Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Loecher, noch und noecher

Loecher, noch und noecher

Titel: Loecher, noch und noecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Rebhandl
Vom Netzwerk:
beschissenen Song singt, den er ihm aus seiner persönlichen Feder andienen und mit dem er ihn groß rausbringen wollte, samt eigenem Text und der ging so:
    „Wenn Kerzenwachs die Hoden tränkt Lametta an der Vorhaut hängt Und Tannengrün die Eichel spickt Hast du den Weihnachtsbaum gefickt!“
    Und so einen Scheißdreck sollte er singen?
    Hätte er die Karte dieser Roswitha früher gelesen, wäre er sofort aus der Badewanne gehüpft, in sein Schlangenlederhaut-Jacket geschlüpft und zu dieser roten Rose in ihre Steppe im Gasthaus gefahren. Wer weiß, denkt er jetzt, ob nicht sie seine Miss Shubidu geworden wäre, the one and only, nach der er sich sein Leben lang gesehnt hat? Er stellt sich ihr Lächeln vor, ihre zarte Hand, ihre stämmige Figur, das ausladende Becken, die strammen Beinchen – solides Schreinerhandwerk, eine richtige Muttersau mit prallen Brüsten voll dicker weißer Milch vorne dran und einem Schinken hinten am Arsch, in den er sich hätte verbeißen können.
    Als sich der Shubidu Jack zurücklehnt, um zu sterben, blickt er noch einmal zum Deckenspiegel des Badezimmers hinauf, und plötzlich muss er sogar noch einmal lachen. Denn eingegossen in das weiße Email der Badewanne sieht er plötzlich die Farben Deutschlands: das Gold seiner Duschhaube, das Schwarz seiner Wampe, das Rot seines Blutes. Sollte der Neger Neger Schornsteinfeger am Ende also doch als Deutscher sterben?
    Da kracht die Tür, und dieser Bulle, den er vorhin vom Puff herüberkommen sah, fallt in sein Zimmer herein wie ein Sack. Er stolpert über das Fauteuil und kracht auf die Nase, aus der augenblicklich das Blut strömt. Langsam rappelt er sich wieder hoch und blickt sich um, als müsste er sich erst orientieren. Der Kerl hat mächtig einen in der Krone, schüttelt der Shubidu Jack den Kopf, als er mit gezogener Knarre zu ihm herein ins Bad gestürmt kommt und ihm sofort sein goldenes Handtuch vom Schädel reißen will.
    „Her mit der Goldhaube!“, schreit der Penner ihn an.
    „Meinst du die?, fragt der Shubidu Jack, zieht sich die Duschhaube herunter und reicht sie ihm. Er ist dabei im Angesicht des nahenden Todes ganz ruhig, er verspürt noch nicht einmal Gram gegen diese elend besoffene Kreatur, die ihn beim Sterben stört und ihn jetzt verdattert und mit großen strahlenden Augen und zitternder Hand anschaut.
    „Gibt‘s denn so was?!“, stammelt der Idiot plötzlich und schlägt seine Hände vor dem Gesicht zusammen wie ein elendes Waschweib, „bist du vielleicht der Shubidu Jack?!“
    „Persönlich“, sagt der Jack betont kühl. Aber ein wenig ehrt es ihn schon, dass ihn der Affe erkannt hat, trotz dem extrem unwürdigen Aussehen. Verlegen spielt er mit seinen Fingern, und plötzlich will er nicht mehr ausschließen, dass sein Leben doch noch versöhnt endet, vor Publikum nämlich, wie es immer sein Traum war.
    „Kannst du bitte ,Maus, maus, zuckersüße Maus, ich bin dein Santa Claus’ für mich singen?“, fragt der Bulle und fällt vor ihm auf die Knie. Dann lässt er seine Knarre fallen und umfasst zitternd seine kalte Hand.
    Als dann auch noch der andere Bimbo von unten in der Rezeption zu ihnen heraufgestürmt kommt und fragt, ob sie hier vielleicht eine Rolle Klopapier hätten; als der Grasmuck ihn stattdessen zu sich herwinkt und ihm erklärt, dass das der Shubidu Jack ist, da ist die sentimentale Runde komplett, und der Jack fängt ,Maus, maus, zuckersüße Maus, ich bin dein Santa Claus’ zu singen an, ebenso einfühlsam wie inbrünstig. Nachdem er die erste Strophe beendet hat, fassen sich alle drei an den Händen und stecken ihre Köpfe zusammen, und jeder von ihnen verspürt in seiner Einsamkeit plötzlich die Wärme der Liebe, welche das Leben manchmal auch als Geschenk unter den Christbaum zu legen bereit ist, nur halt leider nicht bei ihnen.
    „Soll ich jetzt noch ,Alles hat ein Ende, nur die Wurst hat zwei’ singen?“, fragt der Shubidu Jack dann, nachdem er die beiden anderen zu Tränen gerührt hat.
    Aber schon ihr begeistertes Klatschen hört er nicht mehr.

Löcher, noch und nöcher
    „Ich brauch mehr blaue!“, schreit der Biermösel auf der stürmischen Fahrt weg von der Anni zurück zum Doktor Krisper, der hinten auf der Fips sitzt und sich im dichtesten Schneetreiben ängstlich an ihn klammert. Was auch sonst reden, wenn man gerade gemeinsam das Tageswerk vollbracht und eine schwierige Prüfung für das Patienten-Arzt-Verhältnis hinter sich hat?
    „Warum bist du überhaupt bei

Weitere Kostenlose Bücher