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Loecher, noch und noecher

Loecher, noch und noecher

Titel: Loecher, noch und noecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Rebhandl
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angerufen und ihr vorgeschwindelt, dass es heute terminlich leider überhaupt nicht geht mit der Fahrt nach Ischl hinüber, weil er überraschend – „Über-rasch-end auch für mich, Anni!“ – den sehr wichtigen Autokonzernlenker Raff-Kahn schon heute treffen muss, der hat sich nämlich auf seine Vermittlung hin den Flachdachneubau aus der Verlassenschaft vom Puffkaiser Schlevsky oben am Gebirgshang gekauft, „das ist wichtig für mich, richtig, Anni, wichtig für uns, du hast ja so Recht!
    Die Provision aber, die er dann wie vereinbart morgen von ihm bekommen soll, die wird er nicht mit dir teilen können, tut ihm wirklich sehr leid.“
    Dann schnell noch einmal aufs Klo und wieder hinüber ins Wettcafe, geschmeidig und immer geschmeidiger, in der ganzen Gegend von Goisern bis Aussee geht keiner so geschmeidig aufs Klo wie der Jackpot Charlie. Wer ihn von weitem beim Geschmeidig-Gehen sieht, der könnte meinen, der Jackpot Charlie ist der Shubidu Jack mit seinem berühmt-geschmeidigen Shubidu-Walk, „ja, Anni, so ähnlich wie der Moonwalk geht der, keine Ahnung, Anni, was du jetzt genau mit Mun-Sekte meinst, die tanzen den aber sicher nicht, ah, in der Zeitung hast du das gelesen?“
    Als der Shubidu Jack nach schwerer Kindheit, schwerer fast als seine eigene, endlich groß herausgekommen ist, damals Anfang der 70er Jahre, als sie auf Radio Schmalz Tag und Nacht zuerst seinen Shabadab-Song und dann „Highway ho, highway he, highway-riders are okay!“ rauf und runter gespielt haben, sogar bei ihnen im Waisenhaus, da hat auch der kleine Karli den Shubidu-Walk probiert, und „ich war groß-artig, Anni“, hat er zu ihr gesagt, „ich war einfach der Wahn-sinn, hör zu Anni, wir müssen dann un-be-dingt einmal tanzen gehen, ach so, lieber gehst Eislaufen?“
    Dann geht er halt morgen Eislaufen mit ihr!
    Bei der Weihnachtstombola dann, er war noch ein Taferlklassler, haben alle Kinder im Waisenhaus die Maxisingle vom Shubidu Jack gewinnen wollen, was nämlich der Jackpot war, aber nur einer hat ihn gewinnen können, „und das glaubst du jetzt nicht, Anni, der eine, der war das eine Mal ich.“
    „Jackpot, Charlie! Jackpot, Charlie!“, haben sie dann im Waisenhaus alle miteinander geschrieen, und seither heißt er halt Jackpot Charlie, „wie der Checkpoint Charlie in Berlin, Anni, nur halt Jackpot statt Checkpoint, geh Anni, das ist doch witzig, den Checkpoint Charlie in Berlin musst du doch kennen, nie was gelesen?“
    Gewaschen, geföhnt, frisiert und voll elastisch in den Beinen ist er dann auf die Bühne hinauf, und „ich hab mich angebrunzt vor Freude, Anni, weil eins musst du mir glauben: Wenn du im Waisenhaus aufwächst, dann zählt jede Freude doppelt und dreifach, weil du einfach nie weißt, wie lange die Freude im Waisenhaus anhält.“
    Kommt nämlich sofort der Schuster Ronnie daher, schwarze Haare bis zum Arsch und einen Kopf größer als er, voll der Schlager-Feind und total der ärgste Fan von den Motörhead, „Motörhead, Anni, ich weiß ja auch nicht, warum die Motor mit Ö schreiben!“ Kommt also daher und gibt ihm eine Kopfnuss und ein Negerbussi, wie er es sich vom Biermösel in der Pädagogik-Stunde abgeschaut hat, und sagt: „Gib sofort her, du halber Arsch, oder ich dreh dir das Ohrwascherl aus dem Gewinde und spuck dir hinein!“. Und dann nimmt er ihm die Maxisingle aus der Hand und springt darauf herum wie der volle Hardrocker auf dem leeren Bierbecher, und aus war es mit der Freude, „Anni, das glaubst du nicht, wie freudlos es im Waisenhaus sein kann, aber wenn dich die eigene Mutti weglegt wie ein altes Brot, dann ist das halt einfach sehr, sehr traurig, tut mir leid Anni, aber manchmal muss auch ich immer noch weinen.“
    Fünf Jahre lang hat er sich dann die Motörhead aus dem Zimmer vom Schuster Ronnie anhören können und zu Ace of spade den Shubidu-walk perfektioniert, „das kennst du auch nicht, Anni, na geh! – ,I‘m born to lose, und gambling is for fools!’, singen die Rocker, hast das wirklich noch nie gehört, Anni, ich kann es leider auswendig, manchmal glaub ich, sie haben es für mich geschrieben.“
    Jetzt ist es auch schon wurscht, denkt sich der Jackpot Charlie, wie er auf die Uhr schaut, jetzt ist sowieso schon alles zu spät. Der Jackpot Charlie kramt in den Innen- und Außentaschen von seinem eleganten Wildledermantel („Danke, Anni! Danke, danke und immer wieder Danke!“) und in den Säcken von seiner Bundfaltenhose. Er findet seine roten Marlboro

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