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Löffelchenliebe (German Edition)

Löffelchenliebe (German Edition)

Titel: Löffelchenliebe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Kaufhold
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mir bis gerade eben ganz sicher, dass es davor passiert ist, aber jetzt, wo ich drüber nachdenke, es könnte auch … Ich kriege den Ablauf der Ereignisse überhaupt nicht mehr auf die Reihe. Oh nein, vielleicht meldet er sich deswegen nicht ? Er findet, dass ich eine Witzfigur bin. Eine Dampfwalze. Bin ich zu dick ? Warum habe ich ihm bloß meine Karte aufgedrängt ? Ich hätte warten sollen, ob er nach meiner Telefonnummer fragt. Was hat er noch mal gesagt, als ich ihm die Karte gegeben habe ? Was war das noch mal ? Nur, dass er Praktikant ist, oder ? Oh Gott, er hat abgelenkt. Er wollte mir schonend beibringen, dass er kein Interesse hat. Und ich grinse ihn an wie ein Honigkuchenpferd. Kein Wunder, dass er nicht anruft !
    Da, meine Hosentasche vibriert, das Telefon ! Es klingelt ! Oh Gott ! Was tue ich nur ? Ein Schluck Aloe Vera, schnell die Fischstäbchen wenden, durchatmen, räuspern, die Stimme ein paar Tonlagen tiefer schrauben, ich hab den Ernstfall doch geübt !
    »Hallo ?«, hauche ich.
    »Anna ? Du klingst so komisch.« Meine Mutter schnaubt.
    »Mama, ich kann jetzt nicht, ich muss auflegen !«, schreie ich in den Hörer.
    Über mir streitet sich das Pärchen, dessen Namen ich mir nicht merken kann, und am anderen Ende der Leitung saugt meine Mutter ausgiebig an ihrem Gaumen.
    »Aber warum denn ? Hat dieser Daniel sich gemeldet ?«
    »David !«, rufe ich empört.
    Ich wusste es, ich hätte ihr nicht davon erzählen sollen. Aber irgendwie war ich so berührt nach meinem Gespräch mit David, so leise ergriffen und voller Wärme gegenüber meiner Mutter, dass ich mir vorgenommen habe, sie mehr teilhaben zu lassen an meinem Leben. Es erschien mir plötzlich so besonders, dass ich überhaupt die Möglichkeit habe, sie teilhaben zu lassen.
    »Also, sag schon, hat Dawitt sich gemeldet ? Aber du rufst ihn nicht an, hörst du !«
    »Nein, hat er nicht, und nein, ich rufe nicht an. Ich lege jetzt auf. Tschüss, Mama !«
    Sekunden später klingelt es an der Tür, ziellos rase ich hin und her. Das wird er sein ! Er hat ja meine Visitenkarte mit der Adresse. Unter gar keinen Umständen kann ich ihm so aufmachen, meine Augenpartie sieht aus wie die von Horst Tappert. Ich stelle mich schräg zum Fenster und luge vorsichtig auf die Straße. Sehe nur einen Müllmann – am Abend ? Im selben Moment klopft es bereits an der Wohnungstür. Mist ! Automatisch werfe ich mich zu Boden.
    »Anna, mach auf, ich weiß, dass du da bist. Hab dich schreien gehört.«
    Ich krabble über den Boden und richte mich vor der Tür auf. Ina klopft, die Zwillinge hämmern gegen das Holz.
    »Mensch«, raune ich und schließe die Tür schnell wieder hinter den dreien, »habt ihr mir einen Schrecken eingejagt.«
    »Meine«, sagt Paul oder Piet und deutet auf meine dunkelgrünen Gießwein -Hüttenschuhe mit elastischem Strickbündchen. Ein Geschenk meiner Mutter.
    »Nein, das sind nicht deine«, sagt Ina. »Deine sind dunkelblau und kleiner.« Dann wendet sie sich an mich: »Ich wollte nur mal kurz fragen, ob David sich schon gemeldet hat.«
    »Bäh«, macht Piet oder Paul, »stinkt.«
    Irritiert sehe ich ihn an.
    »Nein, hat er nicht. Aber ich hatte mein Handy auch nicht die ganze Zeit eingeschaltet.« Ich kreuze die Finger hinterm Rücken und versuche unaufgeregt zu klingen.
    Es riecht in der Tat recht eigentümlich in meiner Wohnung.
    »Du weißt, was du ihn als Erstes fragst, wenn er sich meldet ? Gerade bei jemandem, der so jung ist, sollte man kein Risiko in Sachen Familienplanung eingehen.«
    Aus der Küche kommt ein Klirren, Ina rennt an mir vorbei. Piet und Paul haben die Pfanne mit den rauchenden schwarzen Fischstäbchen vom Herd auf den Boden gezogen und heulen im Chor.
    »Alles gut«, sagt Ina, als sie die beiden mit Expertenblick untersucht und den Herd ausgeschaltet hat. »Sorry, Anna, für das Chaos. Wir müssen los. Piet und Paul übernachten bei ihrem Freund Franz-Ferdinand, und ich treffe mich gleich mit einem Samenspender. Bechermethode statt Sex, Gott sei’s gedankt. Wir wollen schließlich noch ein Schwesterlein. Stimmt’s, Jungs ?«
    Statt einer Antwort stampfen die beiden auf den verbrannten Fischstäbchen herum.
    Als ich die Fischstäbchenreste mit einem Messer vom Boden gekratzt habe und es wieder still in meiner Wohnung ist, komme ich ins Grübeln. Ich sehe David vor mir, wir sprechen über Kinder, er will nicht, vielleicht in acht Jahren. In acht Jahren ? Da bin ich dreiundvierzig und gehe stramm auf die siebzig zu,

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