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Löffelchenliebe (German Edition)

Löffelchenliebe (German Edition)

Titel: Löffelchenliebe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Kaufhold
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Schnurpselchen, versetz dich doch mal in ihn. Da kommt eine zehn Jahre ältere Superfrau auf ihn zu …«
    »Bin ich nicht. Nur älter.«
    »… und er kann sein Glück kaum fassen und nicht glauben, dass diese Superfrau Interesse an ihm hat. Vielleicht ist er genauso aufgeregt wie du und hat Angst, sich zu früh zu melden und zu eindeutig Interesse zu signalisieren.«
    »Aber wieso sollte er glauben, dass ich kein Interesse an ihm habe ? Eindeutiger als ich kann man sich ja wohl nicht verhalten.« Ich heule wie ein Schlosshund, Schnodder auf beiden Armen. »Ich bin ihm nicht geheimnisvoll genug !«
    »Ich glaube, jeder interpretiert so eine Situation automatisch zu seinen eigenen Ungunsten. Wenn er nicht gerade ein selbstverliebtes … Anna, warte mal kurz, hier will jemand zahlen.«
    Jetzt erst nehme ich das Stimmengewirr im Hintergrund wahr. Ich schniefe und warte. Warum fühlt sich das alles nur so unfassbar dramatisch an ? Klar, ich habe einen gewissen Hang zum Dramatischen, aber doch nicht so !
    Es ist heiß in dieser Telefonzelle, die Scheiben sind beschlagen, und draußen ist es stockdunkel. Ich male mit dem Zeigefinger ein Herz aufs Glas und schreibe A + D hinein. Als ich gerade beim O von = NEVER ENDING LOVE bin, vibriert meine Hose. Mein Handy !
    »Rosalie !«, schreie ich. »Mein Handy klingelt !«
    Panisch putze ich mir die Nase, kippe den letzten Rest Aloe Vera über mein Kinn, reiße mein Festnetz aus der Tasche, schleudere es von mir, schreie wieder »Rosalie !« ins Nichts und lasse den Hörer der Telefonzelle fallen. »Eine unbekannte Nummer !«, kreische ich noch und drücke die Annahmetaste meines Handys. »Hallo ?«, rufe ich und räuspere mich laut.
    »Anna ? Hallo, hier ist David.«
    »Ah, hallo.«
    »Ist es gerade irgendwie … unpassend ?«
    »Nein, nein, nein, sehr passend.« Ich atme tief ein und langsam und stotternd wieder aus.
    »Wie geht’s dir ?«, fragt er.
    »Äh, gut.«
    »Schön. Ich wollte sagen … fragen … Was machst du da eigentlich ?«
    »Wie ? Ach so.« Ich habe gar nicht gemerkt, dass ich mit meinem Ärmel auf dem Telefonzellenglas herumwische. Es quietscht wie verrückt, und das Herz ist weg.
    »Ich, äh, ich putze Fenster.«
    »Ach so. Soll ich besser ein andermal anrufen ?«
    »Nein ! Nein, nein, ich bin schon fertig. War gerade der letzte Wisch.« Ich versuche meine Hände unter Kontrolle zu halten.
    »Okay, gut. Ich rufe eigentlich an, weil ich fragen wollte, ob du Lust hättest …«
    Was ? WAS ?
    »… ob wir uns mal treffen sollen.«
    »Ja !«, rufe ich. »Gerne !«
    »Schön ! Wie wäre es gleich heute Abend ? Oder ist das zu spontan ?«
    Heute Abend ? Es ist doch bestimmt schon halb neun. Nein, das geht nicht. Unmöglich ! Ich kann meine dicken Heulquaddelaugen geradezu spüren, die brauchen mindestens zwei Nächte Schönheitsschlaf, um sich halbwegs zu regenerieren. Außerdem muss ich mich vorbereiten, psychisch und physisch. Ich muss ja noch zum Friseur, die grauen Haare färben, und das Gestrüpp an anderen Stellen muss auch noch weg. Oh, und den Artikel über Maribor, den habe ich ja komplett vergessen. Nein, heute geht’s auf keinen Fall. Andererseits, zwei Nächte Regeneration, also übermorgen, das ist noch so unendlich lange hin, und schlafen kann ich eh nicht, wenn ich weiß, dass ich ein Date mit David haben werde. Es kann also nur mehr Horst Tappert werden. Obwohl, wieder andererseits …
    »Oder morgen Abend ?«, höre ich mich fragen.
    »Klar, das geht auch. Hast du Lust, zu mir zu kommen ?«
    Zu ihm ? ! Beim ersten Date ?
    »Ja, gerne.« Bin ich von allen guten Geistern verlassen ?
    »Ich wohne hinterm Grünen Jäger, Thadenstraße 19. Du musst bei Kohen klingeln.«
    3,7 Kilometer mit dem Auto von meiner Haustür zu seiner, Schleichweg, schon drei Mal abgefahren, mit Kopftuch und Sonnenbrille, versteht sich.
    »Sagen wir um acht ?«
    »Äh, oder halb neun ? Plus minus …«
    »Klar, komm einfach, wann du willst. Ich bin da. Ich freu mich.«
    Ich muss dann mal loslegen !

Vier
    S e it minde stens fünf Minuten stehe ich hier. Inzwischen ist neun Uhr durch. Mein Taschenspiegel zeigt mir ein Augenpaar à la Renée Zellweger, wie sie nach fünf durchzechten Nächten aussehen muss – in alt. Mit etwas Wohlwollen gehe ich als greise Asiatin durch. Ich klappe den Spiegel zu. Habe die ganze Zeit das Gefühl, als hätte ich etwas zwischen den Zähnen hängen, aber da ist nichts, und trotzdem muss meine Zunge immer wieder nachfühlen. Das gleiche Spiel

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