirklich noch nie vorgekommen ist, wenn er nicht vorher das Schweinsbraterl verschlungen hat. Der Biermösel muss so furchtbar gähnen, und unverhofft hat er das sehr depperte Gefühl, dass seine Seele aus seinem geknechteten Körper heraustritt und hinüber zum Seichofen fliegt, und wie er dann seinen schweren Schädel hebt und hinschaut, sieht er, dass dort auf einmal „Seelchenofen“ draufsteht anstatt wie sonst immer „Seichofen“, und auf einmal sind ein vierter und fünfter Jäger auch noch da, und die räumen den gut abgehangenen Selchspeck und die harten geselchten Schweinswürste heraus und stattdessen das Wildbret hinein, und zwar direkt neben seine Seele, die da jetzt drinnen hängt wie ein Gefangener, der per Folter an das ganze Wildbretteufelszeug gewöhnt werden muss, kann denn das sein?
    „Na sicher, du Hosenscheißer!“
    Schon merken die Jäger am Stammtisch, dass es mit dem Biermösel körperlich bergab geht, wenn ihn seine Seele nicht mehr stützt, und sie hoffen, dass er bald soweit sein wird und dem Schwein abschwört. Langsam stecken sie ihre Pfeifen in die Lodenjacken, sie richten sich den Gamsbarthut gerade und strecken ihre gierigen Pranken lockend nach ihm aus.
    „Komm herüber zu uns, Biermösel!“, raspeln sie Süßholz, „Komm, komm, komm!“
    „Ist es schön bei euch?“, droht der Biermösel dem Locken schon zu erliegen. „Und krieg ich dort was zu essen?“
    „Soviel du willst!“
    Der Biermösel richtet sich schon auf und will hinübergehen. Aber weil er so schwach ist, kann er die Gase nicht mehr an sich halten, und ein Junggesellenlied fährt ihm in die Hose, so ordinär und laut, wie auch er es nur selten schafft. Durch den nachhallenden Donner aber ist er auf einmal wieder hellwach, und er hört, wie der Anführer von den Teufeln ihn wütend anschreit: „Im Jenseits wird aber nicht gefurzt! Das mögen sie weder im Himmel noch in der Hölle, wenn dort drüben aus allen Löchern geschossen wird!“
    „Aber wenn dort drüben nicht gefurzt wird, dass der Luther vor Freude springt“, schießt der Biermösel aus allen Rohren zurück, „dann bleib ich sowieso lieber da, damit das auch einmal klar ist!“
    Da ist es auf einmal noch stiller als still, und der Biermösel kann sehen, wie die drei Jäger ihre Köpfe zusammenstecken und sich furchtbar ärgern über den einen, der das Maul zu weit aufgerissen und so dem Biermösel wieder Kraft eingeflößt hat, und mit bloßen Händen zerreißen sie ihn, Himmelmutter

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