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Loecher, noch und noecher

Loecher, noch und noecher

Titel: Loecher, noch und noecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Rebhandl
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doch ein wenig persönlicher zu werden: „Wo kommst du denn überhaupt her, du schnauzbärtiges Teiggesicht – ah, aus Polen, sagst du? Dann verpiss dich gefälligst mal wieder dorthin zurück, wo deine Mutti dem Kommunismus nachweint, bevor ich dir einen Arschtritt verpasse!“
    Da freilich hat er nicht bedacht, dass sie noch 12000 Fuß über jenem Gebirgskamm in Aussee schwebten, auf dem der Flachdachneubau steht, den er erst kürzlich über diesen kleinen Scheißer Kaltenböck Karli von der Ackerbau- und Viehzuchtbank erworben hat. Also sagt der Wlatscheslav einfach zu ihm: „Musst du fliegen Flugzeug selber auf Sicht, großer Meister, weil habe ich kein GPS, was leitet mich auf sichere Wege, hab ich nur Rosenkranz.“ Und dann nimmt der tatsächlich die Flossen vom Steuerknüppel und lacht bis über beide Ohren, als würde ihn der Papst persönlich beschützen, er hält diese Polen mit ihrem zittrigen Karol wirklich nur schwer aus, also Frage an Radio Vatican: „Do I run out of luck?“, wie der Amerikaner in Detroit sagt.
    Als Konzernlenker kann er zwar selbstverständlich alles lenken, nur halt leider kein Flugzeug. Das stand nicht auf seinem Stundenplan in der „Economic school of Montgomery Burns“ in Springfield, wo er den Schnellkurs Heuschrecking belegte und als Klassenbester abschloß. Wenn du aber das Steuer auf einem Riesendampfer namens Autokonzern übernimmst, dann nützt es dir ohnehin nichts, wenn du zuerst Kurse belegst und anschließend mal hier an einem Rädchen drehst und dann dort einen Schalter umlegst. Du weißt einfach nie, was unten beim Arsch heraus kommt, wenn du die Riesensau oben fütterst.
    Also bleibt dir als einzige Möglichkeit nur die Axt, wenn du Manager des Jahres werden willst, soll heißen: Wirf möglichst viele von deinen stets jammernden, stets wimmernden, stets ängstlichen Arbeitern und Schnupperlehrlingen mit einem Arschtritt aus deinem Konzern hinaus und überantworte sie alle dem insgesamt völlig überflüssigen Staat mit seiner Sozialhilfe. Allerdings wirst du selbst als „Schlächter“ und „Eiskalter Engel“, wie er einer ist, diese verdammten Kletten nie vollständig los, und es tun sich immer wieder Nischen auf, in denen sie dir einfach überlegen sind, „also nimm das mal nicht so persönlich, Krasimir!“, hat er dann zu ihm gesagt und seine Hände zurück auf den Steuerknüppel gelegt, „Flieg mal schön du auf Sicht weiter“. Dann hat er ihm noch die Pilotenbrille geputzt und „der Gattin auch Frohe Weihnachten!“ ausgerichtet, bevor er auf seinen dürren Beinchen im gebeugten Krebsgang aus dem Cockpit hinaus geschlichen ist, nie zuvor hat sich ein Konzernlenker vor einem Arbeiter mehr blamiert.
    Als ihn vor einigen Tagen die ersten beunruhigenden Meldungen aus dem Qualitätsmanagement erreichten, dass es beim neu ausgelieferten Geländewagen MONTY gravierende Probleme mit dem GPS geben würde, hat er die Techniker angewiesen, dieses Teufelszeug zunächst aus der konzerneigenen Flugzeugflotte auszubauen und wieder auf Handbetrieb umzustellen, um die verunfallten Karren sollten sich die Vertragswerkstätten dann später kümmern.
    Jetzt aber wird die Landung bei diesem Scheißwetter eine Frage des Vertrauens, und genau das hat er nicht, seit ihm Papi zu Weihnachten vor 43 Jahren den Arsch versohlt hat, weil er sich unter dem Christbaum in die Hosen geschissen hat, „Aua, Papi“, könnte er auch nach all den vielen Jahren immer noch schreien, „Hör doch bitte auf, mir tut der Arsch schon so weh!“
    War es am Ende ein wenig übertrieben, als er vor wenigen Tagen – anstatt eine Weihnachtsfeier auszurichten – noch einmal 6000 (oder waren es 8000?) von diesen Arbeitern in die freie Wirtschaft entlassen hat, weil die eingesparten Millionen in einem prima Gestüt in Dubai viel besser angelegt sind? Ach, seine Pferchen, seine über alles geliebten Pferdchen!
    Genau genommen reißt er nämlich immer ganze Wirtschaftszweige mit in den Abgrund, wenn er zur Axt greift, und einige Tausend Kauf- und Konsumgemeinschaften namens Familie gehen den Bach hinunter und können bald nicht einmal mehr bei Aldi Dosenfutter kaufen. Dann weinen die traurigen Kinderaugen, weil der böse Onkel Konzernlenker dem braven Papi Lohnsklaven den Strohhalm weggenommen hat, an den er sich sein ganzes beschissenes Leben lang geklammert hat. Und trotzdem geht seit Jahren alles ohne rote Fahnen und Trillerpfeifchen über die Bühne, sodass er sich oft genug selber fragt, was

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